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Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Titel: Die Zauberer 01 - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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der Wahl seiner Worte gehörig vergriffen hatte. Bei einem anderen, weniger begabten Schüler wäre dies Grund genug für eine sofortige Entlassung aus dem dysbarth gewesen. Und wohl auch bei einem anderen Meister. Riwanon jedoch fühlte nicht nur Aldurs Zorn, sondern auch seine Verletztheit und den tiefen Schmerz, der in ihm tobte, und ihre Wut verrauchte. »Nein«, sagte sie entwaffnend ehrlich, »ich leugne es nicht. Aber du hast unrecht, wenn du glaubst, dass Vater Cethegar etwas gegen dich hat.« »Vielleicht hat er nichts gegen mich persönlich, aber ganz bestimmt gegen meinen Vater. Immerzu macht er Andeutungen, aber wenn ich dann nachfrage, hüllt er sich in Schweigen. Wisst Ihr, was zwischen ihnen vorgefallen ist?«
    »Nein«, antwortete die Zauberin, »das weiß ich nicht. Alles, was ich weiß, ist, dass sich Vater Cethegar um dich sorgt, und aus diesem Grund bat er mich, ein besonderes Auge auf dich zu haben. Ich sagte ihm, dass ich an deinem Verhalten nichts Auffälliges oder gar Anstößiges finden könnte, deshalb schlug er mir die Sache mit dem Duell vor. Es hat mir nicht gefallen, aber Cethegar ist nicht nur dir vorgestellt, sondern auch mir.«
    »Ich verstehe«, knurrte Aldur bitter. »Also habt Ihr seinen Vorschlag angenommen ...«
    »Ich sollte heimlich dazukommen, wenn er dich zu einem Duell gegen den Menschen aufgefordert hätte. Er sagte, ich würde sehen, wie du die Beherrschung verlieren würdest und mit ihr die Kontrolle über deine negativen Empfindungen. Er kündigte an, dass ich dich von einer Seite kennenlernen würde, die ich noch nie zuvor gesehen hätte. Und leider hat er recht behalten. Was ist nur in dich gefahren, Aldur?«
    Erneut starrte der junge Elf zu Boden und schwieg.
    »Du hättest den Menschen getötet, nicht wahr?«, fragte sie leise, fast flüsternd.
    »Wollt Ihr darauf wirklich eine Antwort?«
    »Nein«, gab sie zu, »wahrscheinlich nicht. Aber es ist notwendig, dass du deinen Hass zu beherrschen lernst. Der Mensch mag nicht dein Freund sein, aber er ist ebenso ein Schüler des Ordens wie du, und daher bist du ihm zur Loyalität verpflichtet, genau wie allen anderen Novizen.«
    »Wenn Ihr es sagt ...« Er hob den Blick, und Zorn und Trotz lagen darin. »O Aldur«, flüsterte sie, »was ist dir nur widerfahren, dass du solche Wut in dir trägst? Sie ist der Quell deiner Stärke, aber gleichzeitig birgt sie auch große Gefahr.«
    Sie streckte die Hand aus, um ihn sanft an der Wange zu berühren, aber er zuckte zurück.
    »Nein«, wehrte er ab, »tut das nicht!«
    »Habe ich dich so enttäuscht?«, fragte sie, während er das Gefühl hatte, im Meer ihrer wasserblauen Augen zu ertrinken.
    »Ich dachte, Ihr wärt anders als die übrigen Meister«, gestand er. »Inwiefern?«
    »Seht sie Euch doch nur an, alt wie sie sind und selbstgefällig. Nehmt nur Farawyn und Palgyr: Statt dem Rat zu dienen, verlieren sie sich in sinnlosem Streit, bei dem es letztlich nur um sie selbst geht. Der Orden und seine Zukunft sind ihnen gleichgültig, sie wollen nur ihre Namen in den Geschichtschroniken verewigt finden.«
    »Und du glaubst, ich wäre anders?«
    »Das dachte ich, aber jetzt...«
    »Aldur«, sagte Riwanon, »es ist nicht so, dass ich deine besonderen Fähigkeiten nicht erkannt hätte oder sie nicht zu schätzen wüsste ...« »Wieso hintergeht Ihr mich dann?«, unterbrach er sie. »Wieso sprecht Ihr nicht mit mir, statt Euch mit Cethegar gegen mich zu verschwören?« »Ich habe mich nicht gegen dich verschworen, Aldur. Aber ich fürchtete auch, dass du meinen Tadel nicht annehmen würdest. Gwyrperaiga,  gwyrsiwerwa 5 heißt es.«
    »Also habt Ihr stattdessen beschlossen, mich vor allen anderen zu demütigen.«
    »Aber nein, Aldur, ich ...«
    Er ließ sie nicht mehr zu Wort kommen, sondern sagte: »Ihr habt mich verraten, Meisterin.« Er klang mit einem Mal unendlich traurig; Tränen traten ihm in die Augen. »Warum nur? Warum?«
    »Es tut mir leid, Aldur«, versicherte sie. »Wenn ich gewusst hätte, wie sehr es dich verletzt...«
    »Was habt Ihr denn erwartet?« Er schüttelte den Kopf. »Welchen Anlass habe ich Euch gegeben, mich derart zu behandeln? Warum habt Ihr das getan?« »Weil ich ...«, begann sie zögernd, aber die Wahrheit fand nicht den Weg über ihre Lippen.
    »Warum?«, verlangte Aldur noch einmal zu wissen. »Sagt es mir, Meisterin! Bin ich Eurer Meinung nach nicht würdig, ein Zauberer zu sein?« Sie riss die Augen weit auf. »Ob du nicht würdig wärst?«, fragte

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