Die Wohltaeter
strömt.«
»Gut«, sagte Ninos trotzig. »Ich will nicht an deinen schmutzigen Machenschaften beteiligt sein. Vor ein paar Monaten wäre ichbeinahe gestorben. Doch Gott hat mich gerettet. Wie kannst du da glauben, dass ich kher stehlen will?« Er nahm sich zusammen und fügte hinzu: »Sogar Waisenkinder haben sie bestohlen!«
»Und was willst du dagegen tun?«, fragte Zoran etwas spöttisch.
Ninos merkte, wie sein verbissener Kiefer sich wieder lockerte. Eigentlich war er nicht mal besonders sauer auf Zoran, aber dessen Timing war ausgesprochen schlecht. »Keine Ahnung. Aber ich werde ihnen den Garaus machen.«
»Ich kapiere nicht, wovon du sprichst, und es interessiert mich auch nicht, Kumpel.« Zoran öffnete die Autotür und hob die Hand zum Gruß. »Ruf mich an, wenn du wieder normal bist. Bis dahin leb wohl.«
Ninos blieb stehen, als sie wegfuhren. Aber der Rausch, den er kurz zuvor gespürt hatte, war verflogen. Er hatte mit Zoran gebrochen. Und mit allem anderen auch. Jetzt würde er seinen eigenen Kampf aufnehmen. Mit welchen Methoden, würde er nach und nach herausfinden. Wer sein Gegner war, wusste er immerhin schon.
14
»Hier ist Ninos. Bitte leg nicht auf!«
Schweigen am anderen Ende der Leitung.
Ninos versuchte es noch einmal. »Hallo?«
»Ich werde nicht auflegen«, antwortete Ingrid nach einer Weile.
Ninos holte tief Luft. Er konnte es sich nicht leisten, es ein weiteres Mal zu vermasseln. »Ich würde dich wirklich gern treffen. Ich habe meine Lektion gelernt und glaube, ich weiß jetzt, worum es geht. Aber ich brauche Hilfe.«
»Und womit, meinst du, soll ich dir helfen?«
Er startete einen Versuch. »Du hast bei HHH gearbeitet?«
»Ja«, antwortete sie nach einer kurzen Pause. »Aber das ist komplizierter, als es zunächst aussieht. Ich möchte nicht, dass meine Tochter auf Abwege gerät.«
»Aber wir beide können darüber sprechen?«
»Vielleicht. Warum interessiert dich das Ganze?«
Genau auf diese Frage war er vorbereitet. »Ich möchte gern helfen.«
»Und wie?«
»Das weiß ich noch nicht. Aber wenn es hier um das geht, was ich vermute, dann glaube ich, dass auch du etwas dagegen unternehmen willst.« Ninos nahm einen neuen Anlauf. »Du kannst mir ja wenigstens etwas darüber erzählen. Es ist wichtig, dass wir irgendetwas tun. Falls es stimmt, dass sie Gelder veruntreuen, muss das ein Ende haben. Und es sind abscheuliche Dinge passiert ... «
»Ich möchte jetzt nichts mehr dazu sagen.« Sie verstummte.
Ninos schloss die Augen. Komm schon.
»Okay. Erzähl erst mal«, sagte sie dann.
Ninos gab alles, was er wusste, zum Besten. Vom englischen Gast, der über die grünen Container voller Altkleider gesprochen hatte. Wie er selbst auf dem Parkplatz gestanden und einen solchen Container angestarrt hatte. Wie er im Friseursalon von ihr und Anna erfahren hatte und dabei beinahe ein Ohr eingebüßt hatte. Wie er Matay in den letzten Tagen dazu genötigt hatte, so lange mit dem Auto umherzufahren, bis sie beide zu dem Ergebnis gekommen waren, dass die überfüllten Container tatsächlich in jedem Vorort standen, mit Plastiksäcken im Schnee ringsum, die nicht mehr hineingepasst hatten. Dass Matay dies für die beste Idee der Welt hielt und Schweden für ein phantastisches Land, weil alle so viel kher beitrugen. Wie das Radio ihm ins Ohr geplärrt hatte, weil Matay während der Fahrt versuchte, durchs Zuhören Schwedisch zu lernen. Dass der Gast, der behauptet hatte, dass das Geld niemals an seinem Bestimmungsort ankomme, unter einer Brücke gefunden worden war. War an dieser Organisation also etwas faul oder wurde er einfach nur langsam verrückt? Aus irgendeinem Grund glaubte er, Ingrid könne die Antwort wissen. Das alles erzählte er ihr, und auch über die Klosterschule berichtete er sehr aufgeregt. Er schloss seinen Bericht mit einem Zitat von Matay, welcher der Meinung war, wenn die Kleidersammlung ein Bluff sei und die Menschen, die dahinterstanden, kher verhinderten, sei das ein mindestens genauso abscheuliches Verbrechen wie das, dessen sich die Staaten, gegen die er gekämpft hatte, schuldig gemacht hatten.
Ninos befürchtete, dass Ingrid über Matays Vergleich lachen würde, aber sie schwieg noch immer. Stattdessen musste er selbst lachen, nachdem er seine Rede mit einem Vergleich abgerundet hatte, der derart unangemessen schien.
»Matay hat recht«, sagte Ingrid langsam. »Es gehört zu den schlimmsten Verbrechen. Du musst mir versprechen, noch mit
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