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Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Titel: Die Zauberer 01 - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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sie fassungslos. »Du glaubst, es ginge darum?«
    »Worum denn sonst?«
    »Aldur, Aldur«, sagte sie leise; nun endlich verstand sie seinen Schmerz und seine Furcht. »Ich halte dich keineswegs für unwürdig. Ich denke, dass du der begabteste Novize bist, der seit vielen hundert Jahren das Tor von Shakara durchschritten hat.«
    »Was sagt Ihr?«, fragte er verdutzt.
    »Nicht weil wir dich für unwürdig halten, haben wir dich dieser Prüfung unterzogen, sondern weil wir denken, dass Außergewöhnliches in dir steckt.
    Mit deiner Fähigkeit und deiner magischen Begabung könntest du einst der mächtigste Zauberer von allen werden. Das sagte ich dir bereits, und auch Cethegar weiß es.«
    »Aber ...«, stammelte Aldur verwundert. »Aber Ihr habt mich vor allen anderen Novizen gescholten und mich zum Idioten gemacht.«
    »Weil ich sonst zu viel offenbart hätte.«
    »Zu viel wovon?«
    Als Antwort trat sie auf ihn zu und umfasste mit ihren schlanken Händen sein Gesicht. Diesmal wich er ihr nicht aus. Ein wohliger Schauer durchrieselte ihn unter ihrer Berührung. Gleichzeitig spürte er, wie sie ihren von purpurner Seide umflossenen, reifen und dennoch jugendlich straffen Körper in unverhohlenem Verlangen gegen ihn drängte, und ihre Lippen näherten sich seinen.
    Der Augenblick, da sie sich küssten, war voller Magie. Nicht jener Sorte, die von den Meistern gelehrt wurde und zu deren Durchführung die Kenntnis alter Geheimnisse vonnöten war. Nein, es war eine andere Art von Zauber, die ungleich ursprünglicher war und so alt wie das Leben selbst. Aldur, der im väterlichen Hain aufgewachsen und dessen bisheriges Leben nur darauf ausgerichtet gewesen war, alle Prüfungen von Shakara zu bestehen und seiner Familie Ehre zu machen, hatte das Gefühl, in eine andere, neue Welt einzutauchen.
    Sein Vater hatte ihm stets eingeredet, dass das Zusammenkommen von Mann und Frau eine notwendige Prozedur wäre und allein der Erhaltung des Elfengeschlechts diene. Aber so fühlte es sich ganz und gar nicht an. Er war überwältigt von der Zärtlichkeit, die Riwanon ihm schenkte, betört von ihrem Duft und hingerissen von den weichen und dennoch festen Rundungen ihres schlanken Leibes.
    »Und nun«, flüsterte ihm die Meisterin ins Ohr, während sie ihren Schüler in Richtung ihres Gemachs zog, »werde ich dich auf andere Art und Weise prüfen ...«
    Aldur glaubte fast, einen Traum zu durchleben.
    Aber es war die Wirklichkeit.

    5 Elfisches Sprichwort, sinngemäß übersetzt: »Bittere Wahrheit ist gefährlich.«

25. NEGESIDAN
    Vollständig bei Bewusstsein war Accalon längst nicht mehr, aber sein soldatisches Pflichtgefühl ließ auch nicht zu, dass sein Geist vollends in den finsteren Abgrund der Ohnmacht glitt.
    Eisern hielt er die Zügel des Pferdes umklammert, das nicht mehr jenes war, mit dem er Carryg-Fin verlassen hatte; schon am darauf folgenden Tag war es zusammengebrochen, und er hatte eine weite Wegstrecke durch das trostlose Niemandsland zu Fuß zurücklegen müssen. Erschöpft und halb verhungert hatte er schließlich die Gestade des dwaxmaras erreicht. In einem der Dörfer, die das diesseitige Ufer der Ostsee säumten, hatte er sich mit dem Nötigsten versorgt, sich jedoch kaum eine Pause gegönnt, sondern seine Reise nach Tirgas Lan sogleich fortgesetzt. Zuvor hatte er sich ein neues Reittier besorgen müssen. Dessen Vorbesitzer hatte ihm das Pferd überlassen müssen, denn Accalon war Hauptmann der königlichen Armee und erklärte, auf einer wichtigen Mission zu sein, von der die Sicherheit des ganzen Reiches abhing. Zudem hatte er dem Elfen eine fürstliche Belohnung für seine patriotischen Dienste versprochen.
    Tag und Nacht war er geritten und hatte sein Pferd seither noch dreimal gewechselt. Schlaf hatte er sich nur dann gegönnt, wenn er beim Reiten einnickte und vom Pferd zu fallen drohte. Seine geschundenen Glieder und die Wunden, die er beim Kampf gegen die Echsenkrieger davongetragen hatte, spürte er kaum noch; vor Erschöpfung war sein Bewusstsein nicht mehr in der Lage, Schmerz, Trauer oder auch Zorn zu empfinden. Nur seine Disziplin war es, die ihn im Sattel hielt und dafür sorgte, dass er sich Tirgas Lan unaufhaltsam näherte.
    Meile um Meile ...
    Natürlich hätte er auch eine der südlichen Garnisonen aufsuchen und seine Wunden dort versorgen lassen können; der zuständige Kommandant hätte ihm sicherlich augenblicklich einen Boten zur Verfügung gestellt, der nach Tirgas Lan geritten wäre und

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