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Die Zeit der hundert Königreiche

Die Zeit der hundert Königreiche

Titel: Die Zeit der hundert Königreiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Fenster und jeder Schießscharte von Burg Asturias. In dieser Nacht feierte König Ardrin von Asturias ein großes Fest, denn er verlobte seine Tochter Carlina mit seinem Pflegesohn und Neffen Bard di Asturien, dem Sohn seines Bruders Dom Rafael von High Fens. Die meisten Edlen von Asturias und ein paar aus den benachbarten Königreichen waren gekommen, der Verlobung und der Tochter des Königs die Ehre zu erweisen. Der Hof war ein Meer leuchtender Farben. Fremde Pferde und andere Reittiere, die in die Ställe gebracht wurden, reichgekleidete Adlige, gewöhnliches Volk, das sich vor den Toren drängte, um sich das Schauspiel anzusehen und die Gabe von Essen, Wein und Süßigkeiten in Empfang zu nehmen, die von der Küche aus an alle verteilt wurde. Diener rannten in wirklichen oder erfundenen Geschäften umher.
    Hoch oben in den abgetrennten Räumen der Frauen blickte Carlina di Asturien mit Widerwillen auf den gestickten Schleier und das Überkleid aus blauem Samt, besetzt mit Perlen von Temora, das sie bei der Verlobungszeremonie tragen sollte. Sie war vierzehn Jahre alt, ein schlankes, blasses junges Mädchen mit langen dunklen Zöpfen, die unter ihren Ohren in Schaukeln hingen, und großen grauen Augen, die das einzige schöne Merkmal in einem zu schmalen und zu nachdenklichen Gesicht waren. Ihr Gesicht war um die Augenlider rot; sie hatte lange Zeit geweint.
    »Nun, komm, komm«, drängte Ysabet, ihre alte Amme. »Du darfst nicht so weinen, Chiya . Und Bard ist so hübsch und tapfer. Denk doch nur daran, daß dein Vater ihn wegen seiner Tapferkeit in der Schlacht von Snow Glen zum Bannerträger gemacht hat. Und schließlich, liebes Kind, ist es ja nicht, als solltest du einen Fremden heiraten. Bard ist dein Pflegebruder und hier im Haus des Königs erzogen worden, seit er zehn Jahre alt war. Ihr habt doch als Kinder immer zusammen gespielt – ich dachte, du liebtest ihn.«
    »Das tue ich auch – als Bruder«, flüsterte Carlina. »Aber Bard heiraten – nein, Amme, das will ich nicht. Ich will überhaupt nicht heiraten …«
    »Also, das ist Torheit«, gluckste die ältere Frau und hielt das perlenbestickte Überkleid in die Höhe, um ihrem Pflegling hineinzuhelfen. Carlina ließ es zu, daß sie wie eine Puppe angekleidet wurde. Sie wußte, Widerstand hatte keinen Zweck.
    »Warum willst du Bard denn nicht heiraten? Er ist hübsch und tapfer – wie viele junge Männer haben sich schon ausgezeichnet, bevor sie ihr sechzehntes Jahr erreichten?«, verlangte Ysabet, zu wissen. »Ich zweifle gar nicht daran, daß er eines Tages General über alle Truppen deines Vaters sein wird. Du hältst ihm doch nicht vor, daß er Nedestro ist? Der arme Junge kann ja nichts dafür, daß ihn eine der Mätressen seines Vaters geboren hat und nicht seine gesetzliche Ehefrau!«
    Carlina lächelte schwach darüber, daß jemand Bard einen »armen Jungen« nennen konnte.
    Ihre Amme kniff sie in die Wange. »Das ist die richtige Art, zu deiner Verlobung zu gehen, mit einem Lächeln! Laß mich noch die Verschnürung zurechtziehen.« Sie zupfte an den Schnüren und steckte die Enden nach innen. »Setz dich her, meine Süße, damit ich dir die Sandalen anziehen kann. Sieh doch, wie niedlich, deine Mutter hat sie passend zu dem Gewand gemacht, blaues Leder mit Perlen! Wie hübsch du bist, Carlie, wie eine blaue Blume! Ich muß noch die Bänder in deinem Haar befestigen. Ich glaube nicht, daß es heute nacht irgendwo in neun Königreichen eine schönere Braut gibt! Und Bard sieht wirklich gut genug aus, um deiner würdig zu sein, so hell, wo du so dunkel bist …«
    »Welch ein Jammer«, stellte Carlina trocken fest, »daß er dich nicht heiraten kann, Amme, da er dir so gut gefällt.«
    »Komm, komm, mich würde er nicht wollen, alt und verschrumpelt, wie ich bin«, wies Ysabet sie zurecht. »Ein schöner junger Krieger wie Bard muß eine schöne junge Braut bekommen, und so hat dein Vater es befohlen … Ich weiß überhaupt nicht, warum ihr nicht heute nacht auch gleich verheiratet und zu Bett gebracht werdet!«
    »Weil«, antwortete Carlina, »ich meine Mutter inständig darum bat, und sie sprach für mich bei meinem Vater und Herrn. Da stimmte er zu, daß ich nicht verheiratet werden soll, bis ich mein fünfzehntes Jahr vollendet habe. Die Hochzeit wird zum Mittsommer-Fest in einem Jahr ab heute stattfinden.«
    »Wie hältst du es aus, so lange zu warten? Evanda segne dich, Kind, wenn ich einen so hübschen Liebhaber hätte wie Bard,

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