Die Zeit der Katzenpfoten
Science-fiction. Es gibt viele Arten von Science-fiction-Erfahrung!) Zuerst macht man seine Hausaufgaben mit den Büchern und den wissenschaftlichen Zeitschriften. Dann spricht man mit Astronomen und Biochemikern und Computer-Leuten, und wenn man Glück hat, lassen sie einen vielleicht mit ihren Maschinen spielen und durch ihre Linsen gucken. Und dann begibt man sich an einen hochgelegenen Ort und schaut sich die Welt um sich herum an.
Die Zeit der Katzenpfoten wurde genauso konstruiert. Nur sehr wenig davon ist meine eigene Erfindung, wenn man von den Personen und einigen Details des Hintergrunds und der Ereignisse absieht. Fast jeder Aspekt ist bereits heute sichtbar, im Juli 1968, wie eine Wolke, die nicht größer als die Hand eines Mannes ist; und auch ich sage Regen voraus.
Der Joker? Das Projekt MAC des MIT brachte mich auf die Idee des Jokers – na ja, das stimmt nicht ganz; ich hatte schon daran gedacht, bevor Projekt MAC überhaupt existierte, aber MAC ist sicherlich ein vorsintflutlicher Vorläufer meines Spielzeugs. Im MIT sind zwei große IBM-Computer vom Typ 7094 und etwa ein halbes Dutzend Hilfscomputer jedem zugänglich, der zu Hause oder in seinem Büro eine Fernanschluß-Konsole besitzt. Jetzt kann diese Konsole bereits überall dort sein, wohin eine Telefonlinie führt – auch in Europa, wenn man möchte, oder in der Antarktis. Meine einzige zusätzliche Hypothese war, daß es bequem sein würde, das gleiche über Funk zu tun. Zur Zeit haben die MAC-Konsolen etwa die Abmessungen einer großen elektrischen Schreibmaschine; meine einzige Änderung besteht darin, sie mit Mikrominiaturbauteilen so zu verkleinern, daß sie tragbar werden – und, da wir gerade dabei sind, sie mit einigen solchen Notwendigkeiten des modernen Großstadtlebens auszurüsten wie Beruhigungsmittel, AntiBaby-Pillen, Aspirin und ähnlichem Zeug.
Ich setze auch voraus, daß die Pharmazie der nächsten Jahrhunderte viel umfassender sein wird als unsere eigene, aber das scheint mir eine vernünftige Erwartung zu sein.
Unsterblichkeit durch Kälteschlaf. Robert C. W. Ettinger befindet sich schon seit mehr als fünf Jahren auf einem Kreuzzug dafür. Das Komische daran ist, daß es wahrscheinlich funktionieren wird. (Sie werden verstehen, daß ich Ihnen keine Garantie geben kann, sondern nur eine Meinung. Aber es ist eine Meinung, die von Männern mit solchem Ruf wie Jean Rostand, Frankreichs berühmtestem Biochemiker, geteilt wird.) Weiterhin ist noch komisch daran, daß bisher nur sehr wenige Menschen das Angebot körperlicher Unsterblichkeit angenommen haben – wie Bob Ettinger es ausdrückt, viele sind kalt, aber nur wenige eingefroren. Es befinden sich zur Zeit noch nicht einmal ein halbes Dutzend Körper im Kälteschlaf, obwohl es einige hunderttausend Leute gibt, die sich darin befinden würden, wenn sie nicht zufällig noch am Leben wären. Aber die Einrichtungen existieren, darunter drei konkurrierende Marken von menschengroßen Thermosflaschen mit den Tanks für flüssiges Gas, die nun kommerziell für jene verfügbar sind, die sterben und leben möchten, um wieder zu sterben. In meinem Roman habe ich die »Lebensrettungs-Ausrüstung« erwähnt. Vor einigen Jahren habe ich ein unveröffentlichtes Manuskript gesehen, in dem offensichtlich auf Grund verläßlicher Quellen festgestellt wurde, daß die UDSSR damals schon solche Fahrzeuge in Betrieb hatten; es wird vermutet, daß eines davon das Leben des berühmten russischen Wissenschaftlers Lev Landau gerettet hat. (Er war viermal tot, klinisch und unbestreitbar tot, bevor er für so lange Zeit wieder zum Leben erweckt wurde, daß er aus dem Krankenhaus entlassen werden konnte). Und vor drei Monaten habe ich die erste amerikanische Lebensrettungsmaschine gesehen; sie war von dem Hauptquartier der New York Academy of Sciences geparkt. Das New Yorker LR-Fahrzeug ist ein Lastwagen; die in der Erzählung sind Helikopter. Sonst besteht kein großer Unterschied.
Es ist allerdings wahr, daß bisher kein Körper aufgetaut und wieder zum Leben erweckt wurde, und es existiert auch keine sichere Schätzung, wann das der Fall sein wird. Aber es könnte schon morgen geschehen. Es scheint sehr wahrscheinlich zu sein, daß es irgendwann geschehen wird, und meinen Kenntnissen von der menschlichen Psychologie nach vermute ich, daß in dem Augenblick, wo es geschieht, ein Sturm auf die Kälteschlafeinrichtungen einsetzen wird, der sich mit keiner Völkerwanderung seit der Öffnung des
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