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Die Zeit der Hundert Königreiche - 4

Die Zeit der Hundert Königreiche - 4

Titel: Die Zeit der Hundert Königreiche - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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lachen und singen, wenn so viele ihrer Freunde und auch Feinde tot liegen! «
Bard antwortete: »Ihr fürchtet Euch doch wohl nicht vor den Geistern der Toten, Damisela? Glaubt Ihr, die Toten kommen wieder, eifersüchtig, weil die Lebenden lustig sind?«
Sie schüttelte schweigend den Kopf. Dann sagte sie: »Nein. Aber für mich wäre dies eine Zeit des Trauerns.«
»Ihr seid kein Soldat, Lady. Für einen Soldaten ist jede Schlacht, die er überlebt, eine Gelegenheit, sich zu freuen. Und deshalb schmausen sie und singen und trinken, und wären wir mit einer regulären Armee auf dem Marsch und nicht nur ein einzelner Trupp, würden sie sich auch mit den Troßdirnen vergnügen oder Frauen in der nächsten Stadt finden.«
Melora erschauerte. »Wenigstens sind keine Städte in der Nähe, wo sie plündern und vergewaltigen können … «
»Hört, Damisela, wenn Männer in die Schlacht ziehen, überantworten sie ihr Leben dem Kriegsglück. Warum sollten Frauen nicht davon berührt werden? Und die meisten nehmen es recht friedlich hin.« Er lachte und stellte fest, daß sie nicht wegsah oder sich zierte oder kicherte. Die meisten Frauen, die er kannte, wären schockiert gewesen oder hätten doch so getan.
Melora erklärte nur ruhig: »Ja, so wird es sein. Die Aufregung, die Erleichterung noch am Leben und nicht tot zu sein, die allgemeine Erschütterung durch die Schlacht … Darüber hatte ich nicht nachgedacht. Doch ich hätte es nicht friedlich hingenommen, wenn die Trockenstädter gesiegt hatten. Ich bin sehr froh, daß sie unterlagen, und froh, daß Ich noch lebe.~< Sie stand so nahe bei ihm, daß er irgendein schwaches Parfüm riechen konnte, das aus ihrem Haar und ihrem Mantel aufstieg. Ach hatte Angst, wenn sich das Glück gegen uns wenden sollte, brachte ich nicht den Mut auf, mich zu töten, sondern würde lieber Gefangennahme, Vergewaltigung, Sklaverei auf mich nehmen als den Tod. Der Tod schien mir etwas sehr Schreckliches zu sein, als ich die Männer sterben sah … « Er drehte sich um und nahm ihre Hand in seine; sie entzog sie ihm nicht. Mit leiser Stimme sagte er: Ach bin froh, daß Ihr noch am Leben seid, Mclora.«
Ebenso leise antwortete sie: »Und ich, daß Ihr am Leben seid.« Er zog sie an sich und küßte sie und stellte verwundert fest, wie weich sich ihr schwerer Körper und ihre vollen Brüste anfühlten, wie warm ihre Lippen unter seinen waren. Er spürte, daß sie sich dem Kuß völlig hingab. Doch danach zog sie sich ein wenig zurück und flüsterte: »Nein, ich bitte dich, Bard. Nicht hier, nicht so, nicht mit all deinen Männern rings um uns … Ich würde dich nicht zurückweisen, darauf hast du mein Wort. Aber nicht jetzt. Mir ist gesagt worden … es sei nicht richtig … «
Widerstrebend ließ Bard sie los. Ich könnte sie so leicht lieben, dachte er. Sie ist nicht schön, aber sie ist so warm, so süß… und all die aufgestaute Erregung des Tages quoll in ihm auf. Trotzdem wußte er, daß sie recht hatte. Wo es keine Frauen für die anderen Männer gab, verstieß es gegen Anstand und Sitte, wenn der Kommandant eine für sich allein hatte. Bard war Soldat und zu vernünftig, um sich ein Vorrecht herauszunehmen, das seine Männer nicht teilen konnten. Ihre Willigkeit machte die Sache noch schlimmer. Er hatte sich einer Frau noch nie so nahe gefühlt.
Aber - er holte tief und resigniert Atem. »Die Wechselfälle des Krieges, Mclora. Vielleicht … eines Tages …«
»Vielleicht«, sagte sie sanft, gab ihm die Hand und sah ihm in die Augen. Er glaubte, niemals eine Frau so sehr begehrt zu haben. Neben ihr waren alle anderen Frauen, die er kannte, wie Kinder, Lisarda nicht mehr als ein kleines Mädchen, das mit Puppen spielte, selbst Carlina kindisch und unreif. Trotzdem hatte er zu seinem Erstaunen nicht den Wunsch, die Sache zu überstürzen. Er wußte genau, daß er diesen Zwang auf sie ausüben konnte, so daß sie, sobald das ganze Lager schlief, ungesehen von seinen Männern zu ihm kommen würde. Doch schon der Gedanke daran erfüllte ihn mit Abscheu. Er wollte sie so, wie sie war, ihr ganzes Selbst; aus ihrem freien Willen sollte sie ihn begehren. Besäße er nur ihren Körper, entginge ihm alles, was sie zu Melora machte. Ihr Körper war schließlich nur der einer fetten, schwerfälligen Frau, jung, aber bereits aus der Form geratend. Es war etwas anderes, das sie ihm so unendlich begehrenswert machte. Ein Gedanke schoß ihm durch den Kopf. Er hob die Augen und platzte mit der Frage

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