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Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Titel: Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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erhalten habe, zufrieden gewesen wäre.‘
    Als der Bauer dies sagte, sah er, daß die Schloßfrau sich auf die Lippe biß und auf der Bank weiter hinaufrückte. ‚So, das hast du von mir gehört?‘ sagte sie. ‚Nun, dann mache einmal den Versuch und frage mich nach dem, was du wissen möchtest, alsdann wirst du ja sehen, ob ich so antworten kann, daß du zufrieden bist.‘
    Nach dieser Aufforderung zögerte der Bauer nicht länger mit seinem Anliegen. Er sagte, er sei gekommen, sich zu erkundigen, wie es zukünftig mit Ostgötland gehen werde. Denn nichts sei ihm so lieb wie dieses Land, und er wisse, er würde bis zu seiner letzten Stunde glücklich sein, wenn er eine gute Antwort auf diese Frage bekäme.
    ‚Wenn du sonst nichts wissen willst,‘ sagte die weise Frau, ‚dann werde ich dich wohl befriedigen können. Denn so wahr ich hier sitze, kann ich dir sagen, Ostgötland wird allezeit etwas haben, dessen es sich vor andern Landschaften wird rühmen können.‘
    ‚Ja, das ist eine gute Antwort, liebe Schloßfrau,‘ sagte der Bauer, ‚und ich wäre ganz befriedigt, wenn ich nur begreifen könnte, wie das zugehen soll.‘
    ‚Warum sollte es nicht möglich sein?‘ sagte die Frau von Ulvåsa. ‚Weißt du nicht, daß Ostgötland jetzt schon weit berühmt ist? Oder meinst du, es gebe in ganz Schweden eine Landschaft, die sich rühmen könnte, zwei solche Klöster zu besitzen wie Alvastra und Vreta, und eine so schöne Domkirche wie die in Linköping?‘
    ‚Das mag wohl so sein,‘ sagte der Bauer, ‚aber ich bin ein alter Mann und weiß, daß das Herz des Menschen veränderlich ist, und ich fürchte, es möchte eine Zeit kommen, wo sie uns weder wegen Alvastra oder Vreta noch wegen unserer Domkirche ehren werden.‘
    ‚Damit kannst du recht haben,‘ sagte die Frau von Ulvåsa, ‚aber deshalb brauchst du doch nicht an meiner Wahrsagung zu zweifeln. Ich werde jetzt ein neues Kloster auf Vadstena bauen lassen, und dieses wird sicherlich das berühmteste hier im Norden werden. Hoch und niedrig wird dorthin wallfahren, und alle werden diese Landschaft preisen, weil sie einen so heiligen Ort in ihren Grenzen birgt.‘
    Der Bauer erwiderte, er freue sich ganz außerordentlich über diese Nachricht. Aber da er wohl wisse, daß alles vergänglich sei, möchte er eben doch gar zu gern erfahren, was dem Lande Ansehen verschaffen könne, wenn das Kloster Vadstena je einmal in üblen Ruf käme.
    ‚Du bist nicht leicht zufrieden zu stellen,‘ sagte die Frau von Ulvåsa, ‚aber ich sehe gar weit in die Zukunft, und deshalb kann ich dir sagen, ehe dasKloster Vadstena seinen Glanz verliert, wird daneben ein Schloß erbaut werden, das das prächtigste seiner Zeit sein wird. Könige und Fürsten werden da wohnen, und es wird der ganzen Landschaft zur Ehre gereichen, einen solchen Schmuck zu besitzen.‘
    ‚Das zu hören, freut mich auch sehr,‘ sagte der Bauer. ‚Aber ich bin ein alter Mann und weiß, wie es mit der Herrlichkeit dieser Welt zu gehen pflegt, und ich möchte wohl wissen, was die Blicke der Leute auf diese Landschaft lenken soll, wenn das Schloß einmal in Verfall gerät.‘
    ‚Du begehrst nicht wenig zu wissen,‘ sagte die Frau von Ulvåsa, ‚aber ich kann doch so weit in die Zukunft schauen, daß ich sehe, wie in den Wäldern um Finspång herum Leben und Bewegung entsteht. Ich sehe, daß dort Eisenhütten und Schmiedewerkstätten errichtet werden, und ich glaube, daß man die ganze Landschaft darum ehren wird, daß in ihrem Gebiet das Eisen verarbeitet wird.‘
    Der Bauer verbarg nicht, wie sehr er sich über diese Nachricht freute. ‚Aber,‘ fuhr er fort, ‚wenn es nun so schlecht ginge, daß auch das Finspånger Hüttenwerk sein Ansehen verlöre, dann könnte wohl unmöglich noch etwas Neues aufkommen, dessen sich Ostgötland rühmen könnte?‘
    ‚Du bist nicht leicht zufriedenzustellen,‘ sagte die Frau von Ulvåsa, ‚aber so weit in die Zukunft kann ich doch noch schauen, daß ich sehe, wie hier von Herrenleuten, die in fremden Ländern Krieg geführt haben, Edelsitze erbaut werden, die so groß wie Schlösser sind, und ich glaube, daß diese Herrenhöfe dem Lande ebensoviel Ehre eintragen werden, wie alles andre, von dem ich gesprochen habe.‘
    ‚Aber wenn einst die Zeit kommt, wo niemand mehr die großen Herrenhöfe preist?‘
    ‚So brauchst du doch keineswegs ängstlich zu sein,‘ erwiderte die Frau von Ulvåsa. ‚Auf den Auen von Medevi in der Nähe des Wettern sehe ich

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