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Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Titel: Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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Gänse flogen über die lange, schmale Stadt hin und vollführten auch hier noch immer denselben Lärm wie draußen auf dem Lande. Aber in der Stadt gab lange niemand acht auf sie. Es war nicht zu erwarten, daß die Stadtbewohner auf der Straße stehen bleiben und die Wildgänse anrufen würden. Jetzt flogen diese über der Anlage hin, wo die Büste des Dichters Viktor Rydberg aufgestellt ist. In der Anlage war es still und menschenleer, keine Spaziergänger waren unter den hohen Bäumen zu sehen. Aber plötzlich drang eine kraftvolle Stimme zu den Wildgänsen herauf: „Wohin geht die Reise? Wohin geht die Reise?“
    „In das Land, wo es weder Straßen noch Plätze gibt!“ schrie der Junge.

    „Nehmt mich mit!“ rief die starke Stimme. Sie klang so kräftig, als ob sie aus einem ehernen Halse käme.
    „Heuer nicht! Heuer nicht!“ entgegnete der Junge.
    Die Gänse flogen weiter, dem Ufer des Wettern entlang; und nach einer Weile kamen sie an das Sannaer Krankenheim. Einige von den Kranken standen auf einer Veranda, um sich an der Frühlingsluft zu erfreuen, da hörten sie das Gänsegeschnatter. „Wohin geht die Reise? Wohin geht die Reise?“ fragte einer der Kranken mit schwacher kaum vernehmlicher Stimme.
    „In ein Land, wo es weder Kummer noch Krankheit gibt!“ antwortete der Junge.
    „Nehmt uns mit!“ sagten die Kranken.
    „Heuer nicht! Heuer nicht!“ lautete die Antwort.
    Als die Schar noch ein Stück weiter geflogen war, kamen sie nach Huskvarna. Dieser Ort liegt in einem Tal; steile, schön geformte Berge stehen rings umher, und in langen, schmalen Wasserfällen kommt ein Bach die Anhöhe herabgerauscht. Große Werkstätten und Fabriken liegen am Fuß der Berge, im Tal breiten sich die von kleinen Gärten umgebenen Arbeiterwohnungen aus, und mitten im Tal erhebt sich ein Schulhaus. In dem Augenblick, wo die Wildgänse vorüberflogen, läutete eine Glocke, und eine Menge Kinder strömte aus der Schule heraus. Es waren ihrer so viele, daß sie den ganzen Schulhof füllten. „Wohin geht die Reise? Wohin geht die Reise?“ riefen die Kinder, als sie die Wildgänse hörten.
    „Dahin, wo es weder Bücher noch Aufgaben gibt!“ rief der Junge.
    „O, nehmt uns mit! Nehmt uns mit!“ schrien die Kinder.
    „Heuer nicht, aber nächstes Jahr!“ erwiderte der Junge. „Heuer nicht, aber nächstes Jahr!“
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19
Der große Vogelsee
Jarro, die Wildente
    Am Ostufer des Wettern liegt Omberg, östlich von Omberg liegt Dagsmosse, östlich von Dagsmosse liegt der See Tåkern, und rings um den Tåkern breitet sich die große gleichmäßige Ostgötaebene aus.
    Der Tåkern ist ein recht großer See, und in alten Zeiten scheint er noch größer gewesen zu sein. Aber dann meinten die Menschen, er bedecke einen gar zu großen Teil der fruchtbaren Ebene, und sie versuchten das Wasser abzulassen, um den Grund des Sees umzupflügen und Getreide darein zu säen. Es gelang ihnen jedoch nicht, den ganzen See trocken zu legen, wie es wohl ihre Absicht gewesen war; und so bedeckt er noch immer eine große Fläche. Aber seit der See zum erstenmal abgelassen wurde, ist das Wasser an keiner Stelle mehr als einen Meter tief. Die Ufer sind moorig und schlickrig geworden, und auf dem See draußen ragen überall kleine sumpfige Holme über dem Wasser auf.
    Doch es gibt jemand, der gern mit den Füßen im Wasser steht, wenn nur sein Körper und Kopf in der Luft sind. Das ist das Schilf, und nirgends gedeiht es besser als an den langgestreckten, seichten Ufern des Tåkern und rings um die kleinen Sumpfholme herum. Ja, es gedeiht da so ausgezeichnet, daß es mehr als mannshoch wird und so dicht wächst, daß sich ein Boot mit knapper Not hindurchzwängen kann. Das Röhricht bildet einen breiten grünen Gürtel um den ganzen See herum, der dadurch nur an ein paar Stellen, wo die Menschen Luft geschafft haben, zugänglich ist.
    Aber wenn das Schilf die Menschen vom See ausschließt, so verleiht es dagegen vielen andern Geschöpfen Schutz und Schirm. In dem Schilf selbst gibt es viele Teiche und Kanäle mit grünen stillstehenden Gewässern, wo Wasserlinsen undLaichkraut gedeihen, und wo Mückenlarven, Fischbrut und Kaulquappen in unermeßlichen Mengen ausgebrütet werden. An den Ufern dieser kleinen Teiche und Kanäle gibt es auch eine Menge wohlversteckter Plätze, wo die Seevögel ihre Eier ausbrüten und ihre Jungen füttern können, ohne von Feinden bedroht oder von Nahrungssorgen geplagt zu sein.
    Es wohnt auch eine unglaubliche

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