Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran
meiner braven Matrosen vom Sturmsohn hier hätte, wir würden die Engländer schon weich klopfen, doch mit diesen Hasenfüßen ist nichts zu machen. „Wenn wir wenigstens eine Kanone hätten!“ meinte er, zu Fürst Holkar gewandt.
„Und wenn wir Feuer an die Pagode legten?“ erwiderte Holkar. „Was würden Sie dazu sagen?“
„Ich hätte diesen famosen und schlecht erzogenen Gentleman, der mich erschießen wollte, ja gern lebend gehabt“, sagte Corcoran, „aber da es kein anderes Mittel gibt, müssen wir ihn eben grillen.“
Und alsbald machten sich die Hindus daran, das trockene Dschungelgras abzuschneiden und um die Pagode zu schichten. Als sie soweit waren, es anzuzünden, hörte man in der Ferne Gewehrschüsse.
„Lassen wir die Engländer und Eure Rache“, sagte Corcoran zu Holkar, „und eilen wir lieber so schnell wie möglich nach Bhagavapur, denn dieses Gewehrfeuer, muß von Barclays Vorhut kommen.“
Holkar gab sofort Befehl, kehrtzumachen und sich auf den Hauptweg zurückzuziehen, wo man sich in Gefechtsordnung aufstellen und den Ereignissen gefaßt entgegensehen konnte.
15.
Louison und Scindiah
Die Truppe hatte sich kaum gefechtsmäßig formiert, als auch schon Sugriva auftauchte, von der Avantgarde Colonel Barclays verfolgt.
Barclay hatte das Lager bereits abgebrochen gehabt und war im Begriff, auf Bhagavapur zu marschieren, als er mit Verwunderung, in die sich Ärger mischte, von der Gefahr hörte, in der sich Robarts befand. Er hatte daraufhin unverzüglich Befehl gegeben, seinem Adjutanten zu Hilfe zu eilen. Sugriva hatte zunächst versucht, dem Vorgehen der Engländer Widerstand zu leisten, dabei aber die Hälfte der ihm anvertrauten Männer verloren. Nur mit Müh und Not hatte er Holkar erreicht, die Engländer dicht auf den Fersen.
Als die englische Kavallerie jedoch plötzlich unerwartet auf Holkars Regimenter stieß, die sie stehenden Fußes erwarteten, verflüchtigte sich ihr Angriffselan blitzartig. Sie zogen sich leicht zurück und beratschlagten, was zu tun sei.
An der dem Gelände angepaßten Aufstellung und der Entschlossenheit von Holkars Reiterei erkannte Barclay mühelos, daß das Kommando in den Händen eines strategisch geschickteren und phantasievolleren Offiziers liegen mußte, als es der letzte der Raghuiden war. Er gab sogleich Befehl, den rechten Flügel der Hindus zu umgehen, ihn vom Zentrum abzuschneiden und zwischen zwei Feuer zu nehmen. Sollte sein Plan glücken und er Holkar von Bhagavapur, seiner Hauptstadt und seinem wichtigsten Stützpunkt, abschneiden, dann würde dieser sein Heil in der Flucht suchen, das allein könnte den Krieg beenden; eine für Colonel Barclay auch insofern wichtige Entscheidung, da keine Zeit bliebe, ihm die Früchte seines Sieges vorzuenthalten und einem anderen den Ruhm einer taktisch so geschickten und militärisch so straff geführten Operation zuzuschanzen.
Corcoran überlegte seinerseits genauso gründlich, wenn nicht noch gründlicher. Mühelos erkannte er, daß – ausgenommen er selbst und vielleicht noch Sugriva und Holkar – niemand in der Lage war, Holkars Truppen zu führen. Obwohl der alternde Fürst ein prächtiger Mensch und furchtloser Streiter war, fehlte es ihm doch an strategischem Raffinement, um einer modernen Armee Widerstand leisten zu können. Es fehlte ihm vor allem diese Art von Kaltblütigkeit, die man sich nur auf dem Schlachtfeld erwirbt. Darüber hinaus war er wegen seiner Tochter, die ja durch sein eigenes Verschulden in Gefahr geraten war, etwas verwirrt, was ihm keiner zum Vorwurf machte, aber von Nutzen war so etwas ja auch nicht. Wenigstens hatte er zu ihm, Corcoran, größtes Vertrauen.
„Fürst Holkar“, sagte der Bretone zu ihm, „wir haben einen großen Fehler gemacht. Ihr, indem Ihr diese vermaledeite Pagode und den vermaledeiteren Robarts belagert habt, und ich, indem ich Euch gewähren ließ.“
„Entschuldigen Sie sich nicht“, erwiderte Holkar, „ich allein bin der vermaledeiteste aller Narren, weil ich die Freiheit meiner Tochter und meinen Thron aufs Spiel setzte, nur um einige Engländer zu rösten.“
„Schwamm drüber“, sagte der Bretone. „Reden wir nicht mehr von dem was gewesen ist, denken wir lieber an das, was vor uns liegt. Nichts ist verloren, wenn Eure Reiterei standhält. Ihr, Fürst Holkar, übernehmt das Kommando über den rechten Flügel. Ihr habt Sepoykavallerie vor Euch, unter denen es einige Freunde von Sugriva gibt, die für Euch vielleicht
Weitere Kostenlose Bücher