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Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Titel: Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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kamen die Gänse wieder dahergelaufen und fragten, ob er den Gänserich nicht gesehen habe.
    Nein, ganz und gar nicht. Ja, dann sei der Gänserich abermals verschwunden. Er werde sich bei dem Nebel gerade wie gestern wieder verlaufen haben.
    Voll Entsetzen machte sich der Junge eilig auf die Suche. Er fand eine Stelle, wo die Mauer von Ottenby so abgebröckelt war, daß er hinüberklettern konnte. Er suchte dann unten am Strand, der sich hier ausdehnt und allmählich so groß wird, daß Platz für Äcker und Wiesen und Bauernhöfe da ist. Dann stieg er hinauf auf das flache Hochland, das die Mitte der Insel einnimmt; dort gibt es keine andern Gebäude als Windmühlen, und der Rasen ist so dünn, daß das weiße Kalkgestein darunter hervorschimmert.
    Der Gänserich aber war nicht zu finden, und da es allmählich Abend wurde, mußte der Junge sich wieder dem Strand zuwenden. Er war jetzt fest überzeugt, daß er seinen Reisekameraden wirklich verloren habe, und dadurch ganz mutlos gemacht, wußte er nicht, was er tun sollte.
    Schon war er wieder über die Mauer gestiegen, als er dicht neben sich einen Stein rasseln hörte, und als er sich danach umwendete, glaubte er etwas unterscheiden zu können, das sich in einem Steinhaufen dicht neben der Mauer bewegte. Er schlich näher hinzu, und da sah er, wie der weiße Gänserich mit mehreren langen Wurzelfasern mühselig den Steinhaufen hinaufkletterte. Der Gänserich sah den Jungen nicht, und dieser rief ihn nicht an, denn er wollte zuerst ergründen, warum der Gänserich auf diese Weise ein Mal ums andre verschwand.
    Und er erfuhr auch bald die Ursache. Oben auf dem Steinhaufen lag eine junge Graugans, die vor Freude laut aufschrie, als sie den Gänserich erblickte. Der Junge schlich noch näher hinzu, um zu hören, was die beiden sprächen; und da hörte er, daß die Graugans einen beschädigten Flügel hatte und deshalb nicht fliegen konnte; ihre Reisegefährten waren schon weggereist und hatten sie allein zurückgelassen. Sie war am Verhungern gewesen, als der weiße Gänserich am gestrigen Tage ihr Rufen gehört und sie aufgesucht hatte. Und seither war er bemüht gewesen, ihr Nahrung zu verschaffen. Beide hatten gehofft, sie würde hergestellt sein, ehe er die Insel wieder verlassen müsse, aber sie konnte noch immer weder gehen noch stehen. Der Gänserich war sehr betrübt darüber, aberer tröstete sie damit, daß er noch lange nicht wegreisen werde. Schließlich wünschte er ihr gute Nacht und versprach, am nächsten Tage wiederzukommen.
    Der Junge ließ den Gänserich vorausgehen, und sobald dieser verschwunden war, schlich er auch auf den Steinhaufen hinauf. Als er nun die junge Gans sah, verstand er, warum der Gänserich ihr seit zwei Tagen Futter gebracht hatte, und warum er nicht gestehen wollte, was er tat. Die Graugans hatte das niedlichste Köpfchen, das man sich denken konnte; ihr Federkleid war wie Seide so weich, und die Augen hatten einen sanften, flehenden Ausdruck.
    Als sie den Jungen erblickte, wollte sie entfliehen, aber ihr einer Flügel war beschädigt, er schleifte am Boden und hinderte sie bei allen Bewegungen.
    „Du brauchst dich nicht vor mir zu fürchten,“ sagte der Junge und hielt an, um ihr zu zeigen, daß sie nicht nötig habe, vor ihm zu fliehen. „Ich bin Däumling, Gänserich Martins Reisekamerad,“ fuhr er fort. Dann aber stockte er und wußte nicht, was er sagen sollte.
    Tiere haben manchmal etwas an sich, was einem unwillkürlich die Frage in den Mund legt, was für Wesen sie eigentlich seien. Man fühlt sich beinahe versucht, sie für verwandelte Menschen zu halten. Und so war es auch bei dieser Graugans. Sobald Däumling gesagt hatte, wer er war, neigte sie den Hals und Kopf sehr anmutig vor ihm, und mit einer so schönen Stimme, von der der Junge kaum glauben konnte, daß sie einer Gans angehöre, sagte sie: „Ich freue mich sehr über dein Kommen. Du kannst mir gewiß helfen, der weiße Gänserich hat mir gesagt, es gäbe niemand, der so gut und klug sei wie du.“
    Dies sagte sie mit einer Würde, von der der Junge ganz eingeschüchtert wurde. „Das kann doch wohl keine Gans sein,“ dachte er. „Es ist gewiß eine verzauberte Prinzessin.“
    Er hätte ihr schrecklich gern geholfen, und so griff er mit seinen kleinen Händen in die Federn hinein und tastete nach dem Flügelknochen. Der Knochen war nicht gebrochen, aber er war aus dem Gelenk geraten, und sein Finger kam an ein leeres Gelenkschüsselchen. „Halt nun

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