Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Titel: Die Zauberer 01 - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
Alannahs Augen, die sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, und es dauerte einen Moment, bis sie wieder etwas erkennen konnte. Dann gewahrte sie auf der Türschwelle eine große, Respekt einflößende Gestalt, die in einen weiten Umhang mit Kapuze gehüllt war. Ein Diener begleitete die Gestalt und trug die Fackel.
    »Lady Alannah?«, fragte der fremde Besucher noch einmal. Seine Stimme klang streng, unverhohlene Anklage lag darin.
    »J-ja?«
    Der Besucher trat vor und schlug die Kapuze zurück. Scharf geschnittene Gesichtszüge kamen darunter zum Vorschein, die eiserne Entschlossenheit verrieten. Das lange dunkle Haar war streng zurückgekämmt und zu einem Zopf geflochten, die schmalen Augen blickten Alannah in stillem Vorwurf an. »Ihr wisst, wer ich bin?«, erkundigte er sich.
    »Sollte ich das?«, fragte Alannah.
    »Ich bin Mangon, Lordrichter von Tirgas Lan«, stellte der Fremde sich vor, und Alannah erstarrte innerlich.
    Auch wenn sie ihm noch nie zuvor begegnet war, hatte sie natürlich schon von Mangon gehört, dem obersten Richter des Reiches. Sein Sinn für Gerechtigkeit war legendär, aber auch seine Erbarmungslosigkeit gegenüber jenen, die das Gesetz missachteten. Nie hätte Alannah geglaubt, ihm eines Tages gegenüberzustehen, schon gar nicht als Angeklagte - aber genau das war nun der Fall. Verwirrt fragte sie sich, warum sich der Lordrichter persönlich ihres Falles annahm.
    »Wahrscheinlich fragt Ihr Euch«, sagte Mangon, sie offenbar bis in den letzten Winkel ihrer Seele durchschauend, »weshalb ich hier bin.«
    »D-das ist wahr«, gab Alannah zu.
    »Eure ebenso unüberlegte wie frevlerische Tat hat Seine Majestät den König in eine überaus schwierige Lage gebracht.«
    »In eine schwierige Lage? Wie das?«
    »Dieser Jüngling, der in den Ehrwürdigen Gärten auf grausame Weise sein Leben verlor, war nicht irgendein Mensch, Lady Alannah. Er war der jüngste Sohn des Fürsten von Andaril.«
    »Aber der Fürst von Andaril ist ein Vasall des Reiches«, wandte Alannah ein. »Er wird nicht...«
    Sie unterbrach sich selbst, als ihr klar wurde, wie unsinnig ihre Worte waren. Der Fürst von Andaril mochte dem Elfenkönig treu ergeben sein, er war in erster Linie ein Mensch, und als solcher war ihm Rache für seinen Sohn wichtiger als seine Loyalität gegenüber seinem König.
    »Unser Herrscher muss Vorsicht walten lassen«, erklärte Lordrichter Mangon. »Unter den Menschen gärt und brodelt es. Einige wollen sich wohl gegen uns erheben. Das sind nicht mehr die Primitiven, mit denen es noch unsere Väter zu tun hatten. Ihre Macht und ihr Einfluss wachsen beständig, und es gibt nicht wenige, die behaupten, dass dieser Rasse die Zukunft gehört. Umso wichtiger ist es, dass diese Sache bereinigt wird. Die Folgen wären ansonsten unabsehbar, womöglich würde ein neuer blutiger Krieg ausbrechen.« »Keine Sorge«, versicherte Alannah. »Ich werde alles tun, was zur Klärung des Falles beiträgt.«
    »Klärung?« Mangon hob die schmalen Brauen. »Was gibt es zu klären? Ihr habt den Jungen umgebracht, das wisst Ihr so gut wie ich. Ihr seid eine Mörderin!«
    »I-ich weiß«, sagte Alannah leise, während sie sich zum ungezählten Mal fragte, was nur geschehen war. Eben noch war sie ein Kind der Ehrwürdigen Gärten gewesen, geliebt, geschätzt und von allen geachtet - und von einem Augenblick zum anderen fand sie sich in einer Kerkerzelle wieder und wurde des Mordes beschuldigt.
    »Dann gesteht Ihr die Tat?«, fragte der Lordrichter.
    Alannah seufzte. Was sollte sie auf diese Frage antworten? Sollte sie das Offensichtliche bestreiten? Leugnen, dass sie es gewesen war, die den armen Jungen getötet hatte? Als Kind der Ehrwürdigen Gärten war sie zuvorderst der Wahrheit verpflichtet. Die Wahrheit stand über allen anderen.
    »Ja«, sagte Alannah leise, »ich gestehe, dass ich den Menschen getötet habe.« »Wie kam es dazu?«, wollte Mangon wissen, und Alannah hatte das Gefühl, dass sein gestrenger Blick sie geradewegs durchbohrte.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete sie ehrlich.
    »Ihr wisst es nicht mehr?«
    Alannah schüttelte den Kopf. »Nein, ehrenwerter Herr Lordrichter, das sagte ich nicht. Ich habe das, was geschah, nicht etwa vergessen, doch weiß ich nicht, wie es geschah. Ich - ich kann es mir nicht erklären.«
    »In diesem Fall, werte Lady, kann ich Eurem Gedächtnis auf die Sprünge helfen: Ihr habt den Jungen kaltblütig ermordet!«
    »Das ist nicht wahr!«, beteuerte Alannah.
    »Nein?« Der

Weitere Kostenlose Bücher