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Die Wolkenbraut: Das Leben der Philippine Welser. Ein historischer Roman

Die Wolkenbraut: Das Leben der Philippine Welser. Ein historischer Roman

Titel: Die Wolkenbraut: Das Leben der Philippine Welser. Ein historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeannine Meighörner
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Kenner aller Habsburger Nasen- und Schlüssellöcher diese Ereignisvorschau verzeihen.
    Schon im vorherigen Sommer war der Kaiser Anna Jagiello in den Tod gefolgt. Fiebrig von seinen starren Prinzipien – fiat iustitia, et pereat mundus – sollte die Welt nur untergehen, um Gerechtigkeit zu schaffen. Nun wollte der in Wien verstorbene Monarch neben seiner Gattin ruhen. Im Veitsdom.
    So tüftelte der Kaisergrab-Colin am Grabmal, türmte inmitten des Kirchenschiffes Marmorengel über Marmorengel auf für ein würdiges, wenn auch wenig intimes Liebesbett.
    Mein Herr war der Zweitälteste dieses braven Ehemannes. Wenig nach dem Vater geraten, dessen Namen er trug. Weder treu, noch grüblerisch.
    Ganz der Urgroßvater jedoch, der prächtige Kaiser Maximilian I. Das Leben war für ihn ein Kräftemessen, eine Buhlschaft, eine durchtanzte Nacht, ein Waidmannsheil, ein zerbeulter Harnisch, ein einziges Fest bei leeren Taschen. Nur der Sockel des vorletzten Ritters, wie mein Herr sein Vorbild nannte, sich in seine Tradition einreihend, war zu hoch für einen Zweitgeborenen. Man ahnt auch hier die Tragik.
    Prag jedoch war unter meinem Herrn aufgeblüht. Als Statthalter und Vizekönig von Böhmen hatte er zwanzig Jahre lang den einheimischen Adel und die linkisch beäugten Habsburger einander näher gebracht. Nicht schlecht geherrscht, viel Licht verbreitet und sich verströmt.
    Ein Souvenir seiner galanten Abenteuer sogar anerkannt. Diese Tochter Veronika mit dem Namen des ausgestorbenen Südtiroler Geschlechtes von Villanders ausgestattet und dem Stadtrichter Tobias Hoschegg von Adlersberg auf der Prager Kleinseite zur Aufzucht übergeben.
    Deren Mutter erwähnte er nicht einmal im Schlaf. Obwohl ich Alena, die Witwe von Lacek von Štramberk dahinter vermute. Oder etwa Veronika von Lipá – dem Namen nach? Ihre Spezialität war, dass sie in den Armen meines Herrn miaute. Die rollige Katze hatte auch den Wiegenzwerg häufig um den Schlaf gebracht.
    Wurde die Schönheit und Zutraulichkeit der Pragerinnen nicht in ganz Europa gerühmt? Die Keuschheitskommission seines Vaters, der die Schönen der Nacht verdammt hatte, war Ferdinand kein Stirnrunzeln wert.
    Auch an fürstlichen Bräuten litt mein Herr keinen Mangel. Sein Vater hatte ihn am internationalen Heiratsmarkt gehandelt. Erwartungsfroh.
    Nach der englischen Jungfer hatte man ihm Maria Tudor, dann Maria Stuart, dann die Tochter Karls V., seines Onkels, und schließlich die Witwe des portugiesischen Kronprinzen Johann zuführen wollen. Sogar eine Tochter des Franzosenkönigs, des ärgsten Territorialfeindes, war nach diplomatischem Gefeilsche im Angebot.
    Aber was tat mein Herr? Erklärte beharrlich, sich nicht verheiraten zu wollen. Keine Braut erschien ihm strahlend noch reich genug, um sich an die Kette legen zu lassen. Beharrlich hatte er auch den Zorn seines kaiserlichen Vaters ausgehalten. Ein Bonvivant fern jeder Heiratspolitik.
    Hatte man aber Ferdinands Wohlwollen gewonnen, pflanzte er einem das Fest des Lebens ein. Kein schlechter Umgang für einen Zwerg, der jedes Mittelmaß hasste.
    Zwar war mein Herr nur mittelgroß. Setzte jedoch alles daran, ein Herkules zu sein. War etwas vierschrötig geraten bei großer Körperkraft. Von Jagdstrapazen und ritterlichem Exerzitium gestählt. Manche Anekdote eilte ihm voraus: er könne eine Turnierlanze einhändig schwingen und hätte einen vierspännig gezogenen Wagen allein mit seiner Armkraft aufgehalten. Dummes Zeug, sagt der Zwerg.
    Ferdinands Augen waren von einem Novembergrau, das auch Unsereins kaum durchdringt. Das Gesicht länglich bei hoher Stirn. Die Haut milchig, Haare und Bart rötlich. Die Gesichtszier getrimmt, doch lang genug, um den knabenhaften Zug um seinen Mund zu kaschieren. Dieser lustbetont nach dem Familienerbe.
    Auch Ferdinand von Österreichs Riechorgan war ein Requisit seiner Abstammung, langkantig und an der Wurzel mit dem prägnanten Knick, den Dürer schon beim Kaiserurgroßvater festgehalten hatte. Eine Habsburger Adlernase, die länglichen Nasenlöcher messerscharf. Speerspitzen eines soldatischen Wesens, das nicht nur geachtet, sondern auch gefürchtet sein wollte, sagt der Kolbenphilosoph.
    Was es Ferdinand an Liebreiz mangelte, machte seine Erscheinung wett. Mannhaft war er, tollkühn. Der teuerste Zwirn, die neueste Rüstung gerade gut genug. Die besten Plattner zwischen Böhmen und Augsburg hämmerten, trieben leichte, aber stabile Stahlblechplatten, ätzten, ziselierten und

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