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Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran

Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran

Titel: Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Assolant
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Flammen breiteten sich in Windeseile weiter aus und erreichten die Munitionskästen, in denen Kugeln, Granaten und Pulver lagerten. Die ersten Pulverkisten explodierten. Schon waren die Mannschaften, die für die Verpflegung und den Nachschub mit Munition zuständig waren, in heilloser Flucht den Hügel hinabgestürmt. Frauen, Kinder, Pferde und Maultiere folgten ihnen und vergrößerten das Durcheinander. Von allen Seiten schrie man: „Verrat! Verrat!“
    Barclay, der in dem ganzen Tohuwabohu Ruhe und Übersicht bewahrte, hatte nur Sorge, seine englischen Regimenter um sich zu sammeln, und trotz des Geschreis und Getümmels gelang es ihm auch; allerdings war die Artillerie so gut wie außer Gefecht gesetzt. Eine Kiste nach der anderen fing Feuer, und es war gefährlich, sie löschen zu wollen. Schon stand ein Drittel des Lagers in Flammen, und man konnte nur hoffen, daß es nicht weiter um sich griff.
    Unglücklicherweise glaubten die Sikhsoldaten, durch den Lärm und die Detonationen geweckt und von umherfliegenden Granatsplittern und explodierenden Kugeln getroffen, daß Barclay beschlossen habe, sie zu vernichten. Deshalb schossen sie auf die englischen Regimenter, die natürlich das Feuer erwiderten. In kaum fünf Minuten bedeckten mehr als dreihundert Tote den Boden. Barclay, der überzeugt davon war, daß er es mit den Verrätern zu tun habe, befahl, mit dem Bajonett gegen sie vorzugehen. In aller Eile nahmen die verschreckten Sikhs Reißaus und flüchteten sich auf das offene Feld. Die englische Kavallerie verfolgte sie mit gezogenem Säbel und mähte erbarmungslos nieder, wen sie erreichen konnte.
    Bei Tagesanbruch sah man die Bescherung. Etwa tausend Soldaten von Barclays gesamter Armee, Engländer, Sikhs und Gurkhas, waren tot über die Hügel und die Ebene verstreut; die übrigen Sikhs und Gurkhas hatten Zuflucht in den Wäldern gesucht. Die Engländer hatten einen Großteil ihrer Ausrüstung verloren, vor allem ihre ganzen Lebensmittelvorräte und das Pulver. Gesenkten Hauptes trat Barclay den Rückzug nach Bombay an. Und er hatte gehofft, als Sieger, Millionär, Lord Andover und Marqueß dorthin zurückzukehren.
    Dabei blieb ihm auch nicht der Schmerz erspart, jetzt die Ursache seines Desasters zu erfahren. Die Sikhs und Gurkhas hatten nie die Absicht gehabt, ihn zu verraten; das erfuhr er von einigen besonnenen indischen Offizieren, die versucht hatten, ihre Leute zurückzuhalten – ein vergebliches Unternehmen inmitten der allgemeinen Verwirrung, die durch die Feuersbrunst von allen Besitz ergriffen hatte; niemand wollte ihn hintergehen, außer diesem verfluchten Baber. Mit jenem hätte Barclay sehr schnell seine Rechnung beglichen, wenn er gewußt hätte, wo er ihn fassen könnte.
    Baber jedoch, der über die Gefühle der Engländer ihm gegenüber keinen Zweifel hegte, war es gelungen, bei dem allgemeinen Durcheinander seinen Wächtern zu entkommen, unterzutauchen und sich so schnell wie möglich aus dem Staube zu machen. Im Augenblick befand er sich auf dem Weg nach Bhagavapur, wo ja unter anderem noch die stattliche Summe von neuntausend Rupien auf ihn wartete.
     
     

17.
Asien aus der Vogelperspektive
     
    Aus ihrer Fregatte sahen Corcoran und sein Freund Quaterquem dem imposanten Schauspiel der Feuersbrunst im englischen Lager zu. Beide starrten schweigend in die Tiefe.
    „Es ist schrecklich“, sagte schließlich Quaterquem. „Wäre ich nicht dein Freund, so hätte ich diesen Unglückseligen beigestanden. Tausend Tote und zwei- bis dreitausend Verletzte.“
    „Mein Freund“, entgegnete der Maharadscha, „es ist besser, den Teufel zu töten, als von ihm getötet zu werden.“
    „Ja, zweifellos.“
    „Hätte ich mich vorteilhafter aus der Schlinge ziehen können? Dieser Baber ist in der Tat ein wertvoller Spitzbube. In wenigen Sekunden hat er an vier verschiedenen Stellen Feuer gelegt, ohne von jemandem gesehen zu werden. Und mit welcher Geschmeidigkeit er ins Gebüsch gekrochen ist und die Wachen täuschte! Mit welcher Haltung er die Faustschläge und Kolbenstöße ertragen hat! Man redet so viel über den Mut und die Geduld Catos. Mein Freund, Cato war ein Nichts gegen diesen Hindu. Wenn es ihm seit frühester Kindheit vergönnt gewesen wäre, die erstaunliche Festigkeit seines Charakters sinnvoll zu entwickeln, dieser Gauner wäre heute einer der tüchtigsten Männer meines Reiches.“
    „Welchen Vorteil hoffst du aus diesem Sieg zu ziehen? Barclay wird in vierzehn Tagen mit einer

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