Die Zauberer 01 - Die Zauberer
Elfenkristallen innewohnten, versagte er kläglich, und bislang hatte er diesen Missstand auch nicht beseitigen können.
Er wusste selbst nicht, woran es lag, nicht einmal Meister Farawyn konnte es sich erklären. Nachdem ihn die Niederlage gegen Aldur fast das Leben gekostet hätte, hatte sich Granock geschworen, den Umgang mit dem Zauberstab möglichst rasch zu erlernen, um niemals wieder einem Angriff so schutzlos ausgeliefert zu sein. An mangelnder Motivation konnte es also nicht liegen, und seine spezielle Gabe einzusetzen, fiel ihm unter Meister Farawyns Anleitung ebenfalls immer leichter.
Aber warum versagte er dann in der Zauberei? Das größte Kunststück, das Granock je mit einem Zauberstab zustande gebracht hatte, war, Aldur damit zu verprügeln, was nüchtern betrachtet ziemlich jämmerlich war. Allerdings hatte er einen Verdacht, worin sein Versagen begründet sein mochte, und er nahm an, dass auch Farawyn bereits darüber nachgedacht hatte. Aber bislang war noch keiner von beiden bereit gewesen, diese Vermutung laut zu äußern. Je länger seine fruchtlosen Übungen jedoch andauerten und je mehr Misserfolge Granock zu verzeichnen hatte, desto größer wurde seine Verzweiflung, und nun war er an den Punkt gelangt, an dem er sich erlaubte, das Ungeheuerliche zu Ende zu denken.
Vielleicht, sagte er sich, lag es daran, dass kein Elfenblut in seinen Adern floss
- und dieser Gedanke deprimierte ihn noch ungleich mehr als alle misslungenen Versuche zusammen. Denn er bedeutete, dass, was immer er auch versuchen und wie hart er auch trainieren würde, er nie erreichen konnte, was arroganten Wichtigtuern vom Schlage Aldurs in den Schoß fiel. Ärgerlich raffte er sich wieder auf die Beine. »Musste das schon wieder sein?«, rief er Ogan zu.
»Aber ja«, kam es unschuldig zurück. »Du möchtest doch etwas lernen, oder nicht? Also los, versuch es noch mal! Richte deinen Stab auf mich, konzentriere dich, und dann ...«
»Und dann was?«, fragte Granock missmutig.
»Dann wirf mich mit deiner Gedankenkraft um«, brachte der Elf den Satz zu Ende. »Du musst es nur wirklich wollen. Leg deine ganze Energie in diesen einen Gedanken, deine ganze Leidenschaft und ...«
»Blödmann«, knurrte Granock halb laut und auch nicht in der Elfensprache, sondern in seiner eigenen. »Was glaubst du wohl, was ich die ganze Zeit mache?«
Mit einer unwirschen Bewegung riss er den Zauberstab herum und brachte ihn in Position, richtete das Ende auf Ogan, der an die zwanzig Schritte von ihm entfernt stand. Dann schloss er die Augen, konzentrierte sich und ... Poffi
»War das alles?«, fragte Ogan. Der Umhang des Elfen hatte sich ein wenig gebläht, als ob ein leichter Windhauch hineingefahren wäre. Er selbst jedoch stand noch immer fest auf beiden Beinen - und das gönnerhafte Grinsen, das er zur Schau trug, fand Granock ausgesprochen unpassend. »Ein bisschen mehr musst du dich schon anstrengen, wenn du's lernen willst. Sieh her, so geht's!«
»Nein«, ächzte Granock - vergeblich. Der nächste Stoß erwischte ihn mit derartiger Kraft, dass er nicht nur abermals stürzte, sondern auch ein Stück über den glatten Boden schlitterte.
»Noch einmal?«, fragte Ogan unbedarft.
»Ja, noch einmal«, maulte Granock halb laut vor sich hin. »Komm doch einfach her, statt mit diesem blöden Stück Holz auf dich zu zielen, dann polier ich dir die Fresse!«
»Aber, aber«, sagte plötzlich eine Stimme hinter ihm. »Wer wird denn gleich so grob werden?«
Granock wandte den Kopf - und seufzte laut, als er Alannah erblickte, die im Eingang zur Halle stand und in ihrer schlichten weißen Tunika und mit ihrem langen Haar eine fast übernatürlich schöne Erscheinung bot.
»Du bist es«, sagte er wenig geistreich.
»Ich bin es«, bestätigte sie lächelnd.
Er hatte sie seit einer ganzen Woche nicht gesehen, weil ihr Meister sie auf eine Erkundung in die Eiswüste mitgenommen hatte. Nun war sie zurückgekehrt.
»Ich habe dich gar nicht eintreten hören«, sagte er.
»Das wundert mich nicht.« Sie lachte, dass es von der hohen Decke der Arena widerhallte, und es war das erste Mal, dass er sie so unbeschwert und heiter erlebte. Überhaupt kam sie ihm verändert vor, so als wäre in den zurückliegenden Tagen etwas geschehen, das sie zu einem anderen, fröhlicheren Wesen gemacht hatte. »Du warst ja auch ziemlich mit dir selbst beschäftigt.«
»Das ist wahr«, musste er zugeben und errötete.
»Was ist los?«, wollte sie wissen. »Du
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