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Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Titel: Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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hatte während der Reise ja oft unter der Kälte und dem schlechten Wetter gelitten, und in der ersten Zeit auf Skansen hatte er öfters gedacht, es sei vielleicht ganz gut, daß er die Reise hatte aufgeben müssen, denn wenn er im Mai nach Lappland gekommen wäre, hätte er dort droben sicherlich erfrieren müssen. Aber jetzt war es warm geworden, die Wiesen prangten in frischem Grün, Birken und Pappeln hatten ein seidig schillerndes Blätterkleid, die Kirschbäume, ja alle möglichen Obstbäume standen mit Blüten übersät da, die Beerensträucher hatten schon ganz kleine Früchte auf den Zweiglein, die Eichen rollten äußerst vorsichtig ihre Blätter auf, Erbsen, Kohl und Bohnen grünten auf den Gemüsebeeten auf Skansen.
    „Jetzt wäre es wohl auch in Lappland warm und schön,“ dachte der Junge. „Wie gerne säße ich an einem schönen Morgen auf dem Rücken des Gänserichs Martin! Wie prächtig wäre jetzt ein Ritt durch die warme stille Luft da droben, von wo ich auf die mit grünem Gras und mit herrlichen Blumen geschmückte Erde herunterschauen könnte!“
    Der Junge war noch mit diesem Gedanken beschäftigt, als plötzlich Gorgo aus der Luft heruntersauste und sich neben dem Däumling auf das Dach des Käfigs setzte. „Ich wollte nur meine Flügel prüfen, um zu sehen, ob sie mich noch ordentlich tragen,“ sagte er. „Du hast hoffentlich nicht gedacht, ich werde dich hier in der Gefangenschaft zurücklassen? Setze dich jetzt auf meinen Rücken, dann bringe ich dich zu deinen Reisegefährten zurück.“
    „Nein, das ist unmöglich,“ sagte der Junge. „Ich habe mein Wort darauf gegeben, daß ich hier bleibe, bis man mir die Freiheit zurückgibt.“
    „Was schwatzest du da für dummes Zeug?“ erwiderte Gorgo. „Zuerst hat man dich gegen deinen Willen hierhergebracht und dich dann noch obendrein gezwungen, hierzubleiben. So ein Versprechen braucht man nicht zu halten, das wirst du doch verstehen?“
    „Ich muß es trotzdem halten,“ sagte der Junge. „Nein, mein lieber Gorgo, ich danke dir für deine gute Absicht, aber du kannst mir nicht helfen.“
    „So, kann ich es nicht?“ erwiderte Gorgo. „Das sollst du bald sehen!“ Und in demselben Augenblick ergriff Gorgo den Jungen mit seinen großen Fängen, schwang sich mit ihm zu den Wolken hinauf und verschwand in nördlicher Richtung.
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39
Über Gästrikland hin
Der kostbare Gürtel
    Mittwoch, 15. Juni
    Der Adler flog ununterbrochen in nördlicher Richtung weiter, bis er ein gutes Stück über Stockholm hinausgekommen war; da ließ er sich auf einen bewaldeten Hügel hinab und lockerte den Griff, mit dem er den Jungen festhielt.
    Aber kaum fühlte sich dieser frei, als er, so schnell er nur konnte, wieder nach der Stadt zurücklief.
    Da machte der Adler einen großen Sprung, holte den Jungen ein und legte die Klaue auf ihn. „Willst du ins Gefängnis zurückkehren?“ fragte er.
    „Was willst du eigentlich von mir? Ich werde doch wohl gehen dürfen, wohin ich will!“ rief der Junge und versuchte sich von dem Adler los zu machen. Doch da ergriff ihn Gorgo abermals mit seinen starken Fängen, hob ihn auf und trug ihn fort.
    Nun flog er mit dem Jungen über ganz Uppland hin und hielt nicht an, bis er den großen Wasserfall bei Älvkarleby erreicht hatte. Hier ließ er sich auf einen Stein nieder, der mitten im Strom gerade unter dem rauschenden Wasserfall lag, und ließ dann seinen Gefangenen aufs neue los.
    Der Junge erkannte sogleich, daß es ihm ganz unmöglich war, dem Adler von hier aus zu entfliehen. Von oben her kam der weißschäumende Schwallherabgestürzt, und ringsum brandete und wogte das Wasser mit wildem Schäumen. Der Junge war sehr erbittert, daß er auf diese Weise wortbrüchig werden mußte; er wendete dem Adler den Rücken und wollte kein Wort mehr mit ihm sprechen.
    Aber nachdem jetzt der Adler den Jungen an einer Stelle abgesetzt hatte, wo er ihm nicht mehr entfliehen konnte, erzählte er ihm, wie er von Akka von Kebnekajse aufgezogen worden, mit dieser seiner Pflegemutter aber jetzt in Feindschaft geraten sei.
    „Und jetzt kannst du vielleicht verstehen, Däumling, warum ich dich zu den Wildgänsen zurückbringen möchte,“ sagte er zum Schluß. „Ich habe gehört, in welch hoher Gunst du bei Akka stehst, und deshalb wollte ich dich bitten, den Friedensstifter zwischen uns zu machen.“
    Sobald der Junge hörte, daß der Adler ihn nicht nur aus Eigensinn fortgetragen hatte, wurde er wieder freundlich gegen

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