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Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran

Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran

Titel: Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Assolant
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Bretone, „sobald es Eure kostbare Zeit erlaubt und Ihr etwas Muße habt, bitte ich Euch, mit mir das sagenumwobene Schriftstück der Gesetze Manus zu suchen, das zu finden mich die Akademie zu Lyon hierhergeschickt hat; allerdings haben wir heute noch etwas anderes zu erledigen. Glaubt mir, das beste wäre, wir würden so schnell wie möglich nach Bhagavapur zurückreiten. Wahrscheinlich wird die englische Armee unter dem Kommando Colonel Barclays schon unterwegs sein, und einem wendigen Offizier dürfte es nicht schwerfallen, uns den Weg abzuschneiden…“
    „Und Sie?“ fragte Holkar.
    „Oh, ich, das ist etwas anderes… Wenn Ihr mir eines von Euren zwei Regimentern überlassen könntet, dann verspreche ich Euch, John Robarts in der Pagode einzuschließen und ihn wie einen Fuchs auszuräuchern. Stellt Euch vor, Hoheit, dieser hochnäsige Gentleman wollte mich erschießen lassen! Na, dem werde ich Manieren beibringen.“ Die Idee schien Holkar zu gefallen.
    „Kapitän“, sagte er zu Corcoran, „begleiten Sie lieber Sita, und ich werde diesem feinen John Robarts die Kehle ein wenig ritzen.“
    „Zu jeder anderen Gelegenheit würde ich Sita liebend gern begleiten, aber heute geht es beim besten Willen nicht… Robarts hat mich provoziert, ich habe noch eine Rechnung mit ihm zu begleichen.“
    „Gut“, sagte Holkar, „ich bleibe.“
    „Schickt wenigstens Eure Kundschafter den Engländern entgegen, damit man Euch rechtzeitig von ihrer Ankunft unterrichtet“, fügte Corcoran hinzu.
    Sugriva wurde beauftragt, mit etwa dreißig Berittenen die Bewegung des Feindes zu überwachen.
    Durch das Beispiel Holkars und des Kapitäns angespornt, die an der Spitze ritten, machten sich die Hindus entschlossen an die Einkreisung des Feindes. Sita hatte man auf ihren Elefanten gesetzt und unter guter Bewachung aus der Gefahrenzone gebracht. Die Engländer, die Holkars und Corcorans Absicht ahnten, zogen sich zurück.
    John Robarts hatte bereits bei Holkars Eintreffen einen Soldaten zu Barclay geschickt, um diesen von der Gefahr, in der er schwebte, zu unterrichten. Als er entdeckte, daß Corcoran sich zu Holkar durchgeschlagen hatte, wurde ihm klar, daß seine Position sehr kritisch werden könnte. Ohne den Versuch zu wagen, durch die indischen Reihen durchzubrechen – dazu waren nun allerdings auch die Engländer zuwenig –, suchte er Zuflucht in der Pagode, die eben noch Corcoran als Festung gedient hatte.
    Er ließ eher schlecht als recht die Öffnung verbarrikadieren, die seine eigenen Leute geschlagen hatten. Er ließ das Tor wieder in seine Angeln heben, dann schließen und dahinter alle Arten von Gegenständen auftürmen, um es zu stützen.
    Als Holkars Soldaten erschienen, eröffneten dreiundvierzig englische Karabiner das Feuer. Es gab einige Tote und etwa zehn Schwerverletzte unter den Hindus, und dieser wenig glückliche Beginn kühlte doch merklich ihren Mut ab.
    „Ich verspreche demjenigen tausend Rupien, der als erster den Fuß in die Pagode setzt“, sagte Holkar.
    Aber diese Versuchung reizte niemanden. Die unglücklichen Hindus sahen sich schutzlos einem schrecklichen Beschuß ausgesetzt. Darüber hinaus schien der Feind in Sicherheit, sie jedoch mußten über offenes Gelände angreifen.
    „Man sollte ihnen ein Beispiel geben“, sagte Corcoran zu Holkar, „denn die armen Teufel haben schreckliche Angst, Brahma und Wischnu gleichzeitig Aug in Aug gegenüberzustehen.“
    Er stieg vom Pferd und, von etwa zwanzig Männern gefolgt, bemächtigte sich des Baumstammes, der schon den Engländern gegen ihn so nützlich gewesen war. Er und die Männer wuchteten ihn als Rammbock gegen das Tor der Pagode, das nach dem ersten Stoß auf die stützende Barrikade geworfen wurde. Bei diesem Anblick stießen die Hindus einen Freudenschrei aus, diese Freude allerdings war kurz, denn die englischen Karabiner schossen erneut in die Richtung der Angreifer, und diesmal auf eine so kurze Distanz, daß selbst die Kühnsten innehielten und nicht wagten, das feuerspeiende Bollwerk zu stürmen.
    Corcoran, der ihr Zögern bemerkte, gab unverzüglich den Befehl zum Feuern, aber da hatte schon der gewaltige Pulverdampf einer doppelten Salve die Kämpfenden eingehüllt. Fünf Engländer waren tot oder schwerverletzt, zehn oder zwölf Hindus hatte das gleiche Schicksal ereilt. Der sichtlich von diesem Mißerfolg verschreckte Rest wich zurück. Selbst Holkar schien unentschlossen.
    Ach, dachte der Bretone, wenn ich nur zwei oder drei

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