Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
081 - Der goldene Hades

081 - Der goldene Hades

Titel: 081 - Der goldene Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
1
    Frank Alwin hob umständlich die Hände, die mit Handschellen aneinandergefesselt waren, und riß sich den angeklebten Schnurrbart ab. Durch den schweren Vorhang drangen schwach die letzten Orchesterklänge, unter denen das Publikum das Theater verließ.
    Der Requisitenverwalter kam eilig auf die Bühne.
    »Tut mir leid«, entschuldigte er sich, »ich habe nicht gewußt, daß der Vorhang schon heruntergegangen ist. Heute abend ist die Vorstellung früher zu Ende als sonst.«
    Frank nickte und sah zu, wie der Mann mit einem besonderen Schlüssel die Handschellen aufschloß und in Verwahrung nahm.
    Noch vor fünf Minuten hatte Frank Alwin die Rolle des verruchten und bösen Grafen Larska gespielt, der bei einem Einbruch in die Bank von Brasilien ertappt und von dem tapferen, unbesiegbaren Kriminalbeamten verhaftet wird.
    In Gedanken versunken blieb er noch eine Weile stehen. Die Arbeiter räumten die Versatzstücke fort, nach und nach wurden die Bühnenlampen ausgedreht. Als er endlich in den weißgetünchten Vorraum hinaustrat, von dem aus man über Treppen und durch Gänge zu den einzelnen Garderoberäumen der Schauspieler gelangte, stand dort ein junges Mädchen im Straßenkleid und wartete. Sie hatte ihre kleine Nebenrolle schon vor einer Stunde beendet. Frank dachte sich nichts Besonderes bei ihrem Anblick. Das einzige, was ihm in diesem Augenblick einfiel, war, daß er den großen Stoß Papiergeld, den er sich im letzten Akt aus dem Geldschrank der Bank angeeignet hatte, dem Requisitenverwalter nicht zurückgegeben, sondern einfach in die Tasche gesteckt hatte.
    Er lächelte dem schüchtern wirkenden Mädchen zu, zögerte einen Moment und griff dann in die Tasche. Er zog sechs Banknoten heraus und faltete sie sorgfältig.
    »Marguerite«, sagte er mit einem gewissen Pathos, »das ist für Sie!«
    Sie sah ihn erstaunt, fast bestürzt an, als er ihr die Scheine in die Hand drückte, aber er lachte nur lautlos vor sich hin und lief die Treppe zu seiner Garderobe hinauf, immer zwei Stufen auf einmal nehmend.
    Erst als er fast oben angelangt war, kam ihm in den Sinn, was er angerichtet hatte. Wie hatte er das nur vergessen können! Er fluchte und eilte wieder nach unten, aber die junge Dame war inzwischen weggegangen.
    Ärgerlich stieg er wieder nach oben und trat in seine Garderobe, wo sein Freund Wilbur Smith auf ihn wartete. Bequem in einen Armsessel zurückgelehnt, rauchte er ununterbrochen und füllte den Raum mit Tabaksqualm. Smith, früher Offizier beim Militär, war jetzt als Kriminalbeamter beim Polizeipräsidium in New York tätig.
    »Hallo, Frank!« rief Wilbur. »Was machst du für ein Gesicht? Hat etwas nicht geklappt?«
    »Ich bin ein Idiot!« stöhnte Alwin und ließ sich in den bequemen Sessel vor seinem Schminktisch fallen.
    »In mancher Beziehung kann ich dir durchaus zustimmen, aber andererseits bist du auch ein sehr tüchtiger Schauspieler. Was für eine Dummheit hast du denn gemacht?«
    »Ach, es handelt sich um dieses Mädchen . . .« Smith grinste verständnisvoll.
    »Na und? Was ist daran Außergewöhnliches? Wer ist sie? Entschuldige, ich will mich nicht in deine persönlichen Verhältnisse einmischen. Aber - seit wann machst du dir deswegen Skrupel?«
    »Rede keinen Unsinn!« wehrte Frank gereizt ab. »Um dergleichen handelt es sich doch überhaupt nicht. Sie ist ein nettes kleines Mädchen, das zu unserem Ensemble gehört. . . Nun gut, ich kann es dir ja sagen. Sie heißt Maisie Bishop und hat eine kleine Rolle in dem Stück, das wir jetzt spielen.« Wilbur nickte.
    »Ich habe sie auf der Bühne gesehen. Sie ist wirklich sehr hübsch. Aber was hast du mit ihr?« Frank antwortete nicht gleich.
    »Heute abend kam sie zu mir -«, begann er, »ich war schon zum Auftritt bereit. Sie machte einen sehr besorgten Eindruck und erzählte mir, daß sie in großen Schwierigkeiten sei. Ihre Familie leide bittere Not, und sie bat mich, ihr etwas Geld zu leihen. Ich hatte im Augenblick natürlich keine Zeit, mich mit ihr zu beschäftigen - ich mußte hinunter, um auf mein Stichwort zu warten. Ich versprach aber, daß ich helfen wolle, und habe es dann völlig vergessen.«
    »Nun, du kannst sie ja noch aufsuchen, sie ist doch sicher nicht schwer zu finden.«
    »Das ist es nicht. Aber schau mal her!« Er steckte die Hand in die Tasche, holte den ganzen Stoß Banknoten heraus und legte ihn auf den Tisch. »Das ist natürlich falsches Geld, wie wir es auf der Bühne verwenden. Als ich sie nun unten im

Weitere Kostenlose Bücher