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Die Zeit der Hundert Königreiche - 4

Die Zeit der Hundert Königreiche - 4

Titel: Die Zeit der Hundert Königreiche - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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geschehen war, als sie das erste Mal die Furt beschritten hatte.
»Ruhig, ruhig, Mädchen«, redete er ihr mit leiser Stimme zu, und er dachte: Ich nehme es ihr ganz und gar nicht übel, mir geht es genauso … Aber er war ein denkender Mensch, kein vernunftloses Tier, und er würde sich nicht blinder, sinnloser Furcht überlassen.
Von Stimme und Händen gedrängt, setzte die Stute einen Fuß in das Wasser, und Bard winkte den Männern hinter ihm.
Nichts geschah … aber es war auch beim ersten Mal nichts geschehen, bis sie in der Mitte des Flusses gewesen waren. Bard trieb das Pferd weiter an und hielt dabei, sich im Sattel zur Seite drehend, Meloras Zügel. Nach ihm kam Meister Gareth mit Mirella hinter sich, dann folgten die Männer, Prinz Beltran als Nachhut.
Nun waren sie alle im Wasser. Wenn der feindliche Zauber noch wirksam war, würde die Flut jetzt über sie hereinbrechen. Er machte sich darauf gefaßt, er fühlte das unablässige Prickeln, das ihm zeigte, es war Laran am Werk, und es nahm zu, bis er das Gegeneinanderwirken der Kräfte von Zauber und Gegenzauber über der Furt beinahe sehen konnte. Sein Pferd schien durch verfilzte Schlinggewächse zu schreiten, obwohl davon nichts zu sehen war … Dann, ganz plötzlich, war es vorbei, verschwunden. Der Fluß strömte still und unschuldig dahin und war wieder gewöhnliches Wasser. Bard stieß den zurückgehaltenen Atem aus und bohrte seiner Stute die Fersen in die Weichen. Die ersten Reiter hatten das gegenüberliegende Ufer schon zur Hälfte erklommen, und er hielt mitten im Fluß an und ließ die übrigen an sich vorüber.
Für den Augenblick wenigstens hatten ihre Leroni die feindlichen Zauberer besiegt.
    Bisher war das Wetter auf diesem Feldzug gut gewesen. Aber als der Tag zu Ende ging, verdunkelte sich der Himmel mit immer dicker werdenden Wolken, und gegen Abend begann Schnee zu fallen, leicht, aber ergiebig. Zuerst fielen hin und wieder ein paar dicke, verklumpte, nasse Flocken, dann wurden sie schärfer und härter, und sie fielen und fielen und fielen mit idiotischer Unablässigkeit. Melora, die wieder ihren Esel ritt, wickelte sich fest in ihren grauen Mantel und zog sich eine Decke über den Kopf. Die Soldaten holten einer nach dem anderen Schals und Handschuhe und dicke Kapuzen hervor und ritten mit mißmutigen Gesichtern dahin. Bard wußte, was sie dachten. Krieg wurde traditionellerweise im Sommer geführt, und im Winter blieben alle bis auf die Wahnsinnigen oder Verzweifelten bei ihren eigenen Feuerstellen. Ein Winterfeldzug brachte ein bestimmtes Maß an Gefahr mit sich. Die Männer mochten mit einiger Berechtigung sagen, daß sie König Ardrin wohl dienstpflichtig seien, dies jedoch über Brauch und Recht hinausging. Es war eben nicht üblich, Soldaten in einen Schneesturm wie diesen, der sich leicht zu einem Blizzard verstärken konnte, hineinreiten zu lassen, und deshalb hatte der König kein Recht, es von ihnen zu verlangen. Wie konnte Bard sie bei der Stange halten? Zum ersten Mal wünschte er, er hätte nicht hier den Befehl, sondern reite zu König Ardrins rechter Hand nach Norden auf Hammerfell zu als Bannerträger seines Souveräns. Für den König war es leicht, mit Hilfe seines persönlichen Einflusses und seiner Macht treue Dienste zu erlangen, die über das Übliche hinausgingen. Der König konnte den Männern Versprechungen machen, und zwar sehr verlockende. Bard war sich peinlich bewußt, daß er erst siebzehn Jahre zählte, daß er nichts war als der Bastardneffe des Königs und sein Pflegesohn, daß er über die Köpfe vieler erfahrenerer Offiziere hinweg befördert worden war. Wahrscheinlich gab es sogar in den Reihen dieser Männer, die er selbst für den Feldzug ausgesucht hatte, solche, die nur darauf warteten, daß er zu Schaden kam, daß er irgendeinen schrecklichen, nie wiedergutzumachenden Fehler beging. Hatte der König ihm dies Kommando nur gegeben, damit er sich übernahm, damit er sich als der grüne, unerfahrene Krieger sah, der er war?
Trotz seines Triumphs und der Auszeichnung auf dem Schlachtfeld von Snow Glen war er noch ein Junge. Konnte er diese Mission überhaupt durchführen? Hoffte der König, daß er versagte, so daß er ihm Carlina verweigern konnte? Was mochte vor ihm liegen, wenn er versagte? Würde er degradiert, in Schande nach Hause geschickt werden?
Er ritt nach vorn, um sich Meister Gareth anzuschließen, der den unteren Teil seines Gesichts in einen dicken, roten Strickschal gehüllt hatte,

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