Voyager 008 - Cybersong
S. N. LEWITT
CYBERSONG
Roman
Star Trek®
Voyager™
Band 8
Deutsche Erstausgabe
WILHELM HEYNE VERLAG
MÜNCHEN
HEYNE SCIENCE FICTION & FANTASY
Band 06/5408
Titel der amerikanischen Originalausgabe
CYBERSONG
Deutsche Übersetzung von Andreas Brandhorst
Redaktion: Rainer-Michael Rahn
Copyright © 1996 by Paramount Pictures
Erstausgabe by Pocket Books/Simon & Schuster, Inc. New York
Copyright © 1997 der deutschen Ausgabe und der Übersetzung by
Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co. KG, München
Printed in Germany August 1997
Umschlagbild: Pocket Books/Simon & Schuster, New York
Umschlaggestaltung: Atelier Ingrid Schütz, München
Technische Betreuung: M. Spinola
Satz: Schaber Satz- und Datentechnik, Wels
Druck und Bindung: Ebner Ulm
ISBN 3-453-12674-2
Auf der » Voyager « werden die Lebensmittelvorräte knapp.
Deshalb entscheidet sich Captain Janeway, die Signale eines
jahrhundertealten Wracks zu ignorieren und das nächste
bewohnte System anzusteuern. Doch in dem weitgehend
leeren Raumsektor herrscht eine ungewöhnlich starke
Tachyonenstrahlung. Plötzlich gehorcht die Voyager den
Befehlen der Crew nicht mehr. Und der Computer liefert falsche
Daten.
Steuerlos treibt das Raumschiff dem gigantischen Wrack
entgegen. Da trifft eine Kom-Nachricht von überirdisch schönen
Wesen ein, die dringend um Hilfe bitten. Captain Janeway
entschließt sich, gemeinsam mit Tom Paris und Harry Kim das
Geisterschiff zu untersuchen. Doch als sie in die
Kommandozentrale des Raumers vordringen, kommt es zur
Katastrophe…
1
Sie war allein und fürchtete sich. Diese Empfindungen waren
fast so schlimm wie der Durst. Man konnte die Kazon-Ogla
kaum als großzügig bezeichnen, und Wasser war für sie etwas
Kostbares, das sie nicht an Gefangene vergeuden wollten. Wenn
ihre Sklaven so schwach wurden, daß sie nicht mehr arbeiten
konnten… Dann ließ man sie sterben und ersetzte sie durch
neue.
Auch die Furcht erwies sich als Belastung, aber die junge Frau
wußte: Ihre Präsenz bedeutete nicht, daß es ihr an Mut mangelte.
Furcht war ein Warnzeichen, dessen man sich nicht schämen
mußte. Die Angst spielte keine Rolle; es kam in erster Linie
darauf an, wie sie sich verhielt.
Hier im Gefangenenlager wuchs die Furcht überall. Sie rollte
sich auf dem schmalen Bett zusammen – falls man die dünne
Decke und den Lumpenhaufen darunter überhaupt als ›Bett‹
bezeichnen durfte. Bei den Lumpen handelte es sich um die
Reste jener Kleidung, die einst andere Gefangene getragen
hatten. Schweiß und Blut verhärteten den Stoff der grauen
Fetzen, die sie am Leib trug. Wenigstens nahm sie den Geruch
nicht mehr wahr. Nach all den langen Wochen der
Gefangenschaft hatte sie sich an den Gestank von Tod und
Exkrementen gewöhnt.
Am schlimmsten war die Einsamkeit. Zunächst einmal: Es gab
keine anderen wie sie. Keiner der anderen Gefangenen gehörte
zu ihrem Volk, und niemand von ihnen erinnerte sich an die
gepflegten Höfe der Ocampa. Doch damit noch nicht genug. Die
übrigen Sklaven dachten nur an sich selbst, an den nächsten
Becher Wasser, vielleicht auch an eine Chance zur Flucht.
Möglicherweise waren sie vor der Gefangennahme anders
gewesen. Die stumpfsinnige Plackerei in den Minen und der
ständige Durst sorgten innerhalb kurzer Zeit dafür, daß aus
anständigen Personen herzlose Egoisten wurden. Sie erinnerte
sich: Erschöpfung und Zorn hatten in ihr selbst Haß geweckt,
und oft beherrschte der Durst alle Gedanken.
Das fürchtete sie mehr als den Tod, die Minen oder den
nächsten Tag als Sklavin der Kazon: das Böse in ihrem eigenen
Innern. Es lauerte in allen, auch in ihr. Sie spürte es jedesmal dann, wenn sie die Bergwerke betrat.
Jene Furcht schuf zusätzliche Einsamkeit. Es gab keine
Gesprächspartner für sie; mit niemandem konnte sie
Erinnerungen oder ein Lied teilen. Alles verlor seine Bedeutung, wenn sich die bleierne Schwere solcher Einsamkeit auf sie
herabsenkte. Ebensogut hätte ihre Existenz zu Ende gehen
können…
Kes erwachte zitternd und drückte die weiche Decke an sich.
Angenehme Wärme umgab sie, und ein besonderer Duft kündete
von Sicherheit. Schon seit langer Zeit hatte sie nicht mehr an
Alpträumen gelitten. Aus einem Reflex heraus tastete sie zur
Seite und stellte fest, daß Neelix nicht neben ihr lag –
vermutlich bereitete er das Frühstück vor.
Seine Abwesenheit erklärte vielleicht den Traum. An Bord der
Voyager war sie nie
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