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Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran

Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran

Titel: Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Assolant
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neuen Armee anrücken.“
    „Das glaube ich nicht. Diese Armee wird spätestens in einem Monat aufgestellt, verproviantiert und in Marsch gesetzt werden können. Das ist immerhin etwas. Überdies ist es nicht ausgeschlossen, daß Lord Henry Braddock, von einem so niederschmetternden Beginn des Feldzuges entmutigt, nicht länger darauf beharrt, mich zu besiegen, und deshalb vielleicht in Frieden mit mir leben will; schließlich hat es zwischen uns keine Kriegserklärung gegeben, vielleicht hat er auch eigenmächtig, ohne Zustimmung aus London, gehandelt? Und dann darfst du nicht vergessen, daß man sich erzählen wird, daß auf meinen Ruf hin Wischnus Feuerstrahl vom Himmel gefallen sei und die Engländer vernichtet habe. Wer weiß, was daraus entstehen kann. In dieser Hinsicht rechne ich mit Baber, der viel für die Verbreitung der Legende tun wird… Aber da kommen schon die ersten Sonnenstrahlen hinter dem Himalaja herauf. Es wird Zeit, daß wir unsere Reise fortsetzen.“
    „Willst du in dein Lager zurückkehren?“
    „Das eilt nicht, und da die Gelegenheit günstig ist, würde ich mich nicht ärgern, wenn wir uns aus der Vogelperspektive dieses wunderbare Persien anschauten, von dem uns in der Schule so viel erzählt wurde.“
    „Wie du willst“, erwiderte Quaterquem und änderte die Flugrichtung der Fregatte.
    „Was ist das für ein großer Fluß, der im Himalaja entspringt und sich in den Indischen Ozean ergießt?“
    „Erkennst du ihn nicht? Das ist der Indus. Und die Flüsse, die in ihn münden, sind die des Pandschab. Diese gewaltige Sandwüste vor dir am Horizont, die im Norden durch eine hohe Bergkette und im Süden durch den Indischen Ozean begrenzt wird, ist Arachosien und Gedrosien, wo ein großer Teil der Armee Alexanders von Makedonien verdurstete. Die Berge gehören zum Hindukusch, den die Griechen indischen Kaukasus oder Paropamisos nannten. Unsere Kabinettgeographen, die außer der Straße von Paris nach Saint-Cloud noch nichts weiter gesehen haben, werden dir erzählen, daß es hier früher mächtige Völker und fruchtbare Täler gegeben habe. Sieh selbst: Im Süden erblickst du Belutschistan, im Norden Afghanistan und Kafiristan. Wieviel Städte und Dörfer siehst du in diesen von den Griechen als so überaus fruchtbar und bevölkert bezeichneten Gebieten? Wo sind Straßen oder gar Flüsse? Hier und dort kann man in einem schattigen Tal, das sich zwischen zwei Berghängen versteckt, eine Moschee, einen Brunnen und einige Ruinen entdecken. Sind das etwa die großen Städte der Perser und Meder?“
    „Haben uns die alten Historiker etwas vorgeflunkert?“ fragte Corcoran.
    „Sicher nicht, aber sie hielten für wahr, was ihnen genehm war. Wenn du zum Beispiel liest, daß Lukullus in einer einzigen Schlacht dreihunderttausend Barbaren vernichtet und dabei nur ganze fünf Männer verlor, dann erkennst du die hemmungslose Aufschneiderei dieser Hofberichterstatter. Auch wenn die Griechen behaupten, daß es Xerxes mit drei Millionen Mann nicht gelang, ihr Land zu erobern, das so groß wie drei französische Departements war. Man denkt bei dieser Geschichtsschreibung unwillkürlich an das Märchen vom Däumling und dem Menschenfresser, der mit seinen Siebenmeilenstiefeln bei jedem Schritt sieben Meilen zurücklegte. So ist das.“
    „Was ist denn das für ein großer See, der zu unserer Rechten funkelt und das Sonnenlicht zurückwirft?“
    „Das ist das Kaspische Meer, und die Karawane, die wir am Horizont sehen und die mitten in der Ebene lagert, kommt von Teheran und zieht nach der heiligen Stadt Balch, dem alten Baktra, der Hauptstadt von Baktrien. Und die Reiter, die noch etwa sieben bis acht Meilen von ihnen entfernt sind, werden räuberische Turkmenen aus Chiwa sein, die die Karawane auf ihrem Weg abpassen, wie im vorigen Jahrhundert der selige Mandrin die Abgesandten der Regierung auf den bequemen Wegen in Burgund erwartete. Jeder übt hier, um zu überleben, das Gewerbe aus, das er am besten beherrscht, wie du an deinem Freund Baber siehst.“
    „Ja“, erwiderte Corcoran, „es ist allerdings ein schreckliches Gewerbe.“
    „Schrecklich? Aber in allen Londoner oder Pariser Salons stellen doch jeden Tag die distinguiertesten Männer in aller Nüchternheit Berechnungen an, wie sie zu einigen hunderttausend Franc mehr kommen können, was möglicherweise den Tod von einigen Tausenden Menschen zur Folge haben könnte. Ich kenne in Bombay drei ehrenwerte Händler – zwei Parsen und einen

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