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Die Zeit der hundert Königreiche

Die Zeit der hundert Königreiche

Titel: Die Zeit der hundert Königreiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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aufrichtete, wie er konnte, als beuge sich der Mann im Spiegel unter einer schweren Last. Ja, dies Land Asturias, das er nicht regieren wollte, lag nun auf seinen Schultern. Oh, mein Bruder! Ich hätte soviel lieber den Befehl über deine Armee als deine Krone gehabt! Aber der Wein war eingegossen worden und mußte getrunken werden. Er wandte sich vom Spiegel ab, biß die Zähne zusammen und straffte die Schultern. Seine Armee hatte entschieden, der Kilghard-Wolf solle sie regieren, und so mußte er regieren.
    Ein Baldachin und ein Sessel anstelle eines Throns waren für ihn auf dem Rasen aufgebaut worden. Mit finsterer Ungläubigkeit sah Bard über die Reihen sich verbeugender Höflinge hin, über die Soldaten und Leibwächter, die schnell Haltung annahmen, als er an ihnen vorüberschritt. Diese Formalitäten waren ihm früher, wenn sie seinem Vater oder König Ardrin galten, nie aufgefallen. Er hatte sie einfach als selbstverständlich hingenommen. Es schoß ihm durch den Kopf, daß es ganz gut sei, wenn dies erste Mal ein Baldachin und ein Sessel den Thron vertraten. Er erinnerte sich, daß er am Fuß von Ardrins Thron gestolpert war, als ihm die rote Schnur verliehen wurde.
    »Sir, der Gesandte der Hasturs.«
    Es war Varzil, der gesprochen hatte, und Bard, sowenig er vom Protokoll wußte, fiel ein, daß der Bewahrer eines der größeren Türme in gleichem Rang mit jedem König stand. Er winkte Varzil, sich dem Sessel, in dem er saß, zu nähern.
    »Cousin, muß das eine hochoffizielle Angelegenheit sein?«
    »Nur, wenn du es wünschst.«
    »Dann schick alle diese Leute weg und laß mich mit dem Gesandten in Frieden reden«, sagte Bard. Als er die Höflinge und alle anderen bis auf ein Mindestmaß an Leibwächtern entlassen hatte, war die Waffenstillstandsflagge König Carolins zu sehen und im Blau und Silber der Hasturs – Geremy Hastur.
    Bard ging Geremy entgegen und begrüßte ihn mit der unter Verwandten üblichen Umarmung. Und bei der Berührung kam all die alte Zuneigung zurück. Ob er eines Tages auch Geremy wiederentdecken konnte?
    Auch Geremy hat Laran , dachte Bard, er weiß Bescheid. Und als er Geremy ins Gesicht blickte, fand er dort – obwohl Geremy angespannt und besorgt aussah – das gleiche Verständnis, das er bei Melora gefunden hatte.
    Er sagte (und merkte, daß seine Stimme zitterte unter einer Bewegung, die nicht zu empfinden er nicht mehr vortäuschen konnte): »Willkommen in Asturias, Cousin. Es ist ein trauriges Wiedersehen, und der Anlaß ist ein schwerer Verlust. Mein Vater und mein Bruder sind noch nicht zur Ruhe gebettet worden, sondern liegen unbeerdigt, bis in diesem Königreich wieder einigermaßen Ordnung herrscht. Wir werden von den Aldarans angegriffen, und ich finde mich, ohne daß ich es gewünscht hätte, auf einem Thron wieder, von dem ich nicht weiß, wie ich ihn ausfüllen soll. Aber obwohl es ein armseliges Willkommen ist, bin ich doch froh, dich hier zu sehen …« Und seine Stimme brach. Er sprach nicht weiter, denn er wußte, dann würde er vor aller Augen die Fassung verlieren und weinen. Er fühlte Geremys Hand mit festem Druck auf seiner.
    »Ich wollte, ich könnte dir etwas Trost geben – Pflegebruder«, sagte Geremy, und Bard schluckte schwer. »Ich trauere tief um deinen Verlust. Dom Rafael habe ich nicht gut gekannt, aber Alaric kannte und liebte ich, und er war viel zu jung, um schon aus dem Leben gerissen zu werden. Aber selbst in dieser Stunde der Trauer müssen wir an die Lebenden denken. Varzil hat mir Neuigkeiten berichtet, von denen du, wie ich vermute, noch nichts gehört hast. Varzil, Verwandter, erzähle Bard, was deine Kundschaftervögel gesehen haben.«
    »Die Aldarans sind in diesen Krieg eingetreten«, berichtete Varzil. »Wir erfuhren heute nacht von Meister Gareth und seinen Leroni , daß sie den Zauber sandten, der die Burgmauern einstürzen ließ. Jetzt ist eine Armee vom Darriell Wald her auf dem Marsch, und Aldaran hat sich mit Scathfell und anderen kleinen Königreichen im Norden verbündet. Sie sind noch viele Tage nördlich vom Kadarin, aber sie werden sich wohl darauf verlassen, daß sie hier Chaos und Trauer vorfinden. Doch ich habe noch neuere Nachrichten. Tramontana hat seine Neutralität beschworen –, sie werden dort keine Laran -Waffen mehr herstellen. Und das war der letzte Turm, denn Arilinn hat den Eid bereits den Hasturs geleistet.«
    »Der Tod der Märtyrer von Hali hat so seinen Sinn gefunden«, erklärte Geremy, »denn nun

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