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Die Zeit der Hundert Königreiche - 4

Die Zeit der Hundert Königreiche - 4

Titel: Die Zeit der Hundert Königreiche - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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verhauen.«
»Oh - Carlina.« Bards bitteres Gesicht entspannte sich zum Lächeln. »Carlina ist nicht wie andere Frauen. Ich möchte von ihr nicht im gleichen Atemzug wie von den Huren und Schlampen hier sprechen. Glaubt mir, wenn ich einmal mit ihr verheiratet bin, werde ich keine Muße mehr für den Rest haben. Ich versichere euch, sie wird es nicht nötig haben, sich mit Zaubermitteln zu umgeben, wie es Lady Jerana tat, um sich meine Treue zu erhalten. Von Anfang an, als ich hierherkam, ist sie freundlich zu mir gewesen …
»Wir alle wären freundlich zu dir gewesen«, protestierte Beltran, »aber du wolltest mit niemandem sprechen und drohtest, dich mit uns zu schlagen … «
»Trotzdem, Carlina gab mir das Gefühl, daß es vielleicht doch noch jemanden gebe, den es kümmert, ob ich lebe oder sterbe«, sagte Bard, »und sie habe ich nicht bedroht. Jetzt hat dein Vater beschlossen, sie mir zu geben - sie, die zu gewinnen ich nicht zu hoffen wagte, weil ich als Bastard geboren bin. Lady Jerana mag mich aus meiner Heimat und von meinem Vater und meinem Bruder vertrieben haben, aber jetzt finde ich vielleicht hier eine Heimat.«
»Selbst wenn du Carlina mit in Kauf nehmen mußt?« zog ihn Beltran auf. »Sie ist nicht der Typ, den ich mir aussuchen würde, mager, dunkel, unscheinbar - da könnte ich gleich mit der Vogelscheuche ins Bett gehen, die auf den Feldern die Krähen verscheucht!«
Bard gab heiter zurück: »Von ihrem Bruder kann ich nicht erwarten, daß er ihre Schönheit wahrnimmt, und es ist nicht ihre Schönheit, wegen der ich sie will.«
Geremy Hastur, der das rote Haar und die Laran-Gabe der HasturSippe von Carcosa hatte, das Talent, Gedanken auch ohne die Sternensteine zu lesen, die die Leroni oder Zauberer benutzten, folgte Bards Gedanken, als sie sich für die Verlobungszeremonie nach oben in die Große Halle begaben.
Fürs Bett gibt es viele Frauen auf der Welt. Aber Carlina ist anders. Sie ist die Tochter des Königs; wenn ich sie heirate, bin ich nicht länger ein Bastard und ein Niemand, sondern des Königs Bannerträger und Kämpfer. Ich werde ein Heim, eine Familie und Brüder und eines Tages auch Kinder haben … Der Frau, die mir das verschaffen kann, werde ich mein ganzes Leben lang dankbar sein. Ich schwöre, sie soll nie Grund haben, ihrem Vater vorzuwerfen, daß er sie dem Bastard seines Bruders gegeben hat …
Natürlich, dachte Geremy, das ist ein ausreichender Grund für eine Heirat. Vielleicht begehrt er Carlina nicht um ihrer selbst willen, aber er begehrt sie als Symbol alles dessen, was sie ihm mitbringt. Jeden Tag werden in den Königreichen Ehen aus weniger guten Gründen geschlossen. Und wenn er gut zu Carlina ist, wird sie bestimmt zufrieden sein.
Aber er war unruhig, weil er wußte, daß Carlina sich vor Bard fürchtete. Er war anwesend gewesen, als König Ardrin zu seiner Tochter von der Heirat sprach, und er hatte Carlinas entsetzten Aufschrei gehört und sie weinen gesehen.
Ja, da ließ sich nichts machen. Der König würde tun, was er wollte, und es war auch richtig, daß er seinen Bannerträger, der gleichzeitig sein Neffe - wenn auch ein Bastard - war, mit Ehren und einer Einheirat in seinen Haushalt belohnte. Das würde Bard als Kämpfer an König Ardrins Thron binden. Es mochte für Carlina schlimm sein, aber früher oder später wurde jedes Mädchen verheiratet. Sie hätte einem ältlichen Wüstling oder einem ergrauten alten Krieger oder sogar irgendeinem barbarischen Räuberhauptmann aus einem der kleinen Königtümer jenseits des Kadarin überantwortet werden können, wenn ihr Vater es zweckmäßig gefunden hätte, ein Bündnis mit einem anderen Staat zu besiegeln. Statt dessen gab er sie einem nahen Verwandten, der ihr Spielgefährte und Pflegebruder gewesen war und sie in ihrer Kinderzeit beschützt hatte. Carlina würde sich bald darein fügen.
Aber Geremys scharfe Augen entdeckten die geröteten Augenlider auch unter Puder und Schminke. Er hob den Blick und sah Carlina voller Mitleid an, und er wünschte, sie kenne Bard ebenso gut, wie er es tat. Wenn sie ihren zukünftigen Mann richtig verstände, könnte sie seine Verbitterung verringern, ihm das Gefühl geben, nicht ganz so isoliert, nicht ganz der Ausgestoßene unter den anderen zu sein. Geremy seufzte. Er dachte an sein eigenes Exil.
Denn auch Geremy Hastur war nicht freiwillig an König Ardrins Hof gekommen. Er war der jüngste Sohn König Istvans von Carcosa und als Zeichen freundschaftlicher

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