Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte
berührte sie.
»Das bin ich auch nicht«, erwiderte sie. »Obwohl ich auch gern dein Gesicht ansehe, Broh Hammloh und deine Stimme höre.« Sie lachte. »Falls du mal etwas sagst.«
Sein tiefes Lachen vibrierte durch ihren Körper. »Nun, ich habe nicht viel zu sagen.«
»Da bin ich aber anderer Meinung. Jedenfalls lohnt es, zuzuhören, wenn du sprichst.«
»Wie dem auch sei, Philippa«, sagte er und griff nach dem Türriegel. Sie spürte seine Enttäuschung fast körperlich. »Ich hoffe jedenfalls, dass du so lange hier bleibst wie du willst.«
Sie blickte noch einmal in sein Gesicht. »Du bist so lieb. Ich bin dir sehr dankbar, meinetwegen und um Sonis willen.«
Er zog den Riegel zurück und hielt ihr die Tür auf. Sie wurden von einer Welle warmer Luft empfangen, die nach frischem Kaffee, warmem Brot und gebratenem Speck duftete. Philippa setzte sich an den Tisch und nahm eine Tasse Kaffee. Sie beobachtete die Gesichter um sich herum, den kleinen Brandohn, die jungen Frauen, den schweigsamen Edmar, den lachenden Nikh … und Broh.
Es war schön, an diesem Tisch zu sitzen, das einfache Essen zu genießen und sich bei diesen lieben Menschen sicher zu fühlen. Es war schön, in der Nähe von Broh Hammloh zu sein, und der Gedanke, dass er genauso empfand, ließ ihr Herz unwillkürlich schneller schlagen.
Doch das war nicht genug. Es würde nie genug sein.
Kapitel 43
L ark hatte bei jeder Prüfung gedacht, dass die Göttin der Pferde an diesem Tag Einfluss auf das Wetter nahm, damit ihre wertvollen Geschöpfe am hellblauen frühherbstlichen Himmel über Oc besonders gut zur Geltung kamen. Dementsprechend war sie nicht überrascht, als sie an ihrem letzten Prüfungstag die Augen aufschlug und in einen wolkenlosen Himmel sah, vor dem sich die Baumwipfel abhoben, die ganz sanft im Wind schwankten. Voller Vorfreude sprang sie aus dem Bett.
Seit Fürst Wilhelm gestorben war, hatte die Wolkenakademie einige schwere Monate überstehen müssen. Meisterin Wanderer hatte ihre Sachen abgeholt und mit ihrem bleichen Gesicht einen jämmerlichen Anblick geboten, während sie zwischen Wohnhaus und Halle hin- und hergelaufen war. Meisterin Stern und Meisterin Mond hatten sich eine heftige Auseinandersetzung im Treppenhaus geliefert, die die Mädchen zusammengekauert von der Bibliothek aus belauscht hatten. Danach hatten alle so getan, als wären die Zwistigkeiten vorüber, doch niemand glaubte wirklich daran.
Die Schülerinnen hatten ihre eigenen Probleme, insbesondere die Mädchen der dritten Klasse. Beatrixah, Lilian und Beril verhielten sich nachtragend und trotzig. Isobel beklagte sich bei Hester, dass sie mit ihren Schlichtungsversuchen auf keiner Seite Erfolg hatte. Amelia, die still triumphierend
von Baron Riehs an die Akademie zurückgebracht worden war, verhielt sich reservierter als jemals zuvor. Lark machte sich Sorgen, dass sie sich durch diese schlimme Erfahrung noch mehr in sich zurückzog, doch wenn sie Amelia und Mahagoni fliegen sah, freute sie sich, denn wie bei allem zeigten die beiden auch hier ihre ruhige Kraft.
Doch Lark hatte in den dunklen Wintermonaten wenig Zeit gehabt, etwas davon anzusprechen. Sie hatte jede freie Minute mit der verwaisten Diamant verbracht.
Nachdem sie ihren Reiter verloren hatte, war die silberfarbene Jungstute Tup wie ein Waisenkind durch die Straßen von Oscham hinterhergetappt. Die Neuigkeit vom Tod des Fürsten hatte sich schnell in der Weißen Stadt herumgesprochen. Die zum Dienst gezwungenen Milizionäre ließen auf der Stelle Flinten und Degen fallen und kehrten nach Hause zurück. Die regulären Soldaten standen verwirrt umher und wussten nicht, was sie tun sollten. Lark war ungehindert durch die Stadt gekommen und hatte am späten Abend die Akademie erreicht. Tup war neben ihr hergelaufen, und Diamant hatte sich mit gesenktem Kopf und hängenden Ohren dicht an seine Flanke gehalten.
Es war eine traurige Heimkehr gewesen. Da sie niemanden um Rat fragen konnte, stellte Lark Diamant einfach in den Stall neben Tup. In dem Versuch, ihm möglichst nah zu sein, drängte sich die Jungstute mit so viel Kraft gegen die Trennwand, dass Lark schon befürchtete, sie würde sie einreißen. Lark sprach mit ihr und streichelte sie, doch das Fohlen stampfte mit den Hufen, zuckte zurück, beugte die Flügel und schnüffelte über die Wand hinweg an Tups Hals. Lark konnte kein Stutenfohlen mit einem unkastrierten Hengst in einen Stall stellen, aber sie hatte auch Angst,
Diamant
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