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Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Titel: Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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fest!“ sagte er, faßte den Röhrenknochen tapfer an und drehte ihn dahin, wo er hingehörte. Für einen ersten Versuch machte er seine Sache recht schnell und gut; aber es mußte der armen Gans doch sehr, sehr weh getan haben, denn sie stieß nur einen einzigen gellenden Schrei aus und sank dann, ohne noch ein Lebenszeichen von sich zu geben, auf die Steine nieder.
    Der Junge erschrak furchtbar. Er hatte ihr ja nur helfen wollen, und jetzt war sie tot. Mit einem großen Satz sprang er von dem Steinhaufen hinunter und lief davon. Er hatte das Gefühl, als habe er einen Menschen getötet.
    Am nächsten Morgen war die Luft klar und vollständig frei von Nebel, und Akka sagte, nun solle die Reise fortgesetzt werden. Alle Gänse waren sehr bereit, weiterzureisen, bloß der weiße Gänserich machte Einwendungen, und der Junge wußte den Grund wohl; er wollte nur nicht von der jungen Graugans wegreisen. Aber Akka hörte nicht auf ihn, sondern machte sich gleich auf den Weg.
    Der Junge sprang auf den Rücken des Gänserichs, und der Weiße folgte der Schar, obgleich langsam und unwillig. Der Junge aber freute sich, daßman die Insel verließ. Er hatte Gewissensbisse wegen der Graugans, wollte aber dem Gänserich nicht sagen, wie es gegangen sei, als er sie hatte heilen wollen. „Es wäre am besten, wenn Martin es gar nicht erführe,“ dachte er. Aber zugleich verwunderte er sich doch, daß der Weiße das Herz hatte, die Graugans zu verlassen.
    Doch plötzlich machte der Gänserich kehrt. Der Gedanke an die junge Gans hatte ihn übermannt. Mit der Lapplandreise mochte es gehen, wie es wollte! Mit dem Bewußtsein, daß die junge Gans einsam und krank zurückbliebe und verhungern müsse, konnte er nicht mit den andern davonfliegen.
    Mit wenigen Flügelschlägen war er an dem Steinhaufen. Aber da lag keine junge Graugans zwischen den Steinen. „Daunenfein! Daunenfein! Wo bist du?“ rief der Gänserich.
    „Der Fuchs wird sie wohl geholt haben,“ dachte der Junge.
    Aber in demselben Augenblick hörte er eine schöne Stimme dem Gänserich antworten: „Hier bin ich, Gänserich, hier bin ich! Ich habe nur ein Morgenbad genommen.“ Und aus dem Wasser tauchte die kleine Graugans empor, vollständig frisch und gesund. Und nun erzählte sie, wie Däumling ihren Flügel eingerenkt habe, und daß sie ganz hergestellt sei.
    Die Wassertropfen lagen wie Perlen auf ihren wie Seide schillernden Federn, und der Däumling dachte abermals, sie sei gewiß eine richtige kleine Prinzessin.
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12
Der große Schmetterling
    Mittwoch, 6. April
    Die Gänse flogen die langgestreckte Insel entlang, die jetzt deutlich sichtbar unter ihnen lag. Dem Jungen war es leicht und froh ums Herz. Er war jetzt ebenso vergnügt und zufrieden, wie er gestern düster gestimmt und niedergedrückt gewesen war, wo er auf der Suche nach dem Gänserich die Insel durchstreift hatte. Es sah aus, als bestehe das Innere der Insel aus einer kahlen Hochebene mit einem Kranz von gutem, fruchtbarem Land an den Küsten hin; und jetzt begann dem Jungen der Sinn eines Gesprächs klar zu werden, das er am vorhergehenden Abend mitangehört hatte.
    Er hatte sich da an einer der vielen Windmühlen auf der Hochebene ausgeruht, als zwei Schäfer, ihre Hunde zur Seite und eine große Schafherde hinter sich, dahergekommen waren. Der Junge war nicht erschrocken, denn er saß wohlgeborgen unter der Mühlentreppe; aber die Hirten ließen sich auf derselben Treppe nieder, und so hatte der Junge sich wohl oder übel mäuschenstill verhalten müssen.
    Der eine Hirte war jung und sah ganz so aus, wie solche Leute meistens aussehen. Der andre dagegen war ein alter, merkwürdiger Mensch. Er hatteeinen großen, knochigen Körper, aber einen kleinen Kopf, und das Gesicht zeigte weiche, sanfte Züge. Kopf und Körper schienen ganz und gar nicht zusammen zu passen.
    Er saß eine Weile still da und schaute mit einem unbeschreiblich müden Blick in den Nebel hinein. Dann wendete er sich an seinen Gefährten und knüpfte ein Gespräch mit ihm an. Dieser nahm ruhig Brot und Käse aus seiner Hirtentasche heraus und begann zu essen; er gab fast keine Antwort, hörte aber sehr geduldig zu, ganz als ob er dächte: „Ich will dir eine Freude machen und dich eine Weile reden lassen.“
    „Nun will ich dir etwas erzählen, Erik,“ sagte der alte Schäfer. „Ich denke mir, daß in den alten Zeiten, wo die Menschen und die Tiere noch weit größer waren als jetzt, wohl auch die Schmetterlinge ungeheuer

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