Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran
über meinen Freund Barclay besorgen?“
„Soviel Ihr wollt, großer Maharadscha. Ist das alles?“
„Ja. Am besten wäre, du machst dich sofort auf den Weg. Ich traue den Engländern nicht. Hier ist eine Anweisung für meinen Schatzkämmerer über zwanzigtausend Rupien.“
„Großer und erhabener Maharadscha!“ rief Baber mit einer Begeisterung aus, die nicht gespielt war. „Ihr seid wirklich der großzügigste aller großzügigen Männer unter der Sonne, und es ist einem ja geradezu ein Vergnügen, sich in Euren Diensten töten zu lassen.“
Der Hindu verbeugte sich mehrmals, hob die Hände zum Himmel und verschwand.
Am darauffolgenden Montag war er wieder zurück. „Großer und erhabener Maharadscha“, sagte er, „seid auf der Hut. Barclay hat Verstärkung erhalten; Pferde, Proviant, Munition und Artillerie. Seine Armee wurde um ein Drittel aufgefrischt; man will einen entscheidenden Schlag gegen Euch führen, bevor in Europa Sir John Spaldings Niederlage bekannt wird. Barclay will morgen oder übermorgen die Grenze überschreiten. Eure Generäle haben wieder einmal den Kopf verloren. Der alte Akbar antwortet nicht, wenn man ihn über die Lage befragt, und ist unfähig, irgendeinen Befehl zu geben…“
Und so mußte notgedrungen Corcoran wieder seine Pferde satteln lassen, um sich zu seiner Armee zu begeben.
Sita wollte ihm folgen.
„Ich will entweder mit dir leben oder sterben“, sagte sie. „Mißgönn mir nicht das Glück, dich zu begleiten.“
„Wer soll sich um Rama kümmern?“ entgegnete Corcoran.
Aber Rama wollte seinerseits die Mutter begleiten.
Der folgende Kampf wird die Entscheidung bringen, dachte Corcoran. Wenn ich Sita und Rama in Bhagavapur lasse, müßte ich stets fürchten, daß man sie verraten könnte. Vielleicht ist es wirklich besser, sie mitzunehmen.
Natürlich gehörte Scindiah ebenso zur Reisegesellschaft wie Louison und Garamagrif, denn Rama konnte sich nicht von ihnen trennen, nicht einmal von seinem Freund Moustache. Nach einigen vergeblichen Versuchen, ihn von seinem Vorhaben abzubringen, ließ sich der Maharadscha schließlich überreden und nahm sie mit. Er begleitete sie bis zum Hauptlager seiner Armee und ritt dann allein weiter, um die vorgeschobenen Grenzposten zu inspizieren. Sugriva wurde wie gewohnt damit betraut, während der Abwesenheit des Maharadschas die Regierungsgeschäfte wahrzunehmen.
Es wurde höchste Zeit, daß Corcoran bei der Armee eintraf, denn die Nachrichten Babers erwiesen sich als nur zu wahr. Barclay war bereits in das Land der Marathen eingedrungen, und die Armee des Maharadschas war zurückgewichen, ohne sich bisher dem Gegner zur Schlacht zu stellen. Die Soldaten zeigten sich entmutigt, murrten und begannen bereits zu desertieren.
So war die Situation, als der Maharadscha allein zu Pferd, wie es stets seine Gewohnheit war, das Lager erreichte. Sofort schlug die Stimmung um. Es war am Morgen, und die Armee war, durch seine Gegenwart aus ihrer Lethargie gerissen, zum Kampf entschlossen.
Doch wollte Corcoran nichts aufs Spiel setzen. Seine Soldaten waren noch nicht kriegserfahren genug, um einem massiven Angriff des Feindes mit all dessen Kräften standzuhalten. Man mußte also zunächst den Gegner durch ständige kleine Scharmützel beunruhigen und dabei gleichzeitig den Marathen Zutrauen zu ihrer eigenen Stärke geben. Später wäre es zweifellos immer noch Zeit, sich zur Entscheidungsschlacht zu stellen.
Corcoran verfolgte diesen Plan mit außergewöhnlicher Strenge. Er ließ Schützengräben ausheben, baute Schanzen, umgab sein Lager mit einem tiefen Graben, errichtete Palisaden, hinter denen er seine zweihundert Kanonen in Stellung brachte. Danach überfiel er an der Spitze seiner auf Berber- und Turkmenenpferden einhergaloppierenden leichten Kavallerie kleinere Erkundungseinheiten der Engländer, rieb Konvois auf, die Nachschub an Proviant und Waffen ins englische Lager bringen sollten, so daß Barclays Soldaten schon Hunger zu leiden begannen.
Barclay war beunruhigt. Seine Operationsbasis war weit von Bombay entfernt. Die Nahrungsmittel gingen zur Neige. Fast tagtäglich erhielt er von Lord Braddock Depeschen, die ihn zur Eile mahnten, damit sein lautes Siegesgeschrei die dunklen Gerüchte über den Untergang von Sir John Spalding, die in Europa kursierten, überdecken mochten. Allerdings wagte Barclay nicht, den Befehl zum Angriff auf das befestigte Lager des Maharadschas zu geben. Andererseits bekam seine Kavallerie
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