Die Wohltaeter
Rechte.«
»Und Sie glauben, dass mir das auch nur das Geringste ausmacht? Wir haben uns nie über etwas geeinigt, Sie und ich. Es wäre ja zu schön, wenn Sie und Ihre ganze Bande eines Tages ins Gefängnis kämen.« Ninos lachte trocken. »Ich glaube, das, was Ihnen zustoßen könnte, ist um einiges schlimmer. Sie bekommen einen Tag Zeit. Ich möchte Sie morgen um zwölf hier treffen.«
»Das geht nicht«, sagte Schmidt ruhig.
»In einem irischen Pub in der Döbelnsgata Ecke Tegnérgata. Notieren Sie sich das. Ich werde dort auf Sie warten. Wenn Sie nicht spätestens um halb eins dort sind, werde ich Ihren Namen in einem Aussteigernetzwerk veröffentlichen. Ich verspreche Ihnen, dass Sie dann in größere Schwierigkeiten geraten werden.«
Ninos legte auf, während er noch immer vor Wut zitterte. In diesem Gespräch hatte er ganz bewusst gedroht. Er musste verhindern, dass ein weiterer Ausbilder die ganze Welt betrog, oder zumindest die Schweden. Er wählte Flemming Kragerups Nummer in Dänemark. Interpol würde ein kleines Geschenk von ihm erhalten.
Ninos hatte sich gerade im Pub an einem Fenster niedergelassen, als er ein Taxi die Tegnérgata herunterfahren und bremsen sah. Der Besitzer des Pubs, Onkel Fuat, stand vor der Tür und entleerte Eimer mit Wasser über einer Pfütze Erbrochenem, wobei er gleichzeitig laut über den Verwandten fluchte, der ihn dazu überredet hatte, eine weitere Gaststätte zu eröffnen. Er hatte Ninos bereits einen Vortrag darüber gehalten, dass er und seine Cousins keine Verantwortung mehr für den Pub, die Familie und ihr eigenes Leben insgesamt übernähmen. »Alle Jugendlichen sind heutzutage verantwortungslos. Alle. Früher war alles besser. Alle sind verzogen. Alle«, schimpfte er unaufhörlich vor sich hin.
Der Mann, der durch die Tür kam, war äußerst elegant, schlank und hochgewachsen, mit kräftigem, dunkelblondem Haar, das langsam ergraute. Ninos ging auf ihn zu, stellte sich vor und führte ihn dann in den hinteren Teil des Gastraums, den niemand von der Straße aus einsehen konnte.
Hans Schmidt sah etwas überheblich aus, fand Ninos.
»Sie wollen also bei den Ausbildern aussteigen?«, fragte er. »Das hatte ich vor«, murmelte Schmidt. Er war Däne, hatte aber nur einen leichten Akzent im Englischen. Er war von London hierhergeflogen, wo er viele Jahre lang gelebt hatte, erklärte er.
»Was haben Sie vor, wenn Sie erst mal ausgestiegen sind?«, fuhr Ninos fort.
»Ich habe mich noch nicht entschieden«, antwortete Schmidt ausweichend. »Hauptsache, ich komme von ihnen weg.«
Ninos beugte sich zu ihm über den Tisch. »Sie werden sich bestimmt wundern, warum ich Sie hierher bestellt habe. Das werde ich Ihnen jetzt erklären. In dieser Tasche« – er klopfte auf den Rucksack, den er neben sich auf die Sitzbank gestellt hatte – »habe ich Dokumente, die Ihre neue Stiftung betreffen, die in Schweden registriert wurde und Kleider sammeln und zu einem guten Zweck weiterverkaufen will. Ich besitze außerdem Akten, die Sie mit Wirtschaftskriminalität innerhalb der Ausbilder in Verbindung bringen. Sie dürfen also wählen, ob Sie die schwedischen Behörden oder Møller im Nacken haben möchten.«
Schmidt starrte ihn an und wartete auf eine Fortsetzung. »Nie im Leben werde ich mich Ihren Drohungen beugen«, schnaubte er dann.
Ninos stand auf. »Entschuldigen Sie mich kurz. Ich bin gleich wieder da«, sagte er und ging in Richtung der Toiletten. In dem Moment, als er von der Bar verdeckt wurde, wandte er sich Fuat zu und bat ihn, den Gast zu beaufsichtigen. Fuat fragte nicht, warum er bewacht werden sollte, sondern nickte lediglich.
Als Ninos die Toilettentür wieder öffnete, wartete Fuat bereits davor. »Er hatte seine Hand in deinem Rucksack. Als ich vorbeiging, hat er sie wieder herausgenommen. Sollen wir was unternehmen?«
»Nein, geh du nur wieder an die Arbeit, ich erledige den Rest.«
Fuat murmelte etwas Unverständliches und zog sich zurück.
Ninos saß gerade wieder am Tisch, da kam Fuat wie eine Dampflok aus der Küche gestürmt, nahm einen Stuhl, stellte ihn neben Ninos und begann auf Assyrisch zu schreien.
»Ich habe genug. Hörst du – genug! Ich habe keine Lust mehr, mich noch länger um die Kinder all meiner Geschwister zu kümmern. Sie müssen sich einen neuen Job zulegen oder arbeitslos sein oder lernen, wie das Leben funktioniert. Du verstehst das nicht, die neue Generation ist nicht so wie wir. Sie sind völlig respektlos. Hören
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