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Heißes Pflaster Sachsen ROTE LATERNE Band 6 (Liebesroman Rote Laterne) (German Edition)

Heißes Pflaster Sachsen ROTE LATERNE Band 6 (Liebesroman Rote Laterne) (German Edition)

Titel: Heißes Pflaster Sachsen ROTE LATERNE Band 6 (Liebesroman Rote Laterne) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Larsen
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   Der Mann betrat das Gässchen durch einen Torbogen.
    »Himmelspförtchen« stand auf dem Schild, das darüber angebracht war. Sinnend stand der Mann einen Augenblick lang da. Schließlich verzog sich sein Mund zu einem Grinsen.
    Im Haus neben dem Torbogen öffnete sich ein Fenster. Eine etwas bejahrte Frau reckte den Kopf heraus.
    »Wenn Se zu den Gogotten wollen!«, plärrte sie in breitem Leipziger Dialekt, »dann sind Se richtig. Da hinten treiben sie's, die schamlosen Menscher, die dreck'schen Huren. So 'n Saustall gab's vor der Wende nich!« Damit knallte sie das Fenster zu, und der Mann setzte seinen Weg fort. Er schlenderte zwischen den alten Häusern über das unebene Kopfsteinpflaster, bis er schließlich vor einem in grellem Rosa gestrichenen Haus stand. Dort standen im Parterre die Fenster offen. Auf einem der Fensterbretter lehnte ein Mädchen. Es hatte ein rundes Puppengesicht. Blaue Lidschatten leuchteten grell, und es klimperten die angeklebten und schwarz getuschten Wimpern. Das rundliche Mädchen war oben ohne. Rot vor Kälte glühten die drallen Brüste.
    »Hallo Engelschen!«, rief das Mädchen. »Haste Lust auf 'ne tolle Nummer? «
    Der Mann grinste und ging auf das Fenster zu. Er war mittelgroß, hatte eine Stirnglatze und zeigte einen leichten Bauchansatz.
    »Kommt drauf an, waste verlangst?«, meinte er fragend.
    »Was rückste denn freiwillig rieber, mei Scheißerschen?«, flachste sie und betastete mit den Händen die blonde Perücke.
    »Dreißig Mark«, antwortete er. Da tippte sich das Mädchen an die Stirn.
        »Du hast wohl 'ne Meise, wie?«, fragte sie. »Wohl noch immer nicht begriffen, dass Erichs Zeiten vorbei sind. Unter hundert kommste mir nich zwischen die Beene. Wir Nutten wollen schließlich auch von der freien Marktwirtschaft profitieren.«
    »Dann ist es aber ohne Gummi!«
    »Läuft nicht, Herzschen. Ich hol mir doch bei dir nich das Halleluja. Vielleicht macht es dir die alte Angie billiger. Aber die is bald sechzig, und da spielste mit deinem Instrument fei in einem großen Saal, mei Lieber ...«
    »Halt die Kotterschnauze, Molly« hörte man eine Frauenstimme sagen. »Guck lieber im Spiegel mal dein Gerüste an.«
    Nun tauchte die Frau auf. Sie trug eine schwarze Langhaarperücke und war sehr grell geschminkt. Unter der pfirsichfarbenen Tönung der Gesichtshaut schimmerten die Falten. Doch diese Frau, die von Molly vorhin Angie genannt wurde, hatte das Figürchen eines siebzehnjährigen Mädchens.
    »Lass dir von Molly nischt erzählen«, wandte sie sich nun an den Mann. »Die hat Null Erfahrung. Ich hab schon vorzeiten mit den Westbossen im Interhotel gebumst. Da hat die noch in die Windeln geschissen.«
    »So siehste auch aus. Wenn du erzählst, du bist mit dem Erich in die Schule gegangen, dann kann man's direkt glauben.« Angie lachte boshaft auf.
    Nun schob sich ein weiteres Frauengesicht dazwischen. Diesmal war es eine jüngere Asiatin.
    »Leck mich«, sagte Angie. »Die Fidschi hat uns gerade noch in der Reihe gefehlt. Warum biste nicht am Bahnhof, Fidschi?«
    »Weil ich hier im Haus ein Zimmer gemietet habe«, sagte die Asiatin in fast akzentfreiem Deutsch. Sie war Vietnamesin, stammte aus dem kommunistischen Norden des Landes und war vor einigen Jahren als Gastarbeiterin ins Land gekommen. Für Angie, Molly und alle übrigen war jeder Vietnamese ein »Fidschi«.
    »Vielleicht kannste uns jetzt mal verraten, ob du bumsen oder dich bloß aufgeilen willst, Engelschen?«, fragte Molly verstimmt.
    »Dann pack ich nämlich das Euter ein.«
    »Wir könnten einen flotten Vierer machen?«, schlug die alte Angie kichernd vor.
    »Was verlangst denn du?«
    »Wenn das Fettilein hundert verlangt, mach ich's dir für siebzig«, sagte die alte Dirne.
    »Und ich lass dich für fünfzig an die Wäsche!«, trumpfte die »Fidschi« auf. Sie nannte sich Li, und die anderen Dirnen im Himmelspförtchen Nummer 12 bezeichneten sie als Schmarotzer und Aasgeier, weil sie es immer wieder verstand, den Preis zu unterbieten.
    »Dann nehm ich dich«, sagte der Mann und leckte sich die Lippen. Daraufhin verschwand die asiatische Dirne und stand ein paar Augenblicke später unter der Haustür.
    »Also komm!«, forderte sie auf. Dann folgte ihr der Mann nach. Es ging über zwei wacklige, ausgetretene Stiegen nach oben. Das Zimmer, in das Li ihren Gast führte, war alles andere als luxuriös. Die Einrichtung war äußerst dürftig.
    »Fünfzig hast du gesagt?«
    »Ja, fünfzig«,

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