Die Wohltaeter
aus.
»Ich glaube schon, dass Sie das wollen. Ansonsten wird Miriam Sie rauswerfen, sobald sie weiß, wer Sie sind und was Sie getan haben.«
Schmidt zuckte zusammen, als er Miriams Namen hörte. Doch dann grinste er Ninos plötzlich herausfordernd an. »Vielleicht sollten Sie sich mal nach Ingrid und ihrer Rolle in alldem erkundigen.«
»Um Ingrid werde mich noch kümmern. Aber jetzt reden wir beide erst mal«, entgegnete Ninos ungeduldig. »Auf welche Weise möchten Sie die Sache erledigen?«
Widerwillig erwiderte Schmidt, er könne sich unter Umständen vorstellen, als Zeuge auszusagen.
Ninos nickte zufrieden. »Hier ist die Nummer eines Mannes in Dänemark. Sie haben vierundzwanzig Stunden Zeit. Wenn Flemming Kragerup nicht bis morgen um zwölf von Ihnen gehört hat, komme ich und hole Sie. Mit oder ohne meinen Onkel. Verstehen Sie?«
Schmidt nickte kurz.
»Und dann möchte ich, dass Sie dorthin verschwinden, wo der Pfeffer wächst. Noch ein Tag mehr bei den Ausbildern, und ich werde Sie ausräuchern. Zuerst werden Sie den Ermittlern einen schriftlichen Bericht schicken und dann für immer aus Europa verschwinden. Aber Sie müssen eine Nummer hinterlassen, unter der Sie erreichbar sind.«
Hans Schmidt nickte erneut. Er hatte verstanden. Doch Ninos war noch nicht fertig.
»Wer ist Stan Jaeger? Verbirgt sich Møller dahinter?«
Schmidts Lachen klang nun eher hohl als provokant. »Es gibt ihn nicht. Oder besser gesagt, er ist schon vor langer Zeit verschwunden. Jetzt ist es nur mehr ein Name. Ein Sammelbegriff für alle neuen Projekte, die wir im Umweltbereich organisieren.«
»Im Umweltbereich?«
»Møller meint, dass dort unsere nächste Geschäftsidee liegt: Anstatt weniger zu konsumieren, um die Umwelt zu schützen,werden die Menschen in Zukunft ihre Sorge um die Umwelt mit Konsum kompensieren . Im Prinzip dieselbe Idee.«
Ninos ertrug es nicht länger, ihm zuzuhören. Eine Sache wollte er jedoch noch wissen.
»Warum haben Sie eigentlich ausgerechnet Ingrid kontaktiert? Es scheint ein wenig weit hergeholt, dass sie von hier aus etwas gegen die Ausbilder unternehmen könnte?«
Ninos fand, dass Hans Schmidt unglaublich traurig aussah, als er ihm schließlich antwortete. »Ingrid und ich kennen uns schon lange. Wir haben zusammen gearbeitet. Ich wusste nicht, mit wem ich sprechen sollte. Es war ihre Idee, Sie einzubinden, nichts, was ich mir ausgedacht habe.« Er wartete kurz, dann räusperte er sich tief. »Sie ist mit den Ausbildern blutsverwandt. Aber darüber müssen Sie mit ihr sprechen.«
Ninos spürte, wie ihm das Herz in die Hose rutschte. Das kleine Mädchen auf dem Foto, das Ingrid ihm das erste Mal gezeigt hatte, als sie von den Ausbildern berichtet hatte.
Miriam war Ingrids Tochter. Warum hatte er das nicht gleich begriffen? Er war ein verfluchter Idiot. Mit einem Ruck sprang er vom Tisch auf und warf Hans Schmidt ein einziges Wort zum Abschied zu: »Australien.«
Seit Ninos’ erstem Anruf hatte Ingrid unbeweglich auf demselben Platz ausgeharrt, weder von Schlaf noch von einem Gang auf die Toilette unterbrochen. Ihr Körper verweigerte ihr jegliche Bewegung. Sie wusste, dass die Wohnungstür unverschlossen war, und sie wusste, dass er die Türklinke herunterdrücken und hineinkommen würde, nachdem er ausreichend oft geklingelt hatte. Sie war bereit.
Als Ninos ihr gegenüber auf den Stuhl sank, hatte sie das Gefühl, als sei während der langen Nacht alles Leben aus ihr herausgeflossen. Zurück blieb nur ein blutleeres Gespenst.
»Du bist Miriams Mutter«, war das Erste, was er sagte.
In Ingrids Augen blitzte es auf, als sie sich umdrehte. »Was?« »Hör auf, Ingrid. Wir müssen anfangen, die Wahrheit zu sagen.«
Ninos fluchte innerlich. Er konnte keine weiteren Lügen von einerPerson ertragen, die ihn monatelang an der Nase herumgeführt hatte.
Ingrid schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht Miriams Mutter.«
Es wirkte tatsächlich so, als wäre sie aufrichtig. Ninos wurde schwer vor Müdigkeit.
»Wenn du nicht Miriams Mutter bist, wer ist es dann?«
Ingrid schwieg. »Sie ist nicht meine Tochter. Aber ich habe mich um sie gekümmert, als sie klein war. Ich konnte dir nichts über sie erzählen. Ich konnte ganz einfach nicht.«
»Weil du dich geschämt hast«, antwortete Ninos leise. »Und jetzt schämst du dich, weil du deinen Teil dazu getan hast, dass sie das Erbe der Ausbilder übernimmt.«
»Ihre Mutter war tot, und sie hatte einen Vater, der ...«, Ingrid fand nicht
Weitere Kostenlose Bücher