Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte
sie. »Wie schön, Sie zu sehen!«
Riehs drehte sich um und lächelte sie auf seine übliche zurückhaltende Art an. Da sie seine Tochter Amelia kennengelernt hatte, die ihm sehr ähnlich war, war ihr dieses Lächeln sehr vertraut. Alles an der Familie Riehs wirkte dezent, und dennoch strahlten sie Stärke und Kompetenz aus.
»Und Sie erst, Meisterin Winter«, erwiderte Riehs. »Man sieht Ihnen an, dass es Ihnen gutgeht. Und Soni?«
»Ihr geht es auch gut.« Aus einem Impuls heraus reichte sie ihm die Hand, als er abstieg.
Er nahm sie, beugte sich darüber und sagte: »Sie sehen wunderbar erholt aus, Philippa.«
»Das ist kaum anders möglich, Esmond«, erwiderte sie und lachte. »Soni und ich sind so faul und träge wie zwei Katzen in der Sonne. Ich bin überrascht, Sie zu sehen, obwohl ich es hätte ahnen können. Lyssett steht seit zwei Tagen unablässig in der Küche, und die Gärtner haben die Felder ruhen lassen und stattdessen die Wege geharkt.«
Er lächelte. »Ich habe mit der Postkutsche eine Nachricht vorausgeschickt.« Riehs’ Begleiter glitt ebenfalls aus dem Sattel, und der Baron deutete mit einem Nicken in seine Richtung. »Das ist mein Neffe, Philippa. Der Sohn meines Bruders, Niven Riehs. Niven, das ist Meisterin Philippa Winter.«
Der junge Mann verbeugte sich. »Es ist mir eine Ehre, Pferdemeisterin«, begrüßte er sie ernst.
Sie neigte den Kopf. »Baron Niven.«
»Nur Niven. Bitte, Meisterin Winter.«
»Wie Sie wünschen. Dann jedoch bin ich Philippa für Sie. Ich schlage vor, ich versorge rasch Ihre Pferde, während Sie ins Haus gehen und sich frischmachen.«
Bei diesem Vorschlag zuckten die Brauen des jungen Prinzen vor Staunen hoch. »Wo sind denn die Bediensteten?«
»Die Gärtner beschneiden heute Nachtmittag unten neben dem Schuppen die Lavendelfelder. Die Schäfer …«, sie deutete nach Westen, »… beaufsichtigen die Schafe auf der kleinen Weide. Und Lyssett ist natürlich mit unserem Abendessen beschäftigt.«
Esmond lachte amüsiert. »Wie ich sehe, gehören Sie inzwischen zum Hausstand, Philippa.«
Sie lächelte. »Ich hatte es so behaglich hier, und dafür bin ich Ihnen unendlich dankbar, Esmond.«
»Dann gehen Sie und versorgen unsere Pferde, wenn Sie wollen, Philippa. Wir wissen Ihre Hilfe zu schätzen. Wir waschen uns kurz den Staub von der Reise ab, dann können wir uns bei einer Tasse Tee zusammensetzen.«
Lyssett servierte ihnen Tee mit belegten Broten und Kuchen, obwohl sie gerade dabei war, ein weit aufwendigeres Abendessen zuzubreiten. Das ganze Haus war vom Duft nach gebratenem Lamm und Minzsauce erfüllt.
Philippa saß an dem langen Esstisch und spielte mit ihrer Teetasse. Niven hatte den gesunden Appetit eines jungen Mannes, der den ganzen Tag geritten war, und aß seinen Teller bis auf den letzten Krümel leer. Selbst Esmond ließ es
sich schmecken und machte Lyssett Komplimente, woraufhin sich die faltigen Wangen der Haushälterin röteten.
Als Esmond schließlich den Teller von sich schob und seine Teetasse nahm, sagte Philippa: »Was gibt es Neues von Ihrer Tochter?«
»Amelia meint, dass sie wohl bald zu reiten beginnt. Von ihrem Fohlen schreibt sie, dass sie ihm zwar noch keinen Namen gegeben haben, doch es scheint absolut vollkommen zu sein.« Er machte eine abfällige Geste. »Sie schreibt erstaunlich viel von seiner Vollkommenheit, von seinem glänzenden Fell bis hin zu den wunderschönen Hufen und seinen spektakulären Flügeln!«
Philippa lachte. »Jedes Mädchen empfindet dasselbe für das Pferd, an das es gebunden wurde.«
»Das denke ich mir. Aber sie klingt glücklich und sagt, dass sie mit ihm an der Longe auf der Trockenkoppel arbeitet, was auch immer das sein mag.«
»Das hört sich gut an. Ihr Pferd müsste im Frühling zwei Jahre sein. Die Geflügelten Pferde wachsen schneller heran.« Sie trank einen Schluck Tee und setzte die Tasse ab. »Was gibt es sonst für Neuigkeiten? Kommen Sie direkt aus Arlhen?«
»Ja, ich war in Geschäften für Prinz Nicolas unterwegs und habe mich mit meinem erlauchten Bruder in der Hauptstadt getroffen. Bei der Gelegenheit wollte ich Ihnen einen Besuch abstatten, und Niven hat angeboten, mich zu begleiten.« Er legte die Fingerspitzen aneinander und sah Philippa finster an. »Ich wollte lieber keinen meiner Diener mit hierhernehmen. Die Bediensteten tratschen zu viel.«
»Ich weiß Ihre Diskretion sehr zu schätzen, Esmond«, erwiderte Philippa. »Vielen Dank, Niven, dass Sie sich die
Zeit
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