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Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran

Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran

Titel: Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Assolant
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Louison aufgepaßt. Hinter dem Torflügel versteckt, erwartete sie den Engländer. Mit zwei, drei Kolbenstößen hatte er die ungenügend befestigten Balken zertrümmert und war dabei, durch die Öffnung in die Pagode zu klettern, als ihn die Tigerin mit einem Schlag ihrer Pranke so energisch zurückwies, daß er seinen letzten Seufzer tat.
    Dieser Anblick und der Geruch des Blutes versetzte Louison in einen Rausch, und sie hätte sich zweifellos todesmutig auf die englischen Linien gestürzt, wenn sie nicht ein Pfiff des Kapitäns wieder auf ihren Posten gerufen hätte.
    Der Bretone begann unruhig zu werden. Lange würde er der Übermacht nicht mehr standhalten können. Keine Nachrichten von Holkar. Hatte Sugriva seine Aufgabe lösen können, oder war er unterwegs in einen Hinterhalt geraten? Zu allem Überdruß ging auch noch seine Munition zur Neige.
    Immer wenn er sich am Fenster zeigte, feuerte man aus mindestens vierzig Karabinern auf ihn. Die Schüsse hatten den Zweck, einen Teil der Engländer zu decken, die wiederum mit dem Rammbock gegen das Tor vorgingen, das schon unter den Stößen ächzte und dessen Scharniere jeden Augenblick nachgeben mußten. Corcoran gelang es, indem er sich seitlich an die Fensteröffnung schmiegte, seinen Revolver gegen die auf das Tor Anrennenden leer zu schießen. Er spürte auch an den Schreien, daß seine Schüsse getroffen haben mußten, dennoch verbesserte sich seine Situation dadurch kaum, denn die Belagerer schienen in ihrem Bemühen nicht nachzulassen.
    „Steigen Sie rasch die Treppe zum Turm empor!“ rief er Sita zu, „und haben Sie keine Angst.“
    Sie gehorchte. Er folgte ihr augenblicklich. Louison bildete die Nachhut.
    Es war höchste Zeit. Das Tor barst mit einem Schlag und krachte in das Innere der Pagode. Durch die Öffnung ergoß sich mit einemmal die ganze Schar der Angreifer.
    Aber ihre Überraschung war groß, als sie Louison allein auf der Treppe entdeckten. Hinter ihr hörte man das trockene Schnappen von Corcorans Revolverhahn. Die Wendeltreppe war so dunkel, daß Corcoran vor den Blicken der Engländer verborgen blieb.
    „Gottverdammich!“ schrie Robarts noch röter als ohnehin vor Zorn. „Das wird ja eine neue Belagerung. Ergeben Sie sich doch, Kapitän, jeder Widerstand ist zwecklos.“
    „Das Wort ‘zwecklos’ gibt es im Französischen nicht!“
    „Wenn wir Sie gewaltsam gefangennehmen müssen, werden Sie an die Wand gestellt und erschossen!“
    „An die Wand gestellt und erschossen!“ echote der Bretone entrüstet zurück. „Wenn ich Sie gefangennehme, schneide ich Ihnen die Ohren ab!“
    „Fertig zum Feuern!“ schrie Robarts. Die Soldaten schossen.
    „Liebe Sita“, sagte Corcoran, „jetzt geht es um Sein oder Nichtsein. Steigen Sie, ich bitte Sie, bis zur Turmplattform hoch, die Kugeln könnten in die Mauer schlagen, zurückprallen und Sie verletzen.“
    Er selbst folgte ihr mit Louison. Dank der verwinkelten Treppenkonstruktion waren sie zwar ein wenig vor den Kugeln geschützt und wenn es auf der schmalen Wendeltreppe, die nach oben zu dem Pagodenturm führte, wirklich zum Kampf Mann gegen Mann kommen sollte, waren er und Louison im Vorteil. Doch es war nur mehr ein Rückzugsgefecht, das wußte Corcoran, aus eigener Kraft konnten sie sich nicht mehr befreien.
    Aber ein unerwarteter Vorfall änderte die Situation schlagartig.
    Plötzlich erschien ein englischer Soldat, der im Freien geblieben war, in der Pagode und schrie: „Der Feind rückt an!“
    „Was für ein Feind?“ schrie Robarts zurück. „Das wird Colonel Barclay sein, der mit der Armee auf dem Weg nach Bhagavapur ist.“
    „Das ist Holkar, das sieht man an den Fahnen.“
    Tatsächlich hörte man den schweren Galopp anrückender Kavallerie.
    Zum Teufel noch mal, dachte Robarts. Zehntausend Pfund für die Katz. Nicht gerechnet, was uns von Seiten Holkars noch alles bevorsteht. Und laut schrie er: „Raus hier! Auf die Pferde!“
    Was er seiner Truppe natürlich nicht zweimal zu sagen brauchte.
    „Und jetzt den Säbel in die Faust und drauf auf die Canaille! Vorwärts für unser gutes altes England!“
     
     
14.
Wie der Belagerte zum Belagerer wird
     
    Obwohl die beiden feindlichen Truppenkontingente von der Zahl her unterschiedlich groß waren, standen die Chancen für den Ausgang des Kampfes dennoch auf gleich.
    Abgesehen von der Tatsache, daß sich die englische Kavallerie nur aus Europäern zusammensetzte, die im Kampf mit dem Säbel Holkars Reiterei weit

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