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Die Zeit der Hundert Königreiche - 4

Die Zeit der Hundert Königreiche - 4

Titel: Die Zeit der Hundert Königreiche - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Aber die Leibwächter hielten ihn fest, und zum ersten Mal in seinem Leben erreichte Bard mit seiner Riesenkraft gar nichts. »Man wird ihn herausholen, Sir, aber das ganze Königreich hängt von Euch ab. Ruyvil, Jeran helft uns, seine Lordschaft festzuhalten!«
Und während Bard sich gegen die Männer wehrte, war gleichzeitig ein Teil von ihm bei Paul und kroch die Treppe hinauf. Er war Paul, so daß er im Griff der Leibwächter hustete und ihm Tränen aus den Augen stürzten, als Paul aufwärtsstrebte …
Geblendet von dem Rauch, ließ sich Paul auf Hände und Knie fallen. Hinter ihm erschlaffte Bards Körper plötzlich in den Armen seiner Männer, da der wesentliche Teil von ihm sich mit Paul durch den Rauch kämpfte. Er versuchte verzweifelt, Paul seine ganze Kraft zu leihen, für Paul zu atmen, wenn es sein mußte. Beiden schien es, als kröchen sie zusammen diese Stufen hinauf, und oben angekommen, schoben sie sich Zoll für Zoll durch den Flur … ertasteten sich den Weg zur Tür, denn der Qualm war so dick, daß Paul nichts mehr sehen konnte. Und gleich hinter der Tür lag Melisandra, bewußtlos vom Rauch, das Gesicht dunkel und verzerrt. Einen fürchterlichen Augenblick lang spürte Paul ihren Atem nicht. Das ganze Zimmer war voll von dem beißenden Zeug. Pauls Lungen schmerzten, und ohne Bards Kraft hätte er es niemals geschafft, sondern wäre neben Melisandra liegengeblieben.
Aber irgendwo wimmerte ein Kind, als weine es im Schlaf, und Bards Bewußtsein in Paul ließ ihn fluchend wieder auf die Füße kommen. Die Wände begannen zu lodern, und der Rand von Eilends Matratze glomm bereits und sandte neue Rauchschwaden in den dicken Nebel im Zimmer. Paul - oder Bard, er wußte nicht, wer von ihnen - riß das Kind an sich und hörte es vor Schreck schreien, als es die Flammen hochschlagen sah. Er zerschmetterte eine Wasserkaraffe neben dem Bett, warf irgendein Kleidungsstück in die Lache, tränkte es mit dem Wasser und band es sich vor das Gesicht. Mit Erlend an der Brust, der sich schwach an ihm festklammerte, kniete er neben Melisandra nieder und schlug ihr den nassen Stoff ins Gesicht. Er mußte sie aufwecken! Vielleicht hätte Bards Geist in ihm Melisandra zurückgelassen, damit er seinen Sohn retten konnte … Aber nein, Melisandra war die Mutter des Kindes, er konnte Sie nicht verbrennen lassen.
Er roch versengtes Haar, den stechenden Geruch brennenden Stoffs, und Melora, das Gesicht schwarz vor Ruß, stand über ihm. »Gib mir Erlend … «, sagte sie hustend. Sie würgte mit aller Kraft die Worte heraus. »Du kannst Sandra tragen, ich nicht … «
Hielt sie ihn für Bard, fragte sich Paul mit seinem eigenen Bewußtsein. Aber schon hatte der Teil in ihm, der Bard war, die Arme ausgestreckt und Melora das bewußtlose Kind übergeben. Er spürte, daß ihm Tränen der Erleichterung und Dankbarkeit über das Gesicht flossen, doch schon wandte sich seine gedoppelte Aufmerksamkeit Melisandra zu. Er sah Melora über ein halbverbranntes Brett an der Tür stolpern, mit dem Kind in den Armen schwer fallen, sich wieder aufrichten, nach einem flammenden Balken greifen und wie durch ein Wunder in den brennenden Flur hinaustaumeln, Erlends Gesicht an ihrem üppigen Busen versteckt. Sie schrie, er konnte sie vor Schmerz und Angst schluchzen hören, aber sie schwankte mit dem kleinen Jungen in den Armen weiter.
Paul hob sich Melisandra auf die Schulter, und ihm schoß sinnloserweise die bruchstückhafte Erinnerung von einer anderen Welt und aus einem anderen Leben durch den Kopf, daß man das einen Feuerwehrmann griff nannte, und er hatte nie gewußt, warum. Die brennenden Wände waren zum Inferno geworden, zu einer Hölle aus Hitze und Qualm, aber er eilte den Weg zurück, den er gekommen war, stieß gegen Melora, die am Kopf der Treppe stehengeblieben war, und blickte entsetzt auf die brennenden Stufen hinunter. Wie konnten sie nach unten gelangen?
Meloras Atem klang laut und hart, rasselte aus ihren Lungen, und ihre Stimme war so heiser, daß sie nur ein zitteriges Krächzen hervorbrachte. Er sah, daß sie etwas vom Hals nahm.
»Geh weiter! Steig hinunter! Ich… Leronis … die Flammen … « Er zögerte, und die erstickte Stimme drängte: »Geh! Geh weiter! Nur . . Feuer aufhalten … einen Augenblick … Sternenstein …« Vor ihm schwankten die Flammen und zogen sich zurück, und Paul blieb wie gelähmt vor Schreck stehen … Aber Bard in ihm war mit der Zauberei dieser Weit vertraut und der Art,

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