Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte
sie. Sie ging den Gang hinunter, wo sie von Mahagoni erwartet wurde. Sie streckte bereits ihren glänzenden Hals über das Stalltor.
»Das weiß ich«, bestätigte Lark.
»Und ihr auch«, warf Amelia über die Schulter zurück.
»Oh, ja«, erwiderte Lark lächelnd. »Tup und ich haben den Pfeil ja schon einmal geflogen, und das war unter weit schwierigeren Bedingungen! Die Prüfung heute sollte eigentlich kein Problem sein.«
In der Akademie herrschte eine feierliche Atmosphäre, als die Frauen der Edlen in ihren glänzenden Seidengewändern auf den Stuhlreihen im Hof Platz nahmen. Ihre Kappen waren mit Edelsteinen besetzt, und sie trugen lange Perlenketten um den Hals. Die Edlen des Rates standen in dunkle Jacken und Hosen gekleidet neben den Stühlen ihrer Damen, als die Geflügelten Pferde in einer Parade aus den Stallungen geführt wurden.
Jedes Pferd war gebürstet und gestriegelt worden, bis Fell und Flügelmembranen nur so glänzten. In Mähnen und Schweife waren silberne und schwarze Bänder geflochten, die Hufe waren mit Fett auf Hochglanz poliert worden. Die Mädchen waren makellos gekleidet und hatten ihre Stiefel gewienert; die Schirmmützen saßen keck auf ihren Reiterknoten.
Alle Edlen des Rates waren an diesem feierlichen Tag in die Wolkenakademie gekommen. Oc hatte sich über diese Mädchen und ihre Pferde beinahe entzweit, und jetzt wollte kein Ratsangehöriger dieses Ereignis verpassen.
Flankiert von zwei Sekretären, stand der neue Fürst auf den Stufen zur Halle. Als er diejenigen, die sich vor ihm verneigten oder einen Knicks vor ihm machten, mit einem Nicken begrüßte, glänzten seine hellen Haare wie Eis im hellen Morgenlicht.
Lark führte Tup hinter den anderen Drittklässlerinnen her zur Flugkoppel. Hester ritt durch das Tor voraus, und alle nahmen den Pferden die Flügelhalter ab. Die Pferde stampften mit den Hufen auf und raschelten mit den Flügeln. Tup tänzelte zur Seite, und Lark ließ ihn gewähren. Es war gut, wenn er seine überschüssige Energie loswurde, bevor die schwierigen Übungen in der Luft begannen. Beatrixah war direkt vor ihr und sah sich mit gerunzelter Stirn
um, als Tup mit dem Zaumzeug klirrte und ihr Schwarzer Junge nervös tänzelte.
»Keine Sorge. Sie sind nur aufgeregt. Es wird alles gut laufen«, sagte Lark.
Beatrixahs Stirn entspannte sich, und zum ersten Mal seit Monaten lächelte sie Lark an. »Ich weiß«, entgegnete sie und streichelte den Hals ihres Pferdes. »Ich bin so froh, dass es endlich so weit ist.«
»Ja.« Lark blickte nach vorn zu ihren Klassenkameradinnen und bemerkte, dass sie alle lächelten, selbst die oft so ängstliche Anabel. Mit strahlenden Augen und ganz geradem Rücken reihten sie sich hinter Hester und Goldener Morgen ein. Lark schöpfte Hoffnung, dass sie am Ende vielleicht doch noch eine Einheit wurden, und errötete vor Glück.
Sie blickte zurück zu den Stufen vor der Halle und sah Philippa Winters schlanke, aufrechte Gestalt. Sie war neben Fürst Frans getreten und trug nach wie vor die schwarze Reitertracht. Hinter ihr stand eine große, breite Gestalt, die sich neben dem Fürsten von Oc aufgebaut hatte, als wäre es das Natürlichste von der Welt. Es war Broh, der sich eine Auszeit von der Ernte genommen hatte, um dabei zu sein, wenn Lark ihre Silbernen Flügel erhielt.
»Sie sind da, mein Tup«, flüsterte Lark. Sie strich mit der Hand über seinen Hals und hob die Zügel, um die Flugkoppel hinunterzugaloppieren. »Sie sind beide da!«
Philippa beobachtete von den Stufen vor der Halle aus, wie die Mädchen sich mit den Pferden in die Luft erhoben und mit den Flugfiguren begannen. Es bereitete ihnen so viel Vergnügen zu zeigen, was sie konnten, dass darüber das Unglück des vergangenen Jahres von ihnen abzufallen schien.
Ihre Halben und Großen Wenden waren so korrekt, wie man es sich nur wünschen konnte, und die Spitzkehren absolut präzise. Sie flogen nur eine einzige Grazie, doch sie hatten sich die schwierigste überhaupt ausgesucht, bei der die Pferde sich in entgegengesetzter Richtung umeinander drehten. Es sah aus wie ein strahlendes Kaleidoskop aus braunen, schwarzen, fuchsfarbenen und gescheckten Pferden. Philippa blickte heimlich zu Susanna und stellte fest, dass auch sie die Hände fest verschränkt hatte und ihre Augen vor Stolz strahlten.
Sie hatte alles Recht, stolz zu sein. Jetzt fanden sich die Fliegerinnen der dritten Klasse für den Pfeil zusammen, den letzten Beweis ihrer Fähigkeiten, und
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