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Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Titel: Die Zauberer 01 - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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ausgespuckt«, antwortete Granock. »Was, in aller Welt, sollte das?« »Es war eine Prüfung«, erklärte Alannah leise. »Wie so vieles an diesem Ort.« »Eine ... Prüfung? Für mich?« Granock hob die Brauen; noch immer tosten Schmerzen durch seinen ganzen Leib. »Schon wieder?«
    »Nicht für dich«, sagte sie mit leiser, traurig klingender Stimme. »Für Aldur.« Mit diesen Worten deutete sie zur anderen Seite der Arena. Schwerfällig wandte Granock den Kopf. Es dauerte einen Moment, bis sich sein verschwommener Blick fokussierte, dann erkannte er drei vertraute Gestalten. Eine von ihnen war Aldur, der jedoch ganz und gar nicht wie ein strahlender Sieger wirkte. Mit hängenden Schultern und gesenkten Hauptes stand er da, und das Grinsen war ihm längst vergangen.
    Die anderen beiden waren Meister Cethegar, wie immer grimmig und schlecht gelaunt, und Meisterin Riwanon, die offenbar in der Zwischenzeit hinzugekommen war. Sie sprach so laut, dass Granock trotz seines brummenden Schädels hören konnte, was sie sagte. Jäh begriff er, was Alannah gemeint hatte, denn Riwanon hielt ihrem Schützling Aldur eine zornige Strafpredigt.
    »Dass ich mit eigenen Augen sehen muss, wie mein Schüler alle Werte dieses Ordens mit Füßen tritt - ich kann es immer noch kaum fassen!« »Ich habe es dir gesagt, Riwanon«, knurrte Cethegar. »Er ist überheblich, arrogant, und er lässt sich leiten von Zorn, Hass und blinden Vorurteilen. Es hätte ihm nichts ausgemacht, einen Schüler dieses Ordens zu töten, nur um einen Rivalen aus dem Feld zu räumen und aus Verachtung gegenüber den Menschen.«
    »Ist das wahr, Aldur?«, fragte Riwanon streng, doch in ihrer Stimme schwang auch tiefe Enttäuschung mit. Die Fäuste in die Hüften gestemmt stand sie vor ihrem Schüler. Nie zuvor hatte Granock die wasserblauen Augen der Zauberin so funkeln sehen - und nie zuvor war sie so schön gewesen.
    »Nein, Meisterin«, versicherte der Gescholtene kleinlaut und schüttelte den Kopf. »Ich habe nur getan, was Vater ... Meister Cethegar mir aufgetragen hat: Ich trat gegen den Menschen an und habe ihn bezwungen.«
    »Ihn bezwungen?« Der alte Zauberer lachte freudlos auf. »Getötet hättest du ihn um ein Haar. Es war nur ein Übungskampf, Junge! Es ging nicht darum, deinen Mitschüler vor aller Augen zu demütigen - und erst recht nicht darum, ihn zu töten! Dennoch hättest du es getan, hätte Riwanon dich nicht aufgehalten.«
    Granock merkte auf. So also war es gewesen. Cethegar hatte den ungleichen Kampf angezettelt, weil er Aldurs Charakter auf die Probe hatte stellen wollen, und da er offenbar mit nichts anderem als dem Versagen des jungen Elfen gerechnet hatte, hatte er Riwanon hinzugerufen, die Aldurs Meisterin und in besonderer Weise für ihn verantwortlich war. Nicht Alannah, sondern sie war es gewesen, die den Kampf abgebrochen und damit sein Leben gerettet hatte. »Wo ist dein Mitgefühl, Aldur?«, fragte die Zauberin streng. »Wo deine Fürsorge für einen Mitschüler?«
    Aldur, der betreten zu Boden blickte, blieb eine Antwort schuldig. »Und was mich am meisten erschreckt«, fügte Cethegar hinzu, »er scheint es genossen zu haben, den Menschen zu quälen!«
    »Was für dunkle Abgründe verbergen sich in dir?«, fragte Riwanon ihren Schüler.
    Erneut schwieg Aldur, und Granock konnte nicht verhehlen, dass er eine gewisse Genugtuung empfand. Immerhin, er war noch am Leben, aber eine Abreibung gönnte er Aldur durchaus, auch wenn die anderen Schüler, die in einiger Entfernung standen und verstohlen zu den Meistern blickten, darüber eher betroffen schienen. Es war nicht zu leugnen, dass Aldur innerhalb des dysbarth eine herausragende Stellung einnahm; alle respektierten ihn und einige fürchteten ihn sogar, was nicht zuletzt damit zusammenhing, dass seine Kräfte und Fähigkeiten denen der meisten anderen überlegen waren. Und da Selbstbewusstsein und Zauberkraft, wie Granock inzwischen wusste, in direktem Zusammenhang standen, war dies nicht weiter verwunderlich. Doch verlief zwischen Selbstbewusstsein und Arroganz eine Grenze, auch wenn diese manchmal sehr schwammig war. Eine Grenze, die Aldur regelmäßig überschritt.
    Selbst eine Standpauke durch zwei Mitglieder des Hohen Rates, von denen eines immerhin ein Ältester war, vermochte daran offenbar nichts zu ändern, denn auf einmal erwiderte Aldur: »Was ich getan habe, tat ich, weil ich als der Stärkere das Recht dazu hatte. Granock ist kein Zauberer, und er wird nie einer

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