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Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Titel: Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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um den Tåkern wohnten, nacheinander ihre Klagerufe ertönen ließen. Mehrere liefen hinter ihr her, andre sausten auf raschen Flügeln an ihr vorüber, alle jammerten und klagten.
    Und die Angst, die sie selbst quälte, öffnete ihr das Herz. Ihr war, als stehe sie allen den andern lebenden Wesen gar nicht mehr so fern, wie dies bei den Menschen sonst der Fall zu sein pflegt. Viel besser als je vorher verstandsie, wie es den Vögeln zumut sein müsse. Auch sie hatten ihre tägliche Sorge für Haus und Kind. Es war wohl gar kein so großer Unterschied zwischen den Vögeln und den Menschen, wie sie bisher geglaubt hatte.
    Dann fiel ihr die Trockenlegung des Sees ein. Diese war schon so gut wie fest beschlossen. Ach und dadurch würden alle die Tausende von Schwänen, Enten und Tauchern ihre Heimat hier am Tåkern verlieren! „Das wird sehr traurig für sie sein,“ dachte sie. „Wo sollen sie später ihre Jungen aufziehen?“
    Sie blieb stehen und überlegte. „Ja, es mag ja wohl ganz gut und vorteilhaft sein, einen See in Äcker und Wiesen zu verwandeln,“ dachte sie, „aber der See braucht ja nicht gerade der Tåkern zu sein, sondern ein andrer, der nicht so vielen Tausenden von Tieren zur Heimat dient.“
    „Morgen soll die Trockenlegung endgültig beschlossen werden,“ dachte sie weiter. Und sie fragte sich, ob nicht am Ende Per Ola deshalb gerade an diesem Tage sich verlaufen habe? Ob es nicht am Ende Gottes Absicht sei, durch den Kummer ihr Herz zu rühren, damit es sich der Barmherzigkeit öffne, gerade heute, ehe es zu spät wäre, die schlechte Tat zu verhindern?
    Rasch ging sie auf den Hof zurück und sprach mit ihrem Mann über das alles. Sie sprach von dem See und den Vögeln und sagte schließlich, sie glaube, Per Olas Tod sei eine Strafe, die Gott über sie verhängt habe. Und sie sah bald, daß ihr Mann derselben Ansicht war.
    Sie besaßen schon vorher einen großen Hof, und wenn die Trockenlegung des Sees zustande kam, fiel ihnen ein sehr bedeutender Teil des Seegrundes zu, wodurch ihr Besitztum beinahe noch einmal so groß wurde. Deshalb waren sie auch eifriger für den Plan gewesen als irgend einer von den andern Strandbesitzern. Die andern hatten die Ausgaben gescheut und die Befürchtung ausgesprochen, die Trockenlegung werde am Ende ebensowenig gelingen wie das erste Mal. Per Olas Vater wußte, daß nur er sie schließlich zu dem Unternehmen bestimmt hatte. Er hatte seine ganze Überredungskunst angewendet, um seinem Sohn einen doppelt so großen Hof hinterlassen zu können, als er selbst einst von seinem Vater geerbt hatte.
    Jetzt fragte er sich, ob es wohl eine Fügung Gottes sei, daß der Tåkern ihm seinen Sohn genommen habe, gerade am Tage, bevor der Kontrakt zur Trockenlegung unterschrieben werden sollte? Und seine Frau brauchte nicht mehr viel zu sagen. „Ja, ja, vielleicht will Gott nicht, daß wir in seine Ordnung eingreifen,“ sagte er. „Ich will morgen mit den andern sprechen, und ich glaube, wir werden alles beim Alten lassen.“
    Während die Eheleute so miteinander sprachen, lag Cäsar vor dem Herd. Mit aufgehobenem Kopf hörte er genau zu. Als er seiner Sache sicher zu sein glaubte, stand er auf, ging zur Mutter hin, faßte sie am Rock und zog sie nach der Tür hin. „Aber Cäsar!“ sagte sie und wollte sich frei machen. „Weißt du, wo Per Ola ist?“ rief sie gleich darauf. Und Cäsar bellte lustig und sprangan der Tür hinauf. Die Mutter öffnete, Cäsar stürmte in großen Sätzen zum Tåkern hinunter, und ohne sich lange zu besinnen, lief die Mutter hinter ihm drein, so fest war sie überzeugt, daß Cäsar wußte, wo ihr Kind war. Kaum hatte sie den Strand erreicht, da drang auch schon das Weinen einer Kinderstimme vom See herüber an ihr Ohr.
    Per Ola hatte mit Däumling und den Vögeln den vergnügtesten Tag seines Lebens verbracht, aber jetzt weinte er, weil er hungrig war und sich bei der Dunkelheit fürchtete. Ach, wie froh war er, als Vater und Mutter und Cäsar kamen, ihn zu holen!
    Und bei schönem, hellem Mondschein, während die Vögel des Tåkern lustig um sie herumflatterten, fuhren sie zurück, heim nach dem Bauernhof.
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20
Die Wahrsagung
    Freitag, 22. April
    Eines Nachts schlief der Junge auf einem der Holme des Tåkern, als das Geräusch von Ruderschlägen ihn weckte. Kaum hatte er die Augen aufgemacht und sie auf den See gerichtet, als ein starker Lichtschein aufflammte, der ihn beinahe blendete.
    Zuerst konnte er nicht begreifen, was draußen

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