Die Zauberquelle
Vater bereits aus dem Zimmer gestürmt.
Sir Hubert fand Madame am Kopf der Kellertreppe, von wo aus sie mehreren mit Besen bewaffneten Mädchen unten im Keller zwischen den Fässern und Kisten Befehle erteilte. Der Staub flog, und alle Geschöpfe, die Gott dazu bestimmt hat, in Kellern zu leben, wurden unter Gepiepse und Geraschel vertrieben. Eine Maus flitzte wie ein rundes pelziges Geschoß um seine Füße.
»Ich habe nach ein paar großen Katzen geschickt«, sagte Madame.
»Katzen?« sagte Sir Hubert. »Katzen mag ich ganz und gar nicht.«
»Und wie würdet Ihr es mögen, wenn die Ratten, die hier überall hausen, Euch die Fässer durchnagen?« fragte sie. »Tretet sie tot, tretet sie tot«, rief sie die Treppe hinunter. »Vor allem die kleinen Nester und die Spinneneier!«
»Na schön, dann sind Katzen wohl am Platz«, sagte er.
»Alles hat seinen Platz«, sagte Madame, »aber manches ist in einem anständigen Haus fehl am Platz.« Sir Hubert wand sich innerlich und kämpfte mit sich. Wie schnitt er das Thema am besten an? Auf einmal erschien ihm die Sache noch heikler als zuvor.
»Madame«, sagte er, »es gibt Menschen, die haben nicht den ihnen zustehenden Platz.«
»Was meint Ihr damit?« fragte Madame.
»Nun ja, hmpf, Ihr beispielsweise wirtschaftet hier überall ganz ausgezeichnet.« Madame musterte ihn argwöhnisch. »Ich denke, hmpf, ich habe mir gedacht…« Madame musterte ihn noch einmal, wollte ihren Ohren nicht trauen. O weh, dachte Sir Hubert. So geht es keinen guten Gang. Ich muß noch einmal ganz von vorn anfangen. Er räusperte sich.
»Madame, Ihr seid eine Frau von sehr hohen Prinzipien. Diese Prinzipien weiß ich zu schätzen. Ich trage Euch deshalb in allen Ehren eine Lebensgemeinschaft an.« Madame staunte mit offenem Mund. »Ich meine, ich meine, nicht als Haushälterin. Hmpf, versteht mich nicht falsch. Ich trage Euch in allen Ehren eine Ehe an. Ihr seid genau die Frau, die dieses Haus wieder in Ordnung bringen kann.« Madame blickte ihn lange und groß an, und ihr Gesicht wurde noch eine Spur blasser.
»Darüber muß ich nachdenken«, sagte sie.
»Gilbert, Gilbert, um Gottes willen, was soll ich nur tun? Sie hat mir einen Korb gegeben!« Sir Hubert kam mit wildem Blick in den Söller gestürmt, und als er seinen Sohn sah, stürzte er, ungeachtet der Tatsache, daß dieser Margaret vorlas, auf ihn zu. Die beiden kleinen Mädchen saßen am Fußende des Bettes und hörten zu, doch bei Sir Huberts Eintritt machten sie sich so unsichtbar wie möglich, damit man sie nicht hinausschickte.
»Was genau hat sie gesagt, als sie Euch einen Korb gegeben hat?« fragte Gilbert. Die kleinen Mädchen machten große Augen und spitzten die Ohren.
»Entsetzlich. Wie konnte sie nur? Vielleicht hat sie meine Beweggründe falsch gedeutet. Sie hat gesagt, sie müsse darüber nachdenken.« Margaret biß sich auf die Lippen, damit sie nicht losplatzte, und es wurde ein Schluckauf daraus. Sir Hubert warf ihr einen raschen Blick zu, doch er sah nur ein gefaßtes Gesicht und eine tragische, mitfühlende Miene. Also wandte er sich wieder an seinen Sohn, der auf der Bank saß und das dicke und einzige Buch von Brokesford, das große mit Hausgeschichten und Rezepten, auf dem Schoß hatte, und fragte: »Was meinst du, warum hat sie mir einen Korb gegeben? Ich habe alles: einen Titel, diese wunderschöne Burg. Ich bin aus Englands ältestem Geblüt, ein großer Gönner, und sie, ei, sie hat rein gar nichts. Sie sollte dankbar sein, daß ich sie überhaupt in Betracht ziehe.«
Gilbert blickte seinen Vater ungerührt an und schüttelte den Kopf. Als er antwortete, klang seine Stimme bedächtig und ernst. Doch in seinen dunklen Augen funkelte der Schalk.
»Falls meine eigene Erfahrung mit Madame Euch Leitfaden sein kann, so müßt Ihr darauf gefaßt sein, Euren Antrag noch zweimal zu wiederholen«, sagte er.
Sein Vater platzte heraus: »Insgesamt dreimal? Soll das heißen, eine Frau in ihrem Alter ziert sich noch? Man sollte meinen, sie würde sich auf meinen Antrag stürzen.«
»Wenn sie die Art Frau wäre, die sich auf Euren Antrag stürzt, würde sie aber nicht die Art Frau sein, der Ihr einen Antrag macht, oder?« sagte Gilbert. Der alte Mann nickte. Zugegeben, dieses eine Mal hatte Gilbert recht. Wie schaffte er es nur, sich derart in Frauen hineinzudenken? Das gehörte sich einfach nicht. »Ich glaube, so wie ich Madame kenne, müßt Ihr bereit sein, ihr Zugeständnisse zu machen«, sagte Gilbert in
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