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Die Zan-Spieler

Die Zan-Spieler

Titel: Die Zan-Spieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
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erinnerte, etwas in den großen, ausdrucksvollen Augen und dem breiten, üppigen Mund; doch da war auch eine Lebendigkeit, etwas, das an Morlenden erinnerte: das lange Gesicht mit seiner angedeuteten Knochigkeit, das ausgeprägte Kinn. Pethmirvin war unbeständig wie Quecksilber: hübsch in dem einen Moment, hausbacken im nächsten.
    Das Mädchen versuchte zu sprechen, aber da es noch nicht ganz wach war, kamen die Worte alle wieder herausgepurzelt wie ein schlecht verschnürtes Paket, das plötzlich aufgeht und dann vollkommen auseinanderfällt. Aber irgendwie brachte es alles heraus. „Madheliya, hier. Ich sollte dich hier abholen. Sollte dich hier abholen. Hier bin ich. Wann bist du angekommen?“
    „Gerade erst, du kleine Schlafmütze.“
    „Ach, das tut mir leid, wirklich.“
    Fellirian faßte in die Kapuze und zauste das Mädchen sanft an den Haaren. „Das braucht dir nicht leid zu tun, Peth. Wenn du dir auch bestimmt komisch vorgekommen wärst, wenn du mich verpaßt und die ganze Nacht hier gewartet hättest.“ Fellirian lachte herzlich. „Aber warum hast du denn den ganzen Weg hierher unternommen, und obendrein in dieser Kälte? Um mich nach Hause zu holen? Es ist nicht so, daß ich den Weg nicht wüßte. Und ich habe auch keine Angst im Dunkeln. Und, da mir die Zeit etwas übel mitgespielt hat, habe ich auch keine Liebhaber, die ich unterwegs treffen könnte.“
    Pethmirvin stand ein wenig steif auf und streckte sich fröstelnd in der feuchten Nachluft, obwohl sie recht warm angezogen war, als sei sie schon eine ganze Weile draußen gewesen und wisse, daß sie auch draußen bleiben würde. Wenn sie sich streckte, war sie größer als Fellirian.
    Fellirian beobachtete sie und dachte bei sich: Fünfzehn, und schon ist sie größer als ich. Auch hübscher, jedenfalls auf ihre Weise. Und dem Schicksal der Außengeborenen ausgeliefert. Ich mache mir Sorgen um das arme Ding; sie hat nicht das Naturell dazu.
    Pethmirvin fuhr fort: „Kadh’olede {12} müßte jetzt im yos sein; er war noch nicht wieder da, als ich wegging, aber er wurde jeden Moment erwartet. Einer von den Morens hatte ihn in einer Kneipe bei der alten Hvar-Fähre gesehen. Sie haben mich hergeschickt, um dir zu sagen, daß du dich beeilen und nicht unterwegs bei den Morens Tee trinken oder Berlargir und Darbendrath {13} besuchen sollst, weil wir Gäste haben, wichtige Gäste, und sie werden nicht sprechen, bevor nicht alle Derens der Elternphase anwesend sind.“
    Fellirian hatte nur halb zugehört. Morlenden in einer Kneipe! Natürlich hatten sie ihn in einer Kneipe gesehen! Solche Geschichten bekam sie nun schon seit Jahren erzählt. Aber die Worte über die wichtigen Gäste weckten wieder ihre volle Aufmerksamkeit, da sie sich wieder daran erinnerte, was jener eine in der Mono gesagt hatte. Sie unterbrach Pethmirvin: „ Kel’ka Arnef? Wer denn?“
    Pethmirvin antwortete: „Eine Älteste, die Perwathwiy Srith in Begleitung einer didh-Srith, ein bißchen älter als ich. Sanjirmil Srith Terklaren.“
    Fellirian lehnte sich zurück. „Die Perwathwiy, tatsächlich! In unserem yos. Ich möchte wissen, was sie zu uns geführt hat.“
    „Madheliya, weder sie noch Sanjirmil wollten darüber reden. Und du weißt, wie die Ältesten sind; wollen keinen Fuß ins yos setzen. Aber diese Sanjirmil wohl. Kam einfach herein und hat sich an meinem Abendessen bedient, jawohl.“
    „Peth, du weißt, wie sich der gute Gastgeber verhält. Wir müssen mit dem Fremden teilen, was wir haben. Sanjirmil erwartet, daß sie etwas zum Abendessen bekommt. Und was die Perwathwiy angeht, so erwarte ich von ihr die ganze Härte der Selbstdisziplin.“
    „Kennst du sie?“
    „Nur dem Namen nach. Nicht persönlich. Sie war selbst eine Terklaren, einst die erstgeborene Innenverwandte und Klandormath … vor vielen Jahren natürlich; sie ist die Vormutter von Sanjirmils Vormutter. Wenn jede gleich einem Tag ist, dann ist diese gleich perh meth sen-dis {14} Jahren.“
    „Ja, das ist sie. Sie ist vollkommen grau. Sie hat draußen im Regen gestanden, bis Kaldherman hinausging und die Hütte öffnete.“ Pethmirvin kicherte. „Er sagte – so, daß Sanjirmil es nicht hören konnte –, daß die alte Tante von ihm aus ruhig die ganze Nacht im Regen stehenbleiben könne, wenn sie schon nicht hereinkommen wolle.“
    „Pethmirvin Srith Deren!“
    „Das hat er gesagt, Madheliya, nicht ich! Aber Cannialin hat ihm gesagt, daß die alte Frau einen Fluch auf ihn legen würde,

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