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Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition)

Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition)

Titel: Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Carver
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Handspiegel hervor, streichelte über das kühle Silber und hoffte wieder einmal vergeblich auf die lautlose Stimme.
    »Warum kann ich nicht zurück? Warum lässt du mich nicht zu ihnen zurückkehren?« Sie räusperte sich. Hatte das Erlebnis auf der Toilette keine besondere Bedeutung gehabt?
    Sie strich über die feinen Ziselierungen und den Diamanten am Griff. Sie schnitt ihrem Spiegelbild eine Grimasse und erhob sich. Juliane wandte sich seufzend ihrem Bücherregal zu und zog einen esoterischen Schmöker heraus. Ein Kribbeln stieg ihren Rücken empor, drang unter ihre Haut, verstärkte sich und wühlte in ihrem Innersten. Kalter Angstschweiß brach ihr aus, ohne dass sie wusste, weshalb.
    Es traf sie schmerzhaft und unerwartet wie ein Pistolenschuss aus dem Hinterhalt. Ein eisiger Blitz, der sich vom Rückgrat durch ihre Gedärme fraß und sie zu Boden warf. Die Welt um sie herum verging in einem grellen Licht. Sie stieß einen Schrei aus.
     
    *
     
    Michaela band ihre Schnürstiefeletten und schlüpfte in ihre Jacke, als sie Juliane gellend schreien hörte. Vor Schreck ließ sie ihre Schlüssel fallen.
    Sie stürzte über den Flur, stolperte über Julianes Sporttasche und prallte gegen deren Zimmertür, ohne den Schmerz wahrzunehmen. Michaela schlug die Tür auf.
    Juliane lag auf dem Boden, krümmte sich und gab Laute von sich, die Michaela eisige Schauder über den Rücken jagten.
    Ihre Schwester wand sich in Krämpfen. Ihre Augen rollten und sie stieß gurgelnde Geräusche aus. Furcht packte Michaela. Hatte Juliane einen Anfall? Eine Lebensmittelvergiftung? Sie legte ihre Hand auf Julianes Schulter.
    Ihre Schwester schien es nicht zu bemerken. Mit Fingern, die zu Klauen gekrümmt waren, tastete sie um sich, als hinge ihr Leben davon ab. Michaelas Panik verstärkte sich. Sie sah sich nach dem um, was Juliane wohl so verzweifelt zu erreichen versuchte.
    Sie entdeckte einen kunstvoll verzierten Handspiegel, den Juliane zu ergreifen versuchte.
    Mit Kennerblick bestimmte Michaela den Wert des Kleinods. Die Reflexionsfläche bestand nicht aus Glas, sondern aus poliertem Silber. Allein das verriet ihr, dass das Teil teuer sein musste. Dazu die raffinierten Ziselierungen und der Edelstein am Knauf. Woher auch immer der Handspiegel stammte, ihre Schwester hatte ihn nicht zu Unrecht verborgen gehalten. Dann streifte ihr Blick diese schmuddlige Holzkiste, die ihre Schwester wie ihren Augapfel hütete, und die niemand, der an seinem Leben hing, wagte, anzurühren. Der Deckel stand offen und fast enttäuscht erkannte Michaela schlammfarbene grobe Kleidungsstücke. Spätestens jetzt wusste sie, dass Juliane seltsam war. Andererseits war wohl der Spiegel darin verborgen gewesen. Sie schubste die Kiste achtlos mit einem Fußtritt unter das Bett und streckte ihre Hand nach Juliane aus.
    Diese robbte mühsam auf den Spiegel zu, offenbar ohne Michaela wahrzunehmen und sie beobachtete ratlos, wie Julianes Finger den Spiegel berührten. Im selben Moment bäumte sich ihr Körper auf. Ihre Augen verdrehten sich, dass Michaela nur noch das Weiße darin sah. Michaela würde den Krankenwagen rufen!
    Panisch packte sie ihre Schwester an der Schulter und fühlte die Tränen in ihre Augen schießen. Michaela versuchte, sich an Erste-Hilfe-Regeln zu erinnern, doch die Furcht hatte ihr Hirn leer gefegt.
     
    *
     
    Es war anders, unterschied sich komplett vom ersten Mal. Damals hatte sich alles warm und freundlich angefühlt. Ihre Wahl, durch den Spiegel zu gehen, war freiwillig erfolgt. Jetzt wurde sie gezogen, gezwungen von einer kalten, dominanten Macht. Ein Schrei dröhnte in ihrem Kopf. Ihre Welt verschwamm zu bunten Flecken und kreischenden Lauten. Juliane krümmte sich zusammen. Übelkeit stieg in ihr hoch.
    Der Spiegel fiel aus ihrer Hand und sie kroch langsam auf ihn zu. Die Zentimeter, die es zu überwinden galt, stellten sich anstrengend wie eine Marathonstrecke dar. Endlich berührten ihre Finger das Glas. Sie würgte, als sich ihr Magen abrupt verkrampfte.
    Ein Kreischen gellte in ihren Ohren. Sie glaubte sich eingesperrt mit unzähligen Menschen, deren Gedanken gleichzeitig auf sie eindrangen. Ihr Verstand schien zu zersplittern, und sie kicherte wie von Sinnen.
    Angestrengt zog sie den Spiegel zu sich heran und umklammerte seinen Griff.
    Eine feste Hand packte Juliane an der Schulter.
    Sie kämpfte sich frei, und im selben Moment explodierte ihre Umgebung in einem weißen Licht.
    Die Druckwelle schleuderte Juliane ins Licht,

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