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Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Titel: Die Zauberer 01 - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Diener erschien. Sie führten ein schlankes weißes Pferd mit sich, das von strahlender Schönheit war. Es war gezäumt und gesattelt. Unruhig scharrte es mit den Hufen.
    »Alaric ist das dritte, das ich dir mit auf den Weg geben möchte«, fuhr Alduran in seiner Aufzählung fort. »Das Gestüt, dem er entstammt, ist nicht weniger königlich als dein eigenes, denn seine Ahnen waren es, auf denen Sigwyn einst in die Schlacht ritt. Sorge gut für ihn, und er wird dich auf seinem Rücken sicher an jedwedes Ziel tragen.«
    »Danke, nahad«, sagte Aldur. Statt Alduran noch einmal zu umarmen, verbeugte sich der Jüngling respektvoll, wie es ein Schüler vor seinem Lehrer tat, dann wandte er sich um, und raschen Schrittes ging er auf den Hengst zu, der laut schnaubte und in dessen Augen ein unstetes Feuer loderte. Offenbar, dachte Aldur, sehnte er sich ebenso nach der Ferne wie er selbst. Er griff nach den Zügeln, tätschelte den Hals des Tieres und strich über seine lange Mähne. Dann schwang er sich in den Sattel, dessen Leder sich weich auf dem Pferderücken schmiegte, und Aldur hatte das Gefühl, vor Abenteuerlust und Tatendrang zu bersten. Alaric, der dies zu spüren schien, wieherte und bäumte sich auf der Hinterhand auf, und der silberne Reif um Aldurs Stirn blitzte im frühen Licht des Tages, als der junge Zauberer das Tier wendete und zum Tor hinausritt. Die Dienerschaft schloss sich ihm an, und unter den Blicken Aldurans und seines Gefolges verließ der Zug den Hain. Die Augen des Fürsten füllten sich dabei mit Tränen, denn ein Gefühl sagte ihm, dass er den jungen Mann, der seine Obhut verließ, niemals wiedersehen würde.

3. ALANNAH
    Und er sollte recht behalten.
    Wie anders als in den Ehrwürdigen Gärten war es an diesem Ort. Es gab kein Licht, keine Sonne und damit auch keine Wärme, die die Voraussetzung für jedes Leben war. Es wuchsen keine Bäume und keine Blumen, die in prächtigen Farben blühten. Es gab keine Brunnen, die lustig plätscherten, und keine Flöten spielten fröhliche Weisen.
    Kälte, Stille und Dunkelheit herrschten in der Kerkerzelle, und dennoch war es dort nicht annähernd so finster wie in Alannahs Seele.
    Immer wieder sah sie die schrecklichen Ereignisse vor ihrem inneren Auge, ohne dass sie verstehen oder auch nur im Ansatz begreifen konnte, was tatsächlich geschehen war.
    Und vor allem: Warum war es gerade ihr passiert?
    Nichts hatte darauf hingedeutet, nichts die Katastrophe erahnen lassen. Dennoch war es aus ihr hervorgebrochen, so unvermittelt wie ein Sommergewitter, wie ein Blitz, der aus heiterem Himmel in ein Gebäude einschlug.
    Noch immer sah sie ihn vor sich, wie er sich am Boden wand, schreiend und am ganzen Körper zitternd. Überall war Blut gewesen, an ihren Kleidern und an ihren Händen, die sie noch immer wie von Sinnen rieb, obwohl Alannah sie in der Dunkelheit nicht einmal sehen konnte, als könnte sie damit die Schuld wegreiben, die an ihr klebte - auch wenn sie völlig ahnungslos gewesen war, unwissend im gefährlichsten Sinn des Wortes.
    In der Dunkelheit, die sie umgab, hatte sie jedes Zeitgefühl verloren. Sie vermochte nicht zu sagen, wie lange sie bereits an diesem düsteren Ort weilte, und es entzog sich auch ihrer Kenntnis, ob es draußen Tag war oder Nacht. Ihr Kerker, der sich tief unter den Mauern Tirgas Lans befand, hatte keine Fenster und nur eine Tür, die aus massivem Eisen bestand und mehrfach verriegelt war. An Flucht war also nicht zu denken. Aber Alannah wollte auch nicht fliehen. Denn selbst wenn es ihr gelungen wäre, dieser Zelle zu entkommen vor ihrem schlechten Gewissen gab es kein Entrinnen. Unablässig würde es sie verfolgen und sie peinigen. Immer wieder würde es ihr vor Augen führen, was sie getan hatte, denn die schrecklichen Bilder hatten sich unauslöschlich in ihr Gedächtnis gebrannt.
    Irgendwann vernahm sie ein Geräusch: Schritte, die durch den Korridor auf der anderen Seite der Tür hallten und sich rasch näherten.
    Alannah hielt den Atem an.
    Würde sie nun endlich erfahren, was mit ihr geschehen würde? Und vor allem: Bekam sie Aufschluss über das, was sich in den Ehrwürdigen Gärten zugetragen hatte?
    Unmittelbar vor ihrer Zellentür setzte der harte Klang der Schritte aus. Alannah hörte dumpfe Stimmen, konnte aber nicht verstehen, was gesprochen wurde. Dann wurden die eisernen Riegel zurückgezogen, und die Zellentür schwang knarrend auf.
    »Lady Alannah?«
    Der fahle Schein einer Kristallfackel blendete

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