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Die Zeit der Hundert Königreiche - 4

Die Zeit der Hundert Königreiche - 4

Titel: Die Zeit der Hundert Königreiche - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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protestierend den Kopf hoch, als sie vorsichtig einen Fuß ins Wasser gesetzt hatte. Aber die Furt lag ruhig da, und Bard gab den Befehl:
»Langsam hindurchreiten! Zusammenbleiben!«
Über ihnen, ganz am Rand seines Sichtbereichs, sah er eine flüchtige Bewegung. Hatte Meister Gareth den Kundschaftervogel nicht zurückgerufen? Ein schneller Blick zeigte ihm, daß Meloras Falke ruhig mit seiner Kappe auf dem Kopf vor der Frau auf dem Sattelknopf saß. Dann wurden sie also aus der Ferne beobachtet. Gab es irgendeine Verteidigung dagegen?
Sie waren jetzt inmitten des Flusses, wo das Wasser am tiefsten war und die Sprunggelenke der Pferde umspülte. Einem großen Mann wäre es bis an die Schenkel gegangen. Einer der Soldaten meinte: »Hier ist nichts, Sir. Wir können die anderen rufen, daß sie uns nachkommen.«
Bard schüttelte den Kopf. Innerlich fühlte er dies Prickeln, das ihn vor einer Gefahr warnte, stärker werden. Er biß die Zähne zusammen und fragte sich, ob er sein Frühstück ausspucken werde wie eine schwangere Frau …
Er hörte Meister Gareth rufen und wendete sein Pferd mitten im Fluß. »Zurück!« brüllte er. »Reitet zurück … «
Das Wasser brodelte und stieg bis zum Widerrist seines Pferdes. Plötzlich war die friedliche Furt ein wütender, gischtender Strom, eine rasende Unterströmung saugte und riß. Bards Pferd stolperte unter ihm, als sei er in einen vom Frühlingstauwetter zu gefährlichen Stromschnellen angeschwollenen Gebirgsbach hineingeritten. He xenwasser! Er zog an den Zügeln, er versuchte, sein wieherndes, untertauchendes Pferd zu beruhigen, es trotz der Gefahr, vom Wasser mitgerissen zu werden, ruhig zu halten. Um ihn kämpfte jeder Mann der Gruppe mit den vor Angst wahnsinnigen Pferden. Bard fluchte. Es gelang ihm, seine Stute unter Kontrolle zu bekommen und zurück zum Ufer zu lenken. Er sah, daß einer seiner Männer aus dem Sattel glitt und in den Wogen verschwand. Ein anderes Pferd stolperte. Bard faßte hinüber und ergriff den Zügel, sein eigenes Pferd mit einer Hand regierend.
»Haltet sie fest! Im Namen aller Götter, haltet sie fest! Zurück zum Ufer! « brüllte er. »Bleibt zusammen! «
Die Überraschung war das Schlimmste; sein Pferd war eigentlich an Bergbäche und Furten gewöhnt. Hätte er es vorher gewußt, wäre es ihm vielleicht gelungen, die Stute hinüberzubringen. Mit fest geschlossenen Knien, stets entgegen der Richtung des Wassers, das ihr jetzt bis zum Hals ging, brachte er sie wieder auf trockenes Land. Er stellte sich ans Ufer und griff nach den Zügeln der anderen, wie sie eintrafen. Ein Pferd lag mit gebrochenem Bein. Es trat um sich und schrie wie eine Frau, bis es ertrank. Bard schnürte es die Kehle zusammen. Das arme Geschöpf hatte nie einem lebenden Wesen etwas getan, und es hatte einen entsetzlichen Tod gefunden. Von dem Reiter gab es keine Spur. Ein zweites Pferd rutschte aus, aber der Reiter sprang im Wasser ab und riß es wieder hoch. Dann zerrte er das hinkende Tier zum Ufer hin. Kurz davor sank er selbst zu Boden und zappelte halb ertrunken, bis einer der Männer die Böschung hinuntersprang, ihn faßte und herausholte.
Bard sah, daß der letzte Mann das Wasser verlassen hatte, und dann schrie er auf vor Schreck und Grauen. Denn wieder lag das Wasser ruhig und seicht vor ihnen als die friedliche, normale Furt von Morays Mühle.
Das also hatte der kleine Mann gemeint …
In düsterer Stimmung überprüften sie die Pferde. Das Pferd, das ein Bein gebrochen hatte, lag jetzt still und tot da, und von seinem Reiter war weit und breit nichts zu sehen. Entweder lag er unter den Wassern der Furt, oder er war von dem Strom mitgerissen worden, und seine Leiche würde weiter flußabwärts an die Oberfläche kommen. Ein anderer Mann hatte es ans Ufer geschafft, aber sein Pferd lahmte und war unbrauchbar geworden. Ein drittes Pferd hatte seinen Reiter abgeworfen und war allein ans Ufer gekommen. Der Mann lag bewußtlos im seichten Wasser, von den Wellen geschaukelt. Bard winkte einem seiner Kameraden, ihn aufs Trockene zu ziehen, und dann ließ er seine Finger kurz über die klaffende Kopfwunde gleiten. Wahrscheinlich würde der Mann nie wieder aufwachen.
Bard segnete die Vorausschau - wie sie auch zustande gekommen sein mochte -, die ihn gedrängt hatte, nur ein Viertel seiner Männer in den Fluß zu schicken. Andernfalls hätten sie ein halbes Dutzend Männer statt nur zwei Männer und zwei Pferde verloren, und vielleicht wären noch mehr Pferde

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