Die wunderbare OX 82b Entstofflichungsmaschine (Retro-SF)
Duft in die Nase stieg.
»Was gibt’s denn heute ?« fragte ich misstrauisch.
»Es tut mir ja sooo leid, Zuckerschnäuzchen«, sie sah nicht so aus, als ob es ihr wirklich leid täte, »aber der Dinnerquick streikt mal wieder ... «
»... und es gibt nichts anderes als Brathühnchen«, beendete ich zähneknirschend den Satz. Nicht, dass ich etwas gegen knuspriges Schmeckt-wie-Hühnchen habe, aber fünfmal hintereinander ist zuviel des Guten.
»Haben wir nicht ein Glück, dass Brathähnchen das Lieblingsgericht von Tante Marilyn ist?«
Das hatten wir in der Tat, denn übers Wochenende würde der Dinnerquickservice wohl kaum ins Haus kommen, um das »Hähnchen-nonstop-programm« zu beenden. Abgesehen davon hatte ich jetzt Hunger. An der Sandwichmaschine stellte ich jedoch fest, dass ich nur die Wahl zwischen Pastrami und Cornedbeef hatte, ich mag beides nicht. Langsam wurde ich etwas gallig. Und so fragte ich mit einem süffisanten Lächeln: »Isst denn Tante Marilyn auch so gerne Pastrami und Cornedbeefsandwich?«
Alpha Jean überhörte dies wohlweißlich. Überhaupt konnte ich mich mit Blick auf die beiden Damen nicht des Eindrucks einer Verschwörung gegen mich erwehren. Etwas unbehaglich verzehrte ich deshalb meine siebenundachtzigste Portion Schmeckt-wie-Hühnchen in diesem Jahr.
»Liiiebling!« Ich zuckte zusammen. Diese lang gezogenen ’is, verhießen nie etwas Gutes.
»Liebling, Tante Marilyn hat eine tolle Idee, wie ihr doch noch euren Ausflug machen könnt. Du willst doch soo gerne nach Disneyland.«
Diese faustdicke Übertreibung ließ mich fast an meinem letzten Bissen ersticken. Tantchen schlug mir herzhaft auf den Rücken – ich glaubte meine Rippen brechen zu hören – und strahlte.
»Denk dir, Trumännchen, ich bin früher mit dem alten J. R. Harco öfter mal ausgegangen.« Sie kicherte jungmädchenhaft. »Das war natürlich lange bevor ich den lieben Hubert getroffen hatte. Damals, als J. R. ...«
Ich setzte meine »Ach wie interessant«-Miene auf und murmelte ab und zu etwas vielsagend Nichtsagendes, währen das Tantchen in Erinnerungen schwelgte. Aber meine Gedanken überschlugen sich. Sollte sich mein schöner Plan in Luft auflösen? Ja, schlimmer noch, was, wenn ich als Schwindler überführt werden würde? Ich sah nicht nur mein geruhsames Wochenende entschwinden, sondern obendrein meine Glaubwürdigkeit auf ewig dahin. Durch das Eintreffen von Abercrombie-Junior Eins und Zwei wurde mir jedoch eine vorübergehende Gnadenfrist gewährt. Unsere Sprösslinge legten einen kurzen, aber turbulenten Zwischenstopp im Kreise der Familie ein, ehe sie zu ihrem Wochenendcamp aufbrachen. Das ist heutzutage das Praktische an der Aufzucht der Nachkommen: man sieht sie so selten. Alltags besuchen sie die »5 x 24-Schule«, und am Wochenende erwähntes Camp. Andere Eltern haben dann noch zusätzlich das Feiertags-Rundum-Sorglos-Paket für ihren Nachwuchs. Aber am Nationalfeiertag, zu Erntedank und an Weihnachten schätzen wir Abercombies das gesellige Beisammensein.
Schlagartig brach Hektik aus. Kelsie Rose, der Liebling von Tante Marilyn, geriet über einen so genannten Petticoat in Entzücken. Sie hatte wohl den Hang zur Geschmacklosigkeit von ihrer Tante geerbt. Hank Truman der Zweite testete sein vollautomatisches Schlauchboot. Das heißt, unter wilden Zuckungen blähte sich das Boot in der guten Stube auf. Dass dabei meine Sammlung antiker Coladosen um ein Haar zu Altmetall verarbeitet wurde, entlockte Alpha Jean nur ein mildes Lächeln. Für wahre Kunst zeigte sie von jeher wenig Verständnis.
Nachdem der automatisierte Kindersammler vorgefahren war und die lieben Kleinen abgeholt hatte, kehrte ich ins Wohnzimmer zurück. Dort sammelte meine Frau gerade die Überreste unserer Stehlampe auf. Ich hatte dieses Prachtstück schon immer gehasst. Der Schirm erinnerte mich zu lebhaft an eine der diversen Kopfbedeckungen von Tante Marilyn. Von ihr war übrigens auch die Lampe, ein Geschenk zum zehnten Hochzeitstag. Mit einem Rundblick überschlug mein Weib den Flurschaden und fragte:
»Hast du neulich eigentlich die Versicherung erhöht?«
»Natürlich, Schatz«, behauptete ich im Brustton der Überzeugung, und beschloss das Versäumnis gleich nachzuholen.
Auch wenn man sich nur in begrenztem Umfang gegen Kinder versichern kann, so gibt es doch die Safety Kid & Parents Insurance, die quasi eine Versicherung der geplagten Eltern vor ihren eigenen Kindern ist. Nicht zu vergessen den Bonus, der von
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