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Die Wunderheilerin

Die Wunderheilerin

Titel: Die Wunderheilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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die Ohren flogen.
    Priska aber schwieg, strich nur mit den Händen den Stoff ihres einfachen, blauen Tuchkleides glatt.
    «Warum fragt Ihr das, Meisterin?», wollte Regina wissen, stützte die Arme auf den Tisch und beugte sich weit nach vorn. Als sie Evas mahnenden Blick sah, setzte sie sich wieder gerade hin, doch die Röte auf Johann von Schleußigs Wangen verriet ihr, dass er ihr halb offenes Mieder nicht übersehen hatte.
    Priska verfolgte das Verhalten ihrer Zwillingsschwester mit einer Mischung aus Neid und Missbilligung. Sie wollte nicht so sein wie Regina, aber manchmal wünschte sie sich, sie hätte ein bisschen mehr Geschick, sich hübsch herzurichten.
    «Nun, ihr habt bald ausgelernt. Eure Zeit in meinem Haus geht zu Ende», unterbrach Eva Priskas Betrachtungen.
    Die Silberschmiedin wechselte einen kurzen Blick mit Johann von Schleußig und Adam, dann sprach sie weiter: «Adam Kopper, mein Bruder und baldiger Stadtarzt, wird sich verheiraten. Sehr bald schon. Und du, Regina, wirst seine Frau werden.»
    Priska sah Eva ungläubig an.
    Regina aber lehnte sich zurück, drehte mit einem Finger an einer Locke und schwieg. Es war nicht schwer zu erraten,welche Gedanken Regina durch den Kopf gingen. Schließlich sagte sie: «Die Leute erzählen sich, Adam sei nicht für die Ehe gemacht. Der Teufel sei mit ihm im Bunde. Oder wenigstens ein Dämon. Muss er heiraten, um nicht auf dem Scheiterhaufen zu landen?»
    «Die Leute reden, wie sie es verstehen», fuhr Eva auf und ließ die Augen blitzen.
    Regina lächelte nur. «Ich glaube längst nicht alles, was die Leute sagen. Sie sind bösartig. Schon manch Unschuldiger ist gerichtet worden wegen der Leute.»
    «Und manch Unschuldiger wurde gerichtet von den Leuten. Jeder hier im Hause weiß, was Adam vorgeworfen wird», schnitt Eva dem Lehrmädchen das Wort ab. «Es ist kein Geheimnis, dass dem Rat angetragen wurde, gegen Adam zu ermitteln. Der Rat selbst würde es lieber sehen, wenn Adam zum Altar ginge. Niemandem ist gedient, wenn einer, der gut zum Arzt taugt und sich für seine Kranken aufopfert, auf dem Scheiterhaufen brennt.»
    «Wird die Frau mitarbeiten müssen? Wird sie als seine Gehilfin mit zu den Kranken gehen und sie anfassen müssen? Wird sie in die Flussauen nach Kräutern geschickt, oder reicht es, sich um den Haushalt zu bekümmern? Wird sie eine Magd haben? Eine Köchin? Wird sie in der Kutsche fahren und beim Messeball im Rathaus dabei sein?» Reginas Augen glitzerten, der rote Mund wirkte gefräßig. Priska schüttelte ein wenig fassungslos den Kopf. Ihre Schwester dachte immer nur an Reichtum und Ansehen.
    «Schluss mit der Fragerei! Ich bin dein Vormund, und ich sage dir, was du zu tun hast. Du wirst Adams Frau werden, gleichgültig, ob mit oder ohne Kutsche», bestimmte Eva streng.
    «Ich würde sehr gern Adams Frau werden.»
    Priskas Satz, ganz leise nur gesprochen, erreichte die Ohren der anderen nicht. Alle waren mit Regina beschäftigt, die möglichst viel für sich herausholen wollte. «Nun, wer will schon die Katze im Sack kaufen? Ich bin nur bereit, ihn zu heiraten, wenn ich mich entsprechend verbessere.»
    Eva verdrehte die Augen, aber Johann von Schleußig lenkte ein: «Besser klare Worte als falsche Versprechungen. So weiß jeder, woran er ist.»
    Adam fuhr mit dem Finger unter seine Halskrause und drehte den Kopf hin und her, als fehle ihm die Luft zum Atmen.
    Schließlich sagte er, zu Regina gewandt: «Es wird dir an nichts mangeln. Als Stadtarzt steht mir ein Haus und in ein paar Jahren auch eine Kutsche zu. Für meine Arbeit werde ich einen Gehilfen oder eine Gehilfin haben.»
    Regina war noch nicht zufrieden. «Was ist mit Kindern? Kinder sind das Wichtigste, die Leute werden reden. Eine kinderlose Ehe wird früher oder später Fragen aufwerfen. Wir werden wohl keine Kinder bekommen, Gott wird uns so strafen. Man muss eine Lösung finden, schließlich geht es auch um den Ruf.»
    «Ich würde sehr gern Adams Frau werden. Und ich wäre auch gern seine Gehilfin, gleichgültig, ob mit oder ohne Kinder.»
    Dieses Mal hatte jeder gehört, was Priska gesagt hatte. Eva fuhr herum, fasste über den Tisch nach der Hand Priskas. «Du würdest seine Frau werden wollen?»
    Priska nickte.
    «Warum?»
    Johann von Schleußig hatte diese Frage gestellt.
    Priska setzte zu einer Antwort an, doch Regina kam ihr zuvor. «Weil ich nie mehr in die Vorstadt zurück möchte», antwortete sie atemlos anstelle ihrer Schwester. «Weil ich keine Henkerstochter

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