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Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Titel: Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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Statt dessen hatten die Gänse zweiundzwanzig junge Gänse bei sich, die in diesem Sommer im Felsental herangewachsen waren. Elf von ihnen flogen rechts und elf links, und sie gaben sich alle Mühe, denselben Abstand zwischen sich einzuhalten wie die großen Gänse.
    Die armen Jungen hatten noch nie eine große Reise gemacht, und im Anfang wurde es ihnen sehr schwer, bei dem raschen Fluge der Alten mitzukommen.
    „Akka von Kebnekajse! Akka von Kebnekajse!“ riefen sie in jammervollem Tone.
    „Was gibts?“ fragte die Anführerin.
    „Unsere Flügel sind von dem vielen Schlagen müde!“ schrien die Jungen.
    „Je länger ihr weitermacht, desto besser geht es,“ erwiderte die Anführerin; und sie flog auch nicht ein bißchen langsamer, sondern ebenso geschwind wie zuvor. Und es war wirklich, als ob sie recht behalten sollte, denn nachdem die jungen Gänse ein paar Stunden geflogen waren, klagten sie nicht mehr über Müdigkeit. Droben im Felsental waren sie jedoch den ganzen Tag auf der Weide gewesen, und es dauerte deshalb nicht lange, bis sie sich nach Nahrung sehnten.
    „Akka, Akka, Akka von Kebnekajse!“ riefen die jungen Gänse mit kläglicher Stimme.
    „Was gibts jetzt?“ fragte die Anführerin.
    „Wir sind so hungrig, daß wir nicht mehr weiter fliegen können!“ schrien die Jungen. „Wir sind so hungrig, daß wir nicht mehr weiter fliegen können!“

    „Die Wildgänse müssen es lernen, Luft zu essen und Wind zu trinken!“ antwortete die Anführerin, und sie hielt nicht an, sondern flog gerade wie vorher weiter.
    Es war auch beinahe, als lernten es die Jungen wirklich, von Luft und Wind zu leben, denn nachdem sie wieder eine Weile geflogen waren, klagten sie nicht mehr über Hunger. Die Schar war noch immer droben zwischen den Bergen, und die alten Gänse riefen mit lauter Stimme die Namen aller der Berggipfel, an denen sie vorüberkamen, damit die Jungen lernten, wie sie hießen. Aber nachdem es eine Zeitlang so fortgegangen war: „Das ist Porsotjokko, das ist Sarjektjokko, das ist Sulitelma!“ wurden die Jungen aufs neue ungeduldig.
    „Akka, Akka, Akka!“ riefen sie mit herzzerreißender Stimme.
    „Was gibts denn?“ fragte die Anführerin.
    „Wir können nicht noch mehr Namen in unseren Kopf hineinbringen!“ schrien die Jungen. „Wir können nicht noch mehr Namen in unseren Kopf hineinbringen!“
    „Je mehr in euren Kopf hineinkommt, desto mehr Platz habt ihr darin,“ antwortete die Anführerin; und sie rief ihnen die merkwürdigen Namen gerade wie vorher zu.
    Nils Holgersson dachte auch, es sei höchste Zeit für die Wildgänse, südwärts zu ziehen, denn es war schon sehr viel Schnee gefallen; soweit das Auge reichte, war die Erde ganz weiß. Und es war auch in der letzten Zeit im Felsental tatsächlich recht unbehaglich gewesen. Regen und Sturm und Nebel hatten unaufhörlich miteinander abgewechselt, und wenn sich das Wetter je einmal aufhellte, hatte sogleich starker Frost eingesetzt. Die Beeren und Pilze, von denen sich der Junge den Sommer hindurch ernährt hatte, erfroren oder verfaulten. Schließlich hatte er sich mit rohen Fischen sättigen müssen, unddas war ihm äußerst unangenehm gewesen. Die Tage wurden immer kürzer, und bei den langen Abenden und dem immer späteren Tagesanbruch war es natürlich sehr traurig und langweilig für den Jungen gewesen; denn er konnte ja seine Natur nicht so einrichten und nicht genau so lange schlafen, wie die Sonne verschwunden war.
    Dann aber hatten die Gösselchen allmählich so große Flügel bekommen, daß die Reise gen Süden unternommen werden konnte, und der Junge war hochbeglückt darüber. Er sang und lachte in einem fort, während er jetzt auf dem Rücken des Gänserichs dahinflog. Ach, er sehnte sich nicht nur von Lappland fort, weil es da droben jetzt trüb und dunkel und kalt und mit der Nahrung knapp bestellt war, nein, er hatte auch noch andere Gründe dazu.

    In den ersten Wochen hatte er da droben durchaus nicht an Heimweh gelitten. Er meinte, noch niemals in einem so wunderschönen Lande gewesen zu sein, und hatte keine anderen Sorgen, als sich der Mückenschwärme zu erwehren, damit sie ihn nicht ganz und gar auffräßen. Von dem weißen Gänserich sah er in dieser Zeit nicht viel; denn der große Weiße dachte an nichts andres, als für Daunenfein zu sorgen, und wich keinen Schritt von ihrer Seite. Da hatte sich der Junge an die alte Akka und an den Adler Gorgo gehalten, und die drei hatten viele vergnügte Stunden

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