Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Titel: Die Zauberer 01 - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
Lordrichter trat einen Schritt auf sie zu. »So berichtet mir, was geschah, auch wenn Ihr es nicht erklären könnt, wie Ihr Euch auszudrücken beliebt. Erzählt es freiheraus und überlasst die Erklärungsversuche jenen, die sich mit den Motiven von Mördern und Totschlägern auskennen. Und bleibt bei der Wahrheit«, sagte er drohend. »Wenn Ihr mich belügt, werde ich es erkennen.«
    »Ich bin ein Kind der Ehrwürdigen Gärten und der Wahrheit verpflichtet«, erinnerte ihn die Gefangene. »Dennoch«, fügte sie dann kleinlaut hinzu, »werdet Ihr mir nicht glauben, so fürchte ich.«
    »Ihr solltet nicht versuchen, mit mir zu spielen.« Mangon verschränkte grimmig die Arme vor der Brust. »Ich durchschaue Euch, Alannah. Indem Ihr versucht, mir weiszumachen, ich wäre Euch gegenüber voreingenommen, wollt Ihr mich milde stimmen. Aber dieser Plan wird nicht aufgehen.« »Es ist kein Plan«, versicherte Alannah. »Was ich Euch zu sagen versuche, ist nur ...«
    »Eure Aussage!«, verlangte der Lordrichter streng, und der jungen Elfin blieb nichts anderes, als ihm zu berichten - auch wenn sie bereits zu wissen glaubte, wie dieses Verhör enden würde.
    Mit ihrer Verurteilung ...
    »Es war am frühen Morgen«, begann sie dennoch. »Ich war zeitig erwacht und hatte den Rosenteich aufgesucht, um mich mit einem Bad zu erfrischen, wie ich es öfter tue. Aber an diesem Morgen fühlte ich, dass etwas anders war.« »Inwiefern?«
    »Ich hatte den Eindruck, beobachtet zu werden«, antwortete Alannah. »Ich sah mich um und fragte, ob da jemand sei, aber ich erhielt keine Antwort. Also nahm ich an, dass ich mich wohl geirrt hätte. Das merkwürdige Gefühl jedoch blieb. Als ich dann aus dem Wasser stieg, hörte ich ein verdächtiges Geräusch. Ich wollte nach meinen Kleidern greifen, aber noch ehe ich dazu kam, teilte sich das Gebüsch, und ein Jüngling trat daraus hervor ...«
    »Ein Mensch«, ergänzte Mangon.
    »Ich weiß nicht, wie es ihm gelingen konnte, die Ummauerung der Ehrwürdigen Gärten zu überwinden - dennoch stand er plötzlich vor mir, wirklich und leibhaftig, und seine Blicke schienen mich zu verschlingen. Ich erschrak, weil ich mich hilflos und ausgeliefert fühlte, und riss abwehrend die Arme empor - und in diesem Moment geschah es.«
    »Ihr habt ihn getötet«, sagte der Lordrichter.
    Alannah nickte.
    »Obwohl er Euch noch nicht einmal angerührt hatte.«
    »Es ist Sterblichen verboten, die Ehrwürdigen Gärten zu betreten«, stellte Alannah klar. »Dieser Jüngling begehrte zu sehen, was kein sterblicher Mann je erblicken darf.«
    »Und dafür habt Ihr ihn bestraft.«
    »Ja«, stimmte sie zu, »und nein. Ich weiß nicht genau, was geschehen ist.« »Das will ich Euch sagen: Ihr habt die Brust des Jungen durchbohrt, und das mit derartiger Kraft, dass die Tatwaffe im Rücken wieder ausgetreten ist. Und während er zuckend vor Euch am Boden lag und starb, hattet Ihr noch die Geistesgegenwart, die Waffe zu verstecken, sodass man sie bisher nicht finden konnte. Ist es nicht so gewesen?«
    »Nein.« Alannah schüttelte entschieden den Kopf. »Es gab keine Tatwaffe.« »Keine Tatwaffe?« Mangon zeigte ihr ein freudloses Grinsen. »Wollt Ihr behaupten, Ihr, eine junge Elfin von zartem Wuchs, hättet mit bloßer Hand seinen Brustkorb durchstoßen?«
    »Keineswegs«, antwortete Alannah, »aber es gab auch keine Waffe, wie Ihr sie begreift. Es war etwas, das... das aus meinen Händen kam.«
    »Aus Euren Händen? Was redet Ihr da?«
    »Ich habe Euch gesagt, Ihr würdet mir nicht glauben.«
    »Und das wundert Euch?«
    »Ich verstehe es selbst nicht, Herr Lordrichter«, versicherte Alannah mit Verzweiflung in der Stimme. »In dem Augenblick, als dieser junge Mensch mir gegenüberstand, ist etwas mit mir geschehen. Eine Veränderung, die ich weder verstehe noch angemessen beschreiben kann. Aber in diesem Moment, als ich nackt und scheinbar völlig hilflos war, fühlte ich plötzlich eine innere Kraft, wie ich sie noch nie zuvor verspürt habe - und auf einmal lag dieser Mensch blutüberströmt vor mir.«
    »Wollt Ihr behaupten, Eure Gedanken hätten ihn durchbohrt?«, fragte Mangon, und leiser Spott lag in seiner Stimme. »Oder gar Euer Blick?« »Nein. Was seinen Brustkorb durchschlug, war etwas, das aus meinen Fingerspitzen kam.« Alannah betrachtete ihre schlanken Hände, während sie sprach. »Es war kalt, und es war hart und dazu spitz wie ein Speer. Es durchstieß die Brust des Jungen, noch ehe ich selbst recht

Weitere Kostenlose Bücher