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Die Zeit der hundert Königreiche

Die Zeit der hundert Königreiche

Titel: Die Zeit der hundert Königreiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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davonritt? Sie fragten mich nicht, was ich tun wolle, sie befahlen es mir! Wärst du rechtzeitig zurückgekommen … aber nein, du hattest irgendeine Privatangelegenheit zu erledigen und hattest alles mir überlassen … du hast nicht einmal nach deinem Sohn gefragt! Du bist ungefähr ebenso geeignet, dies Königreich zu regieren, wie … wie er es ist, und das ist kein großes Kompliment, weil ich mir vorstellen kann, daß jeder, der Hosen trägt, es besser fertigbrächte, als es dir gelingen wird! Wenn du deine Aufmerksamkeit zehn Minuten lang von deinen Weibern ab- und den Dingen, die du tun solltest, zuwenden könntest …«
    Bard riß den Dolch aus der Scheide. Melisandra schrie auf, und drei Leibwächter stürzten ins Zimmer. Als sie Bard in der Kleidung eines gewöhnlichen Soldaten und Paul im Nachthemd erblickten, kamen sie sofort zu dem offensichtlichen Schluß und drangen mit gezogenen Schwertern auf Bard ein.
    »Du willst wohl in Anwesenheit des Königs Stahl ziehen, was?« brüllte einer von ihnen. Augenblicke später war Bard entwaffnet und wurde von zwei Leibwächtern festgehalten.
    »Was sollen wir mit ihm anfangen, Lord General – ich bitte um Verzeihung – Euer Majestät?«
    Paul blickte von den Leibwächtern zu Bard und sagte sich, daß er aus der Bratpfanne ins Feuer gesprungen war. Er wollte nicht, daß der Vater von Melisandras Kind vor seinen Augen getötet wurde. Schmerzlich und gerade eine Sekunde zu spät wurde ihm bewußt daß er überhaupt nicht böse auf Bard war.
    Teufel, letzten Endes hat es mich in die Stasis-Zelle gebracht, daß ich die Finger nicht von den verkehrten Frauen lassen konnte. Wer bin ich, daß ich ihm Vorwürfe mache? Und doch, wenn ich zugebe, daß er der König und der Lord General ist, dann liege ich im Bett mit der Königin, und nach allem, was ich über dies Land weiß, ist auch das ein schweres Verbrechen – ganz zu schweigen von Bards Stolz! Wenn ich ihn töten lasse, wird Melisandra ihnen wahrscheinlich die Wahrheit sagen. Tue ich es nicht, wäre ich in der Stasis-Zelle verdammt besser dran! Denn ich habe keinen Zweifel, daß man hier die Todesstrafe hat – und raffinierte Methoden kennt, sie zu vollziehen!
    Der ranghöchste Leibwächter wandte sich an Paul. »Mein Lord …«
    Bard fiel ein: »Ich glaube, hier liegt ein Irrtum vor …«
    »Irgendwer hat einen Irrtum begangen, das stimmt schon«, erklärte einer der Leibwächter grimmig. »Dieser Mann versuchte gestern abend, in den Palast zu gelangen, indem er behauptete, er sei der Lord General. Es war ihm sogar gelungen, Lord Varzil von Neskaya zu täuschen! Ich halte ihn für einen Hastur Spion. Sollen wir ihn hinausführen und hängen, Sir?«
    Melisandra sprang in ihrem dünnen Nachtgewand aus dem Bett, ohne das Glotzen der Leibwächter zu beachten. Sie öffnete ihren Mund zum Sprechen. Und in diesem Augenblick hörte man Rufe auf den Gängen, und ein Bote trat ein.
    »Mein Herr und König! Eine Gesandtschaft von den Hasturs unter der Waffenstillstandsflagge ist eingetroffen! Varzil von Neskaya bittet Euch, sie sofort im Thronsaal zu empfangen!«
    Die Leibwächter fuhren herum. Bard erklärte: »Unmöglich. Der Thronsaal ist voll von Kranken und Verwundeten; wir werden die Gesandtschaft auf dem Rasen empfangen müssen. Ruyvil …«, sprach er den jüngsten der Leibwächter an, »du kennst mich, nicht wahr? Erinnere dich an den Feldzug nach Hammerfell, als ich bei König Ardrin durchsetzte, daß du mit uns reiten durftest. Weißt du noch, wie sich Beltrans Banner um deine Pike verwickelte?«
    »Wolf!« rief der Leibwächter aus. Dann drehte er sich drohend zu Paul um.
    »Wer ist dieser Mann?«
    Bard erklärte schnell: »Mein Friedensmann – und mein Stellvertreter. Ich hatte eine dringende Sache in Neskaya zu erledigen und ließ ihn hier zurück. Und so wurde er stellvertretend gekrönt …«
    Der älteste der Leibwächter – den Bard hatte hinausführen und hängen wollen – fragte argwöhnisch: »Und auch stellvertretend verheiratet?«
    Der junge Ruyvil tadelte ihn: »Sprich nicht so mit dem König, du Idiot, oder dein eigener Kopf wird auf deinen Schultern wackeln! Meinst du, ich kenne den nicht? Für die Sache damals hätte ich mit einem Fußtritt aus der Armee befördert werden können! Glaubst du, ein Betrüger wüßte darüber Bescheid?«
    Paul erkannte das Schlupfloch, das Bard für sie beide offengelassen hatte, und sagte: »Nie hätte ich gewagt, mich in die Ehe meines Königs einzumischen. Er

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