Die Zeit der Hundert Königreiche - 4
dem eleganten Tanz der Körper zu, Bard und das Mädchen, sein Körper und ihrer. Bard ließ sich auf das Bett sinken und zog das Mädchen auf sich. Paul wunderte sich er hätte sie mit seinem eigenen Körper unter sich festgenagelt, aber der Gedanke war flüchtig und traumartig. Er warf sich neben die beiden nieder. Seine Hände strichen an ihrem gekurvten Rücken entlang, durch das seidige Haar. Sie drehte sich ein bißchen zur Seite, und ihre Lippen saugten sich an seinen fest. Währenddessen drang Bard in sie ein, und sie keuchte auf vor Erregung. Sie fand einen Augenblick und eine freie Hand, seine Mannheit mit ihren Fingerspitzen herauszufordern. Paul stellte fest, daß er, das Mädchen umarmend, beide in seinen Armen hielt, aber es kam nicht darauf an. Es war wie in einem Traum, nichts mehr schien verboten zu sein im Wechselspiel aller drei Körper. Die Weichheit der Frau wurde zum Vorwand, sich selbst zu genießen, Bards Erregung zu erfahren und zu teilen. Es war traumartig pervers. Als Paul sie nahm, war er sich bewußt, daß Bard, jetzt in vollem Rapport mit ihm, an dem Vergnügen teilnahm wie er zuvor an dem seines Zwillings. Er wußte nicht, er wollte es gar nicht wissen, wie lange es dauerte oder an welchem Punkt das Mädchen vergessen war und er sich in der harten Umklammerung Bards befand. Alle Weichheit war verschwunden, es war ein Kampf beinahe bis zum Tod, Leidenschaft oder Haß wie sollte er das unterscheiden? -schloß sie zusammen. Ein letzter Rest individuellen Bewußtseins stellte die ironische Überlegung an, wie man das nun nennen sollte, wenn sie tatsächlich der gleiche Mann waren. War das Sex oder die ultimate Masturbation? Und dann fragte er nicht mehr, ob die heftige Explosion ein Orgasmus oder der Tod war.
Er erwachte allein und mit brüllenden Kopfschmerzen. Das Mädchen war verschwunden, und er sah sie niemals wieder. Sie war unwichtig gewesen, nichts als ein Vorwand für die heftige Konfrontation mit seinem dunklen Zwilling, seiner anderen Hälfte, der halb-bekannten unbekannten Seite seines Ichs. Er wusch sich das Gesicht mit dem eisigen Wasser im Eimer und japste noch unter dem Schock, als Bard eintrat.
»Mein Bursche hat mir eine Kanne mit heißem Jaco gebracht. Wenn sich dein Kopf genauso anfühlt wie meiner, kannst du sicher die Hälfte davon gebrauchen«, sagte Bard. Das Zeug roch wie bittere Schokolade, hatte jedoch die Wirkung von besonders starkem schwarzem Kaffee, und Paul war froh, daß er es bekam. Bard goß sich seinen Becher noch einmal voll.
»Ich möchte mit dir reden, Paolo. Du weißt, gestern hast du den Tag für uns gerettet. Diese verdammte Harpyien-Illusion ist etwas Neues, und die Leroni waren nicht darauf vorbereitet. Sie war so realistisch! Und du hast sie überhaupt nicht gesehen?«
»Nur durch deine Gedanken, wie ich dir sagte.«
»Dann bist du gegen Illusionen dieser Art immun«, stellte Bard fest. »Ich wünschte, ich könnte es wagen, mich Meister Gareth anzuvertrauen! Vielleicht wäre er imstande, uns eine Erklärung dafür zu geben. Aber unter anderem ist das für dich von Vorteil, wenn du eines Tages eine Armee anführen solltest. Die Männer werden dir folgen, aber sei vorsichtig mit den Leroni. Sie spüren, daß etwas an dir merkwürdig ist.« Er stieß ein kurzes, bellendes Lachen aus. »Etwas Gutes ist schon an Varzils gottverlassenem Vertrag. Wir könnten kämpfen, ohne dieses elende Zauberer-Korps bei uns zu haben, falls dieser Vertrag je wirksam wird! «
»Ich dachte, du und Meister Gareth wäret Freunde und du verließest dich auf ihn. «
»Das schon«, antwortete Bard. »Er kennt mich, seit wir Jungen waren, meine Pflegebrüder und ich. Aber trotzdem würde ich gern auf seine Dienste verzichten und es ihm gönnen, sein Alter hübsch friedlich in einem Turm zu verbringen. Wenn in diesem Land wieder Frieden herrscht, wird Alaric dem Vertrag vielleicht doch beitreten. Mir gefällt der Gedanke nicht, daß meine zukünftigen Untertanen aus ihren Häusern gebombt werden. Und dort unten, wo im letzten Jahr Knochenwasserstaub versprüht worden ist, melden die Hebammen, wie ich hörte, daß Kinder ohne Arme oder Beine oder Augen, mit gespaltenem Gaumen oder einem hinten durch die Haut ragenden Rückgrat geboren werden. So etwas sieht man sonst nicht zweimal in einem Jahr, und dort sind es Dutzende - da muß ein Zusammenhang bestehen! Und Männer und Frauen sterben an verdünntem Blut. Das schlimmste ist, daß es immer noch gefährlich ist, durch diese
Weitere Kostenlose Bücher