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Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte

Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte

Titel: Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toby Bishop
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scharrte mit den Hufen den Boden auf und bleckte ab und an die Zähne, wenn er versuchte, sie zu streicheln.
    Wilhelm war überzeugt, dass sich das ändern würde, wenn sie erst miteinander flogen. Sie würden vom Boden abheben und alles andere hinter sich zurücklassen. In der Luft hatten sie keine Probleme mehr. In der Luft waren sie vollkommen allein, nur sie beide.
    Wenn sie erst flogen, konnte Diamant sich ihm schwerlich entziehen.

Kapitel 1
    P hilippa Winter stand neben Wintersonne auf einer Bergwiese im Süden von Kleeh, ließ ihre erhitzten Wangen von dem frischen Bergwind kühlen und den Schweiß auf Sonis Flügeln trocknen. Über den steilen Hang zu ihren Füßen erstreckten sich Lavendelfelder. Auf der Kuppe, nur einen Steinwurf von Philippa entfernt, grasten schwarzgesichtige Schafe in der Sonne. Abgesehen von dem Rauschen des Windes, der vom Meer heraufwehte, war ihr gelegentliches Blöken das einzige Geräusch. Soni stand ruhig da und lauschte der friedlichen Stille.
    Philippa legte den Arm um den Hals des Tieres. »Soni, mein Mädchen«, sagte sie. »Es ist vielleicht nicht unser Zuhause, aber es hätte schlimmer kommen können.«
    Soni drehte den Hals und liebkoste mit ihrer samtenen Schnauze Philippas Gesicht. Philippa lachte und streichelte sie. »Ein bisschen einsam ist es hier, gewiss. Aber es ist ein wunderschönes Fleckchen Erde.«
    Ein Hirte hob stumm den Arm zum Gruß, und Philippa antwortete mit einem Kopfnicken. Sie hatte sich auf gewisse Weise mit den seltsamen Bewohnern dieses abgelegenen Anwesens angefreundet. Als sie müde von dem langen Flug aus Oc und von unendlicher Trauer erfüllt hier angekommen war, hatte sie zunächst kaum mit jemandem gesprochen. Ihr Schweigen hatte jedoch keinen Eindruck gemacht. Die Menschen von Marinan waren selbst eher
schweigsam und an die Einsamkeit gewohnt. Das war nun über ein Jahr her. Seit der Hauptmann von Baron Riehs sie zu diesem Anwesen auf dem Berg gebracht hatte, war sie sowohl mit den menschlichen als auch mit den tierischen Bewohnern vertraut geworden und hatte bald jeden Hügel und jedes Tal von Marinan, dem Stammsitz der Riehs, kennengelernt.
    Die Familie besaß ein größeres und schöneres Haus in der Hauptstadt und ein weiteres an der Nordküste und kam nur noch selten her. Sie hatten Marinan der Obhut einer ältlichen Hausdame namens Lyssett überlassen sowie zwei wortkargen Schäfern und zwei Gärtnern, welche die Felder bewirtschafteten. In jeder Ecke des alten Hauses roch es nach Lavendel. Selbst die Fetzen von Schafwolle, die vereinzelt an Zweigen in den Lavendelfeldern hingen, dufteten danach.
    Diese Menschen hatten ihr ganzes Leben in Marinan verbracht. Die jungen Leute waren schon vor langer Zeit an Orte gezogen, wo es lebhafter zuging, doch diese treuen Bediensteten würden sich erst von Marinan trennen, wenn der Tod ihnen diese Aufgabe eines Tages abnahm. Die Gärtner boten das Lavendelöl und den Samen in der Hauptstadt zum Verkauf an und kehrten baldmöglich wieder zurück. Die Schäfer verließen die Hügel nur für die seltenen Feste oder um die Wolle zum Markt zu bringen und dort feilzubieten. So weit Philippa wusste, ging Lyssett selbst niemals weiter als bis zum Ende des langen abschüssigen Weges, um dort den Postkutscher zu treffen. Es war ein sehr überschaubares Leben, das angenehm unberührt von der Außenwelt war. Es war tatsächlich das perfekte Versteck für jemanden, der verfolgt wurde, und auch für ein Geflügeltes Pferd.

    Vor ihrer Ankunft war ein Stall für Wintersonne gesäubert und eingerichtet worden. Der Gärtner, der Philippa die Scheune und den Stall gezeigt hatte, sagte nur: »Anweisung meines Herrn«, wenn sie ihm irgendwelche Fragen stellte. Die ersten Tage hatte sie Angst gehabt, Soni selbst zum Schlafen allein zu lassen, doch nachdem eine Woche vergangen war, hatte sie begriffen, dass sich niemals ein Fremder oder ein zufälliger Besucher zu dem Haus verirrte und dass niemand außer den Gärtnern, den Schäfern und Lyssett Marinan bewohnte. Der respektvolle Ausdruck auf ihren Gesichtern, wenn sie von Baron Riehs sprach, überzeugte sie, dass diese guten Landmenschen sie niemals betrügen würden. Riehs’ Hauptmann hatte kurz mit Lyssett gesprochen, als er Philippa und Soni ihrer Obhut übergeben hatte, und schon bald hatten die Bewohner ihre Loyalität auch auf Philippa übertragen.
    Wenig später waren Philippa und Soni zu täglichen Ausflügen aufgestiegen, ohne Angst zu haben, entdeckt zu

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