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Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition)

Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition)

Titel: Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adena Halpern
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hellsehen, und es gibt auch keinen Masterplan. Wenn es so weit ist, dann ist es so weit, und heute war es eben für meinen Dad so weit.
    Er war an die achtzig Jahre alt, und er starb eines natürlichen Todes, ganz friedlich im Schlaf. Er hatte schon seit geraumer Zeit gekränkelt; sein Tod kam also für niemanden besonders überraschend. Natürlich sind die Hinterbliebenen in einem solchen Fall trotzdem traurig, aber sie wissen, es ist besser so, zumal er auf ein langes, erfülltes Leben zurückblicken kann.
    Meine Großeltern, Onkel Morris und ich sitzen schon seit etwa einer Stunde in einem Warteraum im »Haus der Glückseligkeit«. Die Schlange vor dem Himmelstor muss heute ziemlich lange sein. Grandmom hat ihren zitronengelben Cadillac direkt vor dem Ausgang geparkt, damit wir keine Zeit verlieren.
    »Weil er nach einer langen Reise immer einen Bärenhunger hat«, wie sie sagte.
    Adam bereitet inzwischen in meinem Len-Jacobs-Traumhaus (das mittlerweile auch sein Heim ist) alles für die Willkommensparty vor. Wir haben für den Brunch schon sämtliche Lieblingsspeisen meines Vaters herbeigedacht – Räucherlachs und Bagels und Weißfischsalat. Dad wird gleich nebenan einziehen, in Adams altes Haus, das bereits nach Dads Wunschvorstellungen umgebaut wurde. Es sieht jetzt genauso aus wie das Haus, in dem ich aufgewachsen bin. Mit dem Unterschied, dass sein ehemaliges Arbeitszimmer einen Pool-Billard-Tisch, eine Dartscheibe und einen Flipper beherbergt. In den Schränken entdeckte ich zu meiner Überraschung anstelle seiner Anzüge Bermuda-Shorts und Golf-Shirts von Ralph Lauren in sämtlichen Regenbogenfarben. Wer hätte das gedacht! Ich hatte angenommen, er würde bis in alle Ewigkeit arbeiten wollen.
    Es gibt sogar ein Kinderzimmer mit rosa Himmelbett und Puppen aus aller Welt. Wie es scheint, hatte Dad also schon zu Lebzeiten sein Traumhaus. Das Kinderzimmer ist allerdings nicht für mich gedacht, sondern für Ruth, das achtjährige Mädchen, das Adam und ich adoptiert haben, als es vor fünf Jahren in den Himmel kam. Ich habe Ruth von den vielen schönen Abenden erzählt, die ich mit meinen Großeltern verbracht habe, und sie kann es kaum erwarten, ihren »Grandpa Bill« kennen zu lernen.
    »Wird er auch mit mir Bridge spielen und alte Filme ansehen, so wie Grandma Evelyn und Grandpa Harry, wenn ich sie besuche?«, wollte sie wissen.
    »Aber natürlich, er wird mit dir spielen, was immer du willst, so lange du willst und so oft du willst«, beteuere ich, obwohl ich mir da eigentlich gar nicht sicher bin, weil er das mit mir nie getan hat. Aber ich habe so einen leisen Verdacht, dass ich mit meiner Behauptung nicht ganz falsch liege, vielleicht, weil in seinem Schrank kein einziger Anzug hängt.
    Natürlich gibt es auch in unserem Haus ein Kinderzimmer. Es befindet sich gleich neben meinem begehbaren Kleiderschrank, in dem jetzt Ruths Spielsachen untergebracht sind. Wo früher Kleider von Mark Jacobs und Oscar de La Renta hingen, türmen sich nun Tutus und Federboas und Meerjungfrauenkostüme. Ruth hat sogar ihre eigene Schmuckschatulle, gefüllt mit Krönchen und Tiaras und Modeschmuck, und einen Kosmetikkoffer mit Kinderschminke für sich und ihre zahlreichen Freundinnen. Adam meint, ich würde sie verwöhnen, und dann sage ich immer: Jedes kleine Mädchen sollte verwöhnt werden wie eine Prinzessin. Irgendwann ist es mit den Prinzessinnenjahren ohnehin vorbei.
    Mein neuer begehbarer Kleiderschrank liegt auf der anderen Seite des Schlafzimmers, das ich mir mit Adam teile. Tja, wir sind eben im siebten Himmel, wo jeder Wunsch in Erfüllung geht.
    Deborah steckt den Kopf zur Tür herein. »Dauert nur noch ein paar Minuten; er hat gerade das Himmelstor passiert.«
    Und weg ist sie.
    Es gibt so vieles, das ich Dad zeigen will. Besonders über seine Tennisplätze und den Achtzehn-Loch-Golfplatz, der genauso aussieht wie der in Pebble Beach, wird er sich riesig freuen. Adam übt schon die ganze Zeit fleißig, damit sie miteinander spielen können. Am vierten Loch hat sich Dad immer furchtbar geärgert, aber nun, da wir im Himmel sind, wird er die Bälle bestimmt so locker einlochen wie Jack Nicklaus, sein großes Idol.
    Über die Tatsache, dass sich gleich um die Ecke ein Palm Restaurant befindet, ist er garantiert auch sehr erleichtert. Ich bin sicher, er wird noch heute dort sein Lieblingsmenü – T-Bone-Steak und Gigi-Salat – verdrücken wollen. Er wird ganz schön aus dem Häuschen sein, wenn er zwischen all

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