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Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tullio Avoledo
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Platzes, und die Druckwelle hatte alles zertrümmert, die Kuppel ebenso wie Berninis Kolonnaden. Und die vielen Menschen auf dem Platz und außerhalb davon … Sie waren verbrannt.
    So heißt es jedenfalls.
    So wurde es uns erzählt.
    Niemand von uns war dabei. Wir haben es von anderen gehört, die es wiederum von Leuten wissen, die vielleicht, vielleicht an jenem Tag dort oben gewesen sind.
    »Anselmo hat sich wie ein Verräter gefühlt, als er dem Platz den Rücken kehrte und zur nächsten Station der Metropolitana lief. Aber sein Bericht ist so wertvoll, dass es Gott gewesen sein muss, der an jenem Tag seine Schritte lenkte.«
    Kardinal Albani schweigt, als der Alte mit einem Plastiktablett zurückkehrt, auf dem eine Tasse und ein Glas stehen. Erst als er ganz nahe ist, bemerke ich im Schein der Kerze auf dem Schreibtisch die langen Narben im Gesicht und die Brandmale am Hals.
    »Danke, Anselmo. Ist schon Zucker drin? Zwei Würfel? Danke.«
    Er sieht auf die dampfende Tasse hinab, atmet den Duft des Tees mit geschlossenen Augen ein und lächelt zufrieden. Dann hebt er die Lider und schüttelt schuldbewusst den Kopf.
    »Ich weiß, ich sollte das eigentlich nicht. Es sind die letzten Beutel. Nachher gibt es keine mehr. Es ist unglaublich, dass wir überhaupt noch welche haben. Wie stellen wir es an, Anselmo?«
    »Wir bewahren sie in einem Tiefkühlschrank auf, Eminenz.«
    »Ah, ja. In einem Tiefkühlschrank. Danke, mein Lieber. Du kannst jetzt gehen.«
    Als der alte Bedienstete erneut den Raum verlassen hat, setzt der Kardinal seine Erzählung fort.
    »Seitdem sind wir ohne Papst. Die Apostolische Konstitution Universi Dominici Gregis regelt in allen Einzelheiten, wie nach dem Tod des Pontifex vorzugehen ist, aber eine Situation wie diese konnte natürlich niemand vorhersehen. Ich hätte den Tod des Papstes feststellen müssen, indem ich mit einem silbernen Hammer an seine Stirn klopfe und dreimal seinen Namen nenne, im Beisein des Zeremonienmeisters, des Sekretärs und des Kanzlers der Apostolischen Kammer. Doch vom Papst blieb nur Asche übrig, die der Wind forttrug. Soll ich versuchen, mit dem Silberhammer an den Himmel über Rom zu klopfen? Wenn ich ihn überhaupt hätte, den kleinen Hammer aus Silber …«
    Albani schüttelt den Kopf.
    »Ich habe die Novendiali, die neuntägige Totenfeier zu Ehren des verstorbenen Papstes, allein zelebriert. In diesen Katakomben habe ich eine Handvoll Asche vom Rand der Stadt beigesetzt.«
    Ich neige den Kopf. Das habe ich ebenfalls getan, vor meiner Ankunft in diesem Refugium. Niemand von uns weiß, was aus seinen Verwandten und Freunden geworden ist. Meine Eltern und meine Schwester waren in Boston, mein Bruder in Seattle. Vermutlich sind beide Städte Hauptangriffsziele gewesen. Bevor ich hierherkam, habe ich etwas Asche genommen und trage sie seitdem in einem kleinen Lederbeutel bei mir. Ich weiß nicht, von wem oder was die Asche stammt, von einem Mann, einer Frau oder einem Hund. Oder vielleicht von einem Baum. Aber es ist Asche von etwas, das einst lebte. Wenn die Wahrheit vor uns verborgen wird, wenn nicht über die Realität nachgedacht werden darf, müssen wir uns mit Symbolen begnügen.
    Der Kardinal trinkt seinen Tee.
    Ich hebe das Glas an die Lippen und schmecke das Wasser. Früher einmal hätte ich einfach getrunken, ohne einen Gedanken daran zu vergeuden. Aber heute ist reines Wasser kostbar, ein Geschenk, das man Tropfen für Tropfen würdigt.
    Albani setzt die Tasse völlig lautlos auf die Untertasse.
    Hier unten haben wir alle gelernt, leise zu sein. Oft ist es die einzige Möglichkeit, am Leben zu bleiben.
    »Wie Sie wissen, John, hätte ich nach der Trauerzeit als Camerlengo die Kardinal-Elektoren zusammenrufen müssen, damit sie im Konklave den neuen Papst wählen. Aber es gab da ein Problem, und es existiert noch immer. Ich bin der einzige Kardinal. Mir sind keine anderen bekannt. Es könnten einige Kardinäle überlebt haben, irgendwo auf der Welt, aber für uns hier spielt das kaum eine Rolle. Allein kann ich kein Konklave stattfinden lassen. Seit über zwanzig Jahren ist der Heilige Stuhl leer. Wir haben keinen Papst. Aber vor zwei Monaten …«
    Albani unterbricht sich, und es folgen einige stille Sekunden. Dann formen seine Finger ein Dreieck, und er scheint jedes einzelne Wort sorgfältig abzuwägen, als er sagt:
    »Vor zwei Monaten stieß ein Erkundungstrupp, der sich bei Ancona umsah – dort haben wir einen permanenten Außenposten eingerichtet

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