1991 Atlantik Transfer (SM)
Buch & Autor
Hinrich Matthiesen
Atlantik Transfer
ISBN: 3-89.136-319-2 Verlag: Rasch und Röhring
Erscheinungsjahr: 1991 Umschlaggestaltung: Peter Albers
Eine Mine, Relikt aus dem Zweiten Weltkrieg, hat sich von ihrer Verankerung vor der französischen Atlantikküste gelöst, hat den Ozean überquert und treibt bei den Bermuda-Inseln im Meer.
Jacob Thaden, seine Frau und sein Kind sind als einzige Passagiere auf der MELLUM, einem Frachter, unterwegs nach Rotterdam. Eines Nachts reißt eine Detonation, deren Ursache unerklärlich bleibt, das Schiff in zwei Teile; die Urlauberfamilie wird getrennt.
Auf dem Seelenverkäufer CAPRICHO geht ein aus nächster Nähe gesendetes SOS ein. Der Funker kann gerade noch Hilfe ankündigen, dann wird er Opfer einer Geiselnahme. Mit Waffengewalt verhindert ein illegaler Passagier die Rettungsaktion.
Jacob Thaden hat bei dem Unglück Frau und Sohn verloren. Er kann sich nicht damit abfinden, daß die Rettung, die möglich gewesen wäre, ausgeblieben ist. Unterstützt von seinem Freund Maibohm, Journalist bei einer Hamburger Illustrierten, tritt er vier Monate später die Suche nach den Schuldigen an. Die Spur führt über Dänemark und die USA nach Mittelamerika, scheint jedoch schon bald wertlos geworden zu sein: Der Geiselnehmer, ein von den deutschen Behörden gesuchter Topmanager, der sich mit seinem ergaunerten Reichtum nach Mexiko abgesetzt hatte, ist einem Unfall zum Opfer gefallen. So heißt es jedenfalls. Als Thaden und seine Helfer sich über Einzelheiten informieren wollen, hören sie zum erstenmal den Namen James Hamilton. Wer ist dieser Mann, was für eine Vergangenheit hat er? Gibt es eine Verbindung zwischen ihm und dem verunglückten Deutschen? Thaden wird es herausfinden; der Gedanke an seine Frau und seinen Sohn treibt ihn zu neuerlicher rastloser Suche an …
Autor
Hinrich Matthiesen, geboren 1928 in Westerland/Sylt, studierte in Kiel und Valparaíso.
Von insgesamt 24 Berufsjahren verbrachte er zwölf außerhalb Deutschlands, und zwar als Lehrer an deutschen Auslandsschulen in Chile und Mexiko. Heute lebt er als freier Autor auf Sylt. Seit der Veröffentlichung seines ersten Romans, »Minou« (1969), hat sich Matthiesen als Autor zahlreicher spannender Thriller einen Namen gemacht. Zu seinen erfolgreichsten Büchern gehören u.a.: »Der Skorpion« (1974), »Acapulco Royal« (1976), »In den Fängen der Nacht« (1984) und »Das Gift« (1986).
»Matthiesen ist für seine genauen Recherchen bekannt. Seine Bücher weichen nicht einfach ins exotische Abenteuer, aus, sondern befassen sich immer wieder mit deutscher Vergangenheit und Gegenwart. Unterhaltsam sind sie jedoch allemal.«
(FAZ-Magazin)
ERSTER TEIL
1
Im nachtschwarzen Wasser des Atlantiks trieb eine Mine aus dem Zweiten Weltkrieg. Sie befand sich zweihundertfünfzig Seemeilen westlich der Kapverdischen Inseln, und eine etwa viermal so große Strecke trennte sie vom Äquator. Eigentlich sprach alles gegen diesen Standort. Die seit Jahrtausenden konstant gebliebenen, durch Druckverhältnisse, Windschub und Erdrotation erzeugten großen Meeresströmungen ließen es so gut wie ausgeschlossen erscheinen, daß das bauchige Relikt aus Europas dunkelster Zeit sich in diese Gegend verirrt hatte.
Die mit Minen verseuchten Seegebiete waren längst geräumt worden, und wo die tückischen Kugeln nicht hatten geborgen werden können, waren sie zumindest geortet, registriert und in Seekarten eingetragen. Geriet dennoch so viele Jahre nach dem Krieg eine Mine auf einen der für die Seeschiffahrt freigehaltenen KollisionsSchutzwege, so geschah das vornehmlich in den Gewässern der Nord- und Ostsee, in denen, wie allgemein bekannt, noch allerlei anderer bedrohlicher Schrott aus jener Zeit abgelegt worden war.
Das Exemplar von den Kapverden war eine Ankertaumine. Bei diesem Typ bedeutet gerade die Tatsache des Vagabundierens meistens die Bannung der Gefahr, weil das Losreißen vom Ankerstuhl in der Regel zur Zündunfähigkeit führt. Indes ist auf dieses Kausalgesetz kein hundertprozentiger Verlaß.
Der Ausreißer, der sich – westwärts treibend – ungefähr auf der Höhe von Tarrafal befand, stammte von der französischen Atlantikküste. Dort hatten nach der Besetzung durch Hitlers Armeen die Engländer in zahllosen nächtlichen Aktionen vor den deutschen Marinestützpunkten Brest, Lorient, St. Nazaire und La Rochelle ihre Minengürtel ausgelegt. Die auf die Reise gegangene Kugel stammte aus dem
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