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Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran

Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran

Titel: Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Assolant
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erwiderte der Engländer.
    „Sie kennen dieses Schreiben?“
    „Wozu leugnen? Der Brief ist von mir.“
    „Ich denke, Sie wissen, wie Verräter, Spione und Mörder bestraft werden?“
    Der Engländer verzog keine Miene.
    „Mit diesem Brief“, fuhr Corcoran fort, „könnte ich Sie pfählen lassen und wie einen Hund zu den Abfällen werfen, doch ich werde Ihnen die Begnadigung anbieten…, zu einer Bedingung selbstverständlich.“
    „Ich hoffe“, sagte Doubleface, wobei er sich verbeugte, „daß diese Bedingung eines Gentlemans nicht unwürdig ist.“
    „Ich weiß nicht“, entgegnete der Maharadscha, „was eines Gentlemans, wie Sie es sind, unwürdig ist oder nicht; aber hier ist meine Bedingung. Sie werden mir das Original der Instruktionen Lord Braddocks an Sie aushändigen oder, falls dieses Original nicht mehr existiert, eine getreue Kopie davon ausstellen, die Sie durch eine eidesstattliche Erklärung und Ihre Unterschrift beglaubigen.“
    „Das heißt, daß Sie mir unter der Bedingung das Leben schenken, daß ich meine Regierung bloßstelle. Ich weigere mich auf das entschiedenste.“
    „Wie Sie wollen. Es ist Ihre Entscheidung. Sugriva, laß den Galgen vorbereiten.“
    Sugriva rannte eilig aus dem Saal.
    „Und nun zu uns beiden, verehrter Baber“, sagte Corcoran, an den Hindu gewandt. „Wie du siehst, handelt es sich hier um ernste Sachen. Sei aufrichtig, wenn du willst, daß ich dich laufenlasse.“
    „Herr“, sagte Baber und warf sich zu Boden, „die Aufrichtigkeit ist meine Haupttugend.“
    „Das läßt ja auf hervorragende Nebentugenden schließen“, bemerkte Corcoran, „aber vor allem sollst du wissen, was der Engländer, dein Komplize, gegen dich vorbereitet hat, wenn es dir gelungen wäre, mich zu ermorden.“
    Und er las ihm die Passage aus Doublefaces Brief laut vor, in der sich dieser bereit erklärte, auch Baber aus dem Weg zu räumen, falls das nötig sei, wenn der Maharadscha ermordet worden wäre.
    Diese Stelle brachte das Faß zum Überlaufen. Die Augen des Hindus wurden zu Schlitzen.
    „Du siehst, wie umsichtig dieser Gentleman mit dir verfährt“, meinte Corcoran. „Sprich jetzt.“
    „Herr, unerschöpfliches Licht des Ewigen!“ schrie Baber außer sich. „Leuchtendes Abbild Indras, dieser Mann hat mich versucht. Auf seinen Rat hin habe ich dreißig meiner alten Kumpane aus früheren Zeiten um mich versammelt, die vor der ungewissen Gerechtigkeit der Menschen in die Wälder und Einöden fliehen mußten. In zwölf Tagen wollten wir in den Palast eindringen. Unter dem Vorwand, Manöver abzuhalten, hätte sich ein englisches Armeekorps unter dem Kommando von Generalmajor Barclay fünfzehn Meilen von der Grenze entfernt aufgehalten und wäre sofort nach Bekanntgabe Eures Todes einmarschiert. Mehrere Zemindars, die sich durch einen Geheimvertrag mit den Engländern verbunden hatten, haben nur darauf gewartet, in Bhagavapur einzufallen und sich Sitas, Eures Sohnes und Eures Schatzes zu bemächtigen. Ihr wißt alles. Ich bitte Euch nur, mir eine Gnade zu gewähren, Maharadscha. Bevor ihr mich hängt, laßt diesen Engländer hängen.“
    „Du verabscheust ihn also?“ fragte Corcoran.
    „Gebt Befehl, daß man mich losbindet, und erlaubt mir, ihn mit meinen eigenen Händen zu erwürgen!“ schrie Baber.
    „Das ist eine Idee“, sagte Quaterquem.
    „Und sogar eine gute“, meinte der Maharadscha lachend. „Aber mir ist eine noch bessere eingefallen. Doubleface, Sie können doch mit dem Säbel umgehen?“
    „Ja“, erwiderte der Engländer finster, „und wenn ich frei und bewaffnet wäre…“
    „Ja, ja, ich weiß“, meinte Corcoran, noch immer lachend. „Sie gehören zu den Leuten, denen man nachts lieber nicht allein im Wald begegnet. Na gut, wir werden morgen sehen, was Sie gegenüber Baber im Kampf wert sind. Die Bedingungen sind nicht völlig gleich, denn kräftemäßig scheinen Sie mir diesem armen Teufel überlegen zu sein; doch ich werde dafür Sorge tragen, daß die Chancen gleich verteilt sind. Der Kampf darf nicht länger als eine Stunde dauern. Sollte einer von euch getötet werden, so begnadige ich den Überlebenden. Wenn niemand getötet werden sollte, hängt ihr beide. Und nun, meine lieben Freunde, geht schlafen, wenn ihr könnt. Sugriva, du haftest mir mit deinem Kopf für diese beiden Halunken.“
    Sugriva erhob sich, legte die Hände in Form des Daches an die Lippen und führte seine Gefangenen hinaus.
    „Jetzt, mein Freund, sind wir allein“,

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